Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Fussball Regional
04.11.2021
05.11.2021 16:26 Uhr

Derbykracher: «Not gegen Elend»

Montlingen gegen St.Margrethen: Die aktuelle Tabellensituation beider Mannschaften bringt noch mehr Brisanz in das Derby vom kommenden Sonntag.
Montlingen gegen St.Margrethen: Die aktuelle Tabellensituation beider Mannschaften bringt noch mehr Brisanz in das Derby vom kommenden Sonntag. Bild: Ulrike Huber
Hochspannung in der 2. Liga. St.Margrethen, Au-Berneck und Montlingen sind nur durch zwei Punkte getrennt. Welches Rheintaler Team überwintert auf einem Abstiegsplatz? Und am Sonntag kommts zum Abstiegsschocker zwischen Montlingen und St.Margrethen.

Bei den Rheintaler Zweitliga-Teams läuft es aktuell alles andere als rund. St.Margrethen, Au-Berneck und Montlingen befinden sich am Schluss der Tabelle um den ominösen Strich, nur Schluein/Ilanz ist aktuell schlechter klassiert. Was sind die Gründe für das sportliche Darben? Rheintal24 hat sich vor der letzten Runde bei den betroffenen Mannschaften umgehört. Im Mittelpunkt steht dabei das Derby auf dem Kolbenstein, wo das Team von Eric Regtop auf den FC St.Margrethen trifft.

Montlingen braucht einen Sieg

Wollen die Montlinger die Winterpause über dem Strich verbringen, hilft nur ein Sieg. St.Margrethen will nach fünf Niederlagen in Folge endlich wieder punkten. Oder wie es Montlingen-Trainer Eric Regtop am Rande des A-Juniorenspiels zwischen St.Margrethen und Montlingen ausdrückte: «Am Sonntag trifft Not auf Elend.»

Die schlechte Platzierung der Montlinger kommt insgesamt überraschend. Vor allem auf dem heimischen Kolbenstein mit dem fanatischen Publikum im Rücken hat man von der Regtop-Elf mehr Punkte erwartet. Wir haben bei Montlingen-Sportchef Martin «Ox» Baumgartner den Puls gefühlt. 

Martin «Ox» Baumgartner (links) will zusammen mit Trainer Eric Rectop an der «Montlinger Strategie» festhalten Bild: fcmontlingen.ch

Martin Baumgartner, mit einem Sieg gegen St.Margrethen könnte Montlingen die Winterpause auf einem Nichtabstiegsplatz verbringen. Gerade psychologisch wäre das sicher wertvoll. Was macht Dich optimistisch, diese wichtige Partie gewinnen zu können?

Klar ist es unser Ziel, auf einem Nichtabstiegsplatz zu überwintern. Dies wäre für die Moral immens wichtig. Allerdings würde sich nichts daran ändern, dass wir im Winter gut arbeiten müssen, um für die Rückrunde bereit zu sein. Mich stimmt die Atmosphäre in der Mannschaft und die fussballerische Entwicklung in den letzten Spielen positiv für das Derby am Sonntag gegen St.Margrethen.

Dass Montlingen ein Spiel vor der Winterpause auf einem Abstiegsplatz liegt, kommt für viele überraschend? Auffallend ist, dass man wenig Tore schiesst. Wo siehst Du die Gründe?

Interessante Frage. Vor ein wenig mehr als einem Monat wurde ich von rheintal24 auf die Anzahl Gegentore angesprochen und dabei wurde nachgefragt, ob allenfalls die Kaderzusammenstellung nicht optimal gewesen sei.  Hierzu kann ich auch fünf Wochen später nicht viel anderes sagen und bin nach wie vor überzeugt, dass die Homogenität zwischen Offensive und Defensive entscheidend ist und nicht einzelne Mannschaftsteile.

Unabhängig vom Ausgang des Spiels am kommenden Sonntag scheint es so, dass die Mannschaft auf der einen oder anderen Position verstärkt werden muss. Wie ist Deine diesbezüglich Haltung?

Es ist so, dass wir die Situation fortlaufend analysieren. Hierbei haben sich einige Punkte herauskristallisiert. Wir haben Situationen gesehen, welche weniger gut gepasst haben und natürlich auch solche, die besser gepasst haben als angenommen. Nach Abschluss der Vorrunde werden wir die Situation intern besprechen und jeder weiss, dass Fussball ein schnelllebiges Geschäft ist und immer etwas passieren kann.

Der FC Montlingen fährt seit Jahren folgende Strategie: Grundsätzlich baut man auf die eigenen Jungen und verstärkt das Team mit drei- bis vier Auswärtigen, die dann nicht nur wegen des guten Biers auf dem Kolbenstein kicken. Folgende These: Ein Abstieg wäre kein Drama, da die dritte Liga aktuell mit sieben Rheintaler Mannschaften sowieso interessanter ist und man sich gleichzeitig das Geld für auswärtige Spieler sparen könnte. Richtig oder falsch?

Falsch! Unser Ziel ist weiterhin, mit der oben genannten Strategie in der 2. Liga zu kicken. Das ist eine Herausforderung, aber durchaus möglich. Und soviel ich weiss, verkauft die Brauerei am Fusse der Rebsteiner-Bergs den 2. und 3. Liga Kickern das gleiche Bier. Das heisst für mich, dass es noch weitere Anreize geben muss. Und auch in der 3. Liga benötigt man einzelne Spieler, welche den Unterschied machen können.

Nebst drei bis vier Auswärtigen setzt Montlingen auf Eigengewächse wie Nando Lüchinger (rechts) Bild: Ulrike Huber

St.Margrethen im Elend

Beim FC St.Margrethen ist die Stimmung am Tiefpunkt. Nach fünf Schlappen in Serie auch nicht weiter verwunderlich. Auf der Rheinau ging es schon immer etwas chaotischer zu und her, allerdings sind die Zeiten des «FC Hollywood» mit spektakulären Transfers und Trainerwechseln schon länger vorbei. 

Nachdem man in der letzten Saison nur dank der Tatsache, dass die Rückrunde coronabedingt nicht gespielt werden konnte, nicht abgestiegen ist, wiederholen sich nun die Ereignisse aus der verkorksten letzten Saison. Dem Kader fehlt es an Breite und ist durch die vielen Verletzten ausgedünnt. Notgedrungen standen in den letzten Spielen bei der Shoshi-Elf mehrere Akteure aus dem Umfeld der 5. Liga in der Startformation. 

Nurkan Ibrahimi: Einer der Dauerverletzten beim FC St.Margrethen Bild: Ulrike Huber

Parallelen zur letzten Saison

Dass sich auf der Rheinau so viele Spieler verletzt haben, ist auch mit Pech zu erklären - aber nicht nur. Hat man es in St.Margrethen verpasst, die richtigen Schlüsse aus der letzten Saison, wo man bereits mit einem zu knappen Kader zu kämpfen hatte, zu ziehen? Der St.Margrethen-Präsident verneint: «Wir haben im Kader viel mehr Qualität als in der letzten Saison. Wir beklagen einfach zu viele verletzte Spieler.»

Die Aussage des Vereinsoberhaupts erstaunt. Die Mannschaft war in der abgelaufenen Saison zumindest bis zum coronabedingten Unterbruch exzellent besetzt und holte aus acht Partien allerdings nur magere 9 Punkte. Nach Wiederaufnahme des Meisterschaftsbetriebs schaffte man mit einem Punkt aus drei Spielen haarscharf den Ligaerhalt. Auch damals standen diverse Spieler wegen Verletzungen nicht zur Verfügung, zudem hatten Leistungsträger wie Eris, Zdravkovic oder Ibrahimi den Verein in der Winterpause verlassen. In der letzten Saison standen aus elf Partien 10 Punkte zu Buche. Aktuell sind es nach zehn Partien ebenfalls 10 Punkte. Die Parallelen zur letzten Saison sind unverkennbar. 

FC St.Margrethen-Präsident Fredi Britt (rechts) will die Mannschaft auf die Rückrunde verstärken - wohl sehr zur Freude von Spielertrainer Besart Shoshi Bild: PD

Britt teilt weiter mit, dass der Vorstand die Mannschaft in der Rückrunde zusätzlich verstärken wolle. Es scheint, dass zumindest der Präsident wieder in das Fanionteam investieren will. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der Vorstand der Heldsberger, nicht unbedingt bekannt als Befürworter grosser Investitionen in die erste Mannschaft, die Haltung seines Präsidenten teilt.

Die Zuschauerzahlen auf der Rheinau sind in dieser Saison noch weiter zurückgegangen. In früheren Jahren war die 2. Liga gespickt mit mehreren Rheintaler Mannschaften. Diese Derbys fehlen vor allem in St.Margrethen, da Gastmannschaften wie Herisau oder Schluein/Illanz weniger Zuschauer auf die Anlage bringen und eine Heimbasis kaum vorhanden ist. Angesprochen, ob die 3. Liga mit sieben Rheintaler Mannschaften nicht attraktiver zu spielen wäre, verneint der Vereinspräsident: «Wir wollen uns kurz- und langfristig in der 2. Liga halten.» 

Die junge Mannschaft von Au-Berneck hat trotz mässiger Punkteausbeute in der Vorrunde keine schlechte Figur gemacht Bild: Ulrike Huber

Sieg hat gut getan

Gute Stimmung herrscht aktuell beim FC Au-Berneck nach dem zweiten Saisonsieg, den die Hafner-Elf am letzten Samstag in Schluein mit einer tadellosen kämpferischen Leistung einfahren konnte. Auch das nötige Wettkampfglück sei dieses Mal auf ihrer Seite gewesen, ergänzt der Sportchef der Degern-Elf, Guido Böhrer. Was meint er zur aktuellen Ausgangslage mit drei Rheintaler Mannschaften im Tabellenkeller. «Aus neutraler Sicht betrachtet, ist die Ausgangslage natürlich spannend und interessant. Aus meiner Optik haben aber alle drei Mannschaften die nötige Qualität, um den Ligaerhalt zu schaffen.»

Captain Mario Zivic kehrt nach Gelbsperre zurück Bild: fas

Au-Berneck will endlich den ersten Heimsieg

Der jungen Auer Mannschaft fehlte es in der Vorrunde noch etwas an Konstanz. Guten Auftritten folgten oft ungenügende Leistungen. Auch mangelte es manchmal an der Effizienz oder man hat Punkte durch individuelle Fehler leichtfertig verschenkt. «Dass wir praktisch jedes Wochenende mit einer anderen Defensive auflaufen mussten, hat dann natürlich auch nicht zur Stabilisierung beigetragen,» teilt Böhrer weiter mit. 

Am Samstag kommt es beim Heimspiel gegen den FC Winkeln zum Wiedersehen mit Thomas Koller, der einige Jahre als Co-Trainer auf der Degern gewirkt hat und jetzt als Cheftrainer für den FC Winkeln verantwortlich ist. Die St.Galler reisen mit einer Serie von vier Siegen aus den letzten vier Spielen ins Rheintal. Die Auer möchten im letzten Spiel der Vorrunde endlich den ersten Heimsieg einfahren. Roman Hafner muss auf Daniele Varano verzichten, der sich in Schluein die vierte gelbe Karte abgeholt hat und somit gesperrt ist. Dafür kehrt Mario Zivic nach abgesessener Gelbsperre wieder zurück. 

Aus objektiver und unparteiischer Sicht ist zu wünschen, dass alle drei Rheintaler Mannschaften den Verbleib in der 2. Liga sichern können. Jeder weitere Wegfall eines Teams aus dem Rheintal würde die Attraktivität der Liga aus Rheintaler Sicht nochmals schmälern. 

 

rheintal24
Demnächst