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06.02.2025
07.02.2025 08:50 Uhr

Lustenau zu SFS-Windrad: «Rational erklärbare Fakten abwarten»

Oben: Manuel Cadonau, Präsident IG Gegenwind Au-Heerbrugg; unten: Mag. Dr. Kurt Fischer, Bürgermeister Lustenau
Oben: Manuel Cadonau, Präsident IG Gegenwind Au-Heerbrugg; unten: Mag. Dr. Kurt Fischer, Bürgermeister Lustenau Bild: zVg, Collage: fam
Mit der «Bürgerbewegung für Menschen, Wohnqualität und Natur» hat die hiesige IG Gegenwind Au-Heerbrugg prominente Unterstützung aus dem nahen Ausland erhalten. Was bedeutet das Windrad für die Gemeinden ennet des Rheins? Rheintal24 hat nachgefragt.

Kurz vor der Abstimmung rund um das Windrad auf dem Gelände der SFS bekommen die Gegner von der IG Gegenwind Au-Heerbrugg nochmal ordentlich Unterstützung. Wie sich jetzt herausstellt, formierte sich auch in Lustenau eine Bürgerbewegung, die ennet des Rheins ein Wörtchen mitreden will. Wir haben berichtet.

Die «Bürgerbewegung für Menschen, Wohnqualität und Natur», wie sich die Österreicher nennen, spannen jetzt mit der hiesigen IG zusammen, um gemeinsam gegen das SFS-Projekt ins Feld zu ziehen. Denn der Abstimmungssonntag ist bereits in greifbarer Nähe.

Manuel Cadonau von der IG Gegenwind ist erfreut über die neu gewonnene Unterstützung. «Es zeigt, dass wir mit unseren Anliegen nicht alleine sind. Wenn bereits die weiter entfernten Lustenauer Bedenken äussern, unterstreicht das, wie wichtig und aktuell unser Anliegen ist.» Es sei als klares Signal zu werten, dass immer mehr Menschen «die Problematik erkennen und sich für eine verantwortungsvolle Lösung einsetzen.»

«Gemeinsam noch stärker»

Diese neuen Synergien werde man daher auch nutzen. Die Rheintaler begrüssen dabei eine lockere Zusammenarbeit mit den Österreichern, betonen jedoch klar, dass beide Parteien unabhängig voneinander sind. «Wir werden uns weiterhin gegenseitig unterstützen, bleiben jedoch in unseren Aktivitäten unabhängig. Unsere Interessen sind in gewisser Weise unterschiedlich, da wir die spezifischen Gesetze und Anliegen der Schweiz berücksichtigen und die Ausgangslage vor Ort in Heerbrugg eine andere ist als in Lustenau.»

Es sei daher wichtig, dass die lokalen Gegebenheiten in die Entscheidungen eingeflossen werden lassen sollen. «Mit der Unterstützung aus Lustenau haben sich unsere Chancen definitiv verbessert. Für die weitere Entwicklung des Projekts ist diese Unterstützung von grossem Wert, denn gemeinsam sind wir noch stärker!»

Vorerst ruht man sich vor dem Sturm mal aus und wartet das Abstimmungsergebnis vom Sonntag ab. Anschliessend wird das Resultat gründlich analysiert und die nächsten Schritte festgelegt. «Es stehen noch wesentliche Herausforderungen bevor, wie die Anpassung des Richtplans, die Ausarbeitung des Sondernutzungsplans und die kommunalen Plangenehmigungsverfahren. In diesen Prozessen wird die Einhaltung sämtlicher rechtlicher Vorgaben überprüft, und es erfolgt eine umfassende Interessensabwägung. Wir werden uns nach Möglichkeit daran beteiligen und uns einbringen.»

Die IG Gegenwind und die «Bürgerbewegung für Menschen, Wohnqualität und Natur» spannen zusammen, sind aber unabhängig Bild: zVg

«Berechtigte Zweifel»

Cadonau zeigt sich als guter Demokrat. «Meiner Meinung nach sollten Windräder vor allem auch an Standorten errichtet werden, an denen die Bevölkerung das Projekt unterstützt. Sollte unsere Initiative abgelehnt werden, werden wir das Abstimmungsergebnis genau analysieren. Als Demokrat respektiere ich den Willen der Bevölkerung. Aber auch ohne Mindestabstand müssen die geltenden Vorschriften eingehalten werden, und da haben wir zum Beispiel beim Lärmschutz berechtigte Zweifel.»

Zweifel, die man auch auf der anderen Seite des Rheins teilt. In einer Medienmitteilung wurde behauptet, dass der Bürgermeister von Lustenau , Mag. Dr. Kurt Fischer, ebenfalls das Windrad auf dem Radar hat. Im Falle einer Ablehnung der Initiative werde er mit dem Land Vorarlberg gemeinsam prüfen, ob es Emmissionsbelastungen gebe. Doch Lustenau ist gut einen ganzen Kilometer weg; der geforderte Mindestabstand ist 500 Meter. Hebelt das nicht die Initiative heraus? Angeblich sind die Lärmemmissionen auch in einem Kilometer immer noch ein Thema.

Cadonau findet klare Worte: «Die Aussage des Bürgermeisters von Lustenau zeigt, dass sogar an weiter entfernten Standorten Bedenken hinsichtlich der Emissionsbelastung bestehen. Das unterstreicht, wie wichtig der Schutz der Anwohner und ihrer Lebensqualität ist – sowohl in der Schweiz als auch in benachbarten Regionen. Und das macht auch deutlich, dass unsere Forderung nach 500 Metern ein massvoller Kompromiss für eine Energiewende mit Vernunft und Rücksicht auf die Bevölkerung ist.»

Kurt Fischer Bild: Ulrike Huber

Und was sagt man in Lustenau?

Rheintal24 konnte auch den Lustenauer Bürgermeister zu einem Statement bewegen. Dieser zeigt sich der Ernsthaftigkeit der Thematik bewusst, behält aber einen kühlen Kopf. Zwischen den Rheintaler Gemeinden und Lustenau gebe es einen vertrauensvollen Umgang. «Sollte die Initiative abgelehnt werden, geht es zuerst in die Planung und in Behördenverfahren. Ich habe vollstes Vertrauen in die Schweizer Struktur.» In erster Linie werde jetzt das Abstimmungsergebnis am Sonntag abgewartet und dann weitergeschaut.

Das Land Vorarlberg spielt aber eine wichtige Rolle. «Sollte es ein Verfahren rund um die Prüfung der Umweltverträglichkeit geben, würde dies ohnehin überregional und in Zusammenarbeit mit dem Land Vorarlberg geschehen.» Der Bürgermeister hebt weiter heraus, dass man sich in Lustenau aber auch durchaus bewusst sei, dass es sich um ein Sonderprojekt, isoliert auf Schweizer Boden handle und Österreich daher eine andere Rolle spielt. «Erneut möchte ich betonen, dass ich vollstes Vertrauen in die Schweizer Verfahrenskultur habe.»

Emotionen und Fakten trennen

Dennoch werde man ein Auge auf die Entwicklungen haben. «Beispielsweise wie sich die Lärmemissionen auf uns auswirken, wie der Schattenwurf ist, etc. Sind das Aspekte, die uns betreffen? Schliesslich ist der westliche Siedlungsrand ja über einen Kilometer entfernt.» Man müsse sich daher von Fakten und Visualisierungen leiten lassen. Keinesfalls von Emotionen.

Emotionen gibt es dennoch. Und zwar aus der Bevölkerung. Nicht einfach so hat sich ja eine Bürgerbewegung gegründet. In Deutschland kippte die Stimmung sogar so weit, dass die Windkraft gleich zwei Status einnimmt. Auf der einen Seite ist sie ein Symbol für den Klimaschutz – und wird auf der anderen Seite von Klimagegnern verteufelt. Fischer will auch hier einen kühlen Kopf bewahren. «Warten wir erst einmal die rational erklärbaren Fakten ab.»

Wie das Tauziehen zwischen Gegnern und Befürwortern ausgeht, zeigt sich am kommenden Sonntag, wenn das SFS-Windrad an die Urne kommt. Dann weiss man mehr und alle Parteien können die weiteren Schritte planen. Sei es die SFS, die IG Gegenwind oder neu auch die Lustenauer Bürgerbewegung.

Fabian Alexander Meyer