Alle Jahre wieder – kommt nicht nur der Weihnachtsmann, sondern bringt auch das Dorftheater Widnau ein Theaterstück auf die Bühnenbretter, die die Welt bedeuten. So auch dieses Jahr. Der Schwank «Saure Zeiten – Sturm im Gurkenglas» feierte am Samstagabend im Metropol in Widnau eine äusserst gelungene Premiere.
«Nur Dillmanns Gurken machen mich scharf»
Wunderbar ersonnenes Bühnenbild
Unter der – es sei bereits gesagt – sehr guten Regie von Andreas Neusser und seiner Assistentin Karin Zingg agierte das Ensemble dieses Mal in einem wunderbar ersonnenen Bühnenbild. Ein ganzes Schiffsdeck hatten die Bühnenbauer Andreas Nüesch, René Eugster zusammen mit «Plan-Grafik-Werk« und «der Maler Poljansek» im Metropolsaal entstehen lassen.
Die Handlung des Stücks von Autor Andreas Wening ist so verworren, wie auch schnell erklärt. Der Gurkenproduzent Hubert von Dillmann, äusserst sympathisch dargestellt von Roger Frischknecht, ist konkursreif. Oder nach seinen eigenen Worten: «Wir haben keine finanziellen Schwierigkeiten mehr, wir sind pleite.»
Die einzige mögliche Rettung sieht er darin, dass ihm sein Mitarbeiter Jürgen Jacobi ein sensationelles Rezept für scharfe Gurken verrät. Weshalb er diesen zusammen mit dessen stets schlecht gelaunter Gattin auf ein Abendessen auf seine Yacht «Wilma» einlädt.
Schluck aus der Brandyflasche
Wo unerwartet auch Wilma von Dillmann auftaucht, die schrullige und einem Schluck aus der Brandyflasche nie abgeneigte Mutter des Gurkenproduzenten, um komödiengerechte Verwirrung zu stiften. Verwirrung stiftet auch die nonchalante und vorlaute Küchengehilfin Marga Kwark, die aus der von nicht mehr bezahlten Mitarbeitern bereits leer geplünderten Kombüse ein Abendessen zaubern soll. Und Wienerle und Kartoffelsalat von Lidl und Aldi serviert, was die verwöhnte und mit Geld nur so um sich werfende Konstanze von Dillmann an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.
Mehr soll nicht verraten werden, schliesslich tritt das Dorftheater Metropol noch in sechs weiteren Aufführungen an. Also hingehen und selbst anschauen – beste Unterhaltung ist garantiert. Garantiert ist auch ein Lachmuskelkater. Denn sei es Gianni Ceraolo als herrlich schnippischer und distinguierter Butler Giuseppe, sei es die für die erkrankte Susan Gerhäuser kurzfristig eingesprungene und brillant als Konstanze von Dillmann agierende Nadja Mauro, oder Corinne Pozzan als stets schlecht gelaunte und griesgrämige Helga Jacobi, das gesamte Ensemble spielte grossartig.
Dillmann-Gurken-Werbespruch
Da sass jede Pointe, kam jeder Lacher. Und so erfuhr das Publikum, dass so manches männliche Aftershave besser verhütet als jeder Pariser. Dass der alte Dillmann-Gurken-Werbespruch «Ob Polizei, ob Schurken, alle lieben Dillmann-Gurken» durch den der heutigen Zeit angepassten sexy Slogan «Eigentlich bin ich ganz brav, nur Dillmanns Gurken machen mich scharf» ersetzt werden sollte.
Besonders zu erwähnen ist die mit trockenem Humor agierende Susi Miara als Gurkenmama Wilma von Dillmann. Die hinter den Kulissen den Ablauf des Gurkendramas steuert, meist mit einer oder auch zwei Flaschen Brandy in der Hand. Frei nach dem Motto «Promille statt Kamille». Von origineller Naivität war auch Sexbombe und Werbemodel Melody Summer, die von Ursi Wildhaber gegeben wurde: «Jeder will mit mir schlafen, dabei bin ich meistens gar nicht müde». Oder «Alle gutaussehenden Männer sind schwul und für uns Frauen bleibt nur der Schrott.»
Kein Wunder, erhielten Schauspieler und Staff am Ende der Vorstellung einen rauschenden Applaus.