«Swing`n`Roll» – das war das Motto des grossen Frühjahrskonzerts der SSC Big Band am Samstagabend im Saal des Hotel Sonne in Altstätten. Die rund 150 Besucher dieses Musikereignisses erlebten dabei praktisch zwei musikalisch vollkommen verschieden gestaltete Konzert in einem. «Swinging Jazz» traf auf den musikalischen Nachlass von Elvis.
Elvis im Big-Band-Sound
Guter alter Jazz
Im ersten Teil des Abends kamen die Fans des guten, alten Jazz aus den Sechzigern und Siebzigern des letzten Jahrhunderts voll auf ihre Kosten. Bandleader Mario Haltinner hatte für eine Big Band spielbare Jazzklassiker herausgesucht. Klassiker, die Herz und Seele des geneigten Zuhörers zum Swingen und Klingen brachten. Klassiker der Jazzgrössen Herbie Hancock, Miles Davis oder Sam Robbins.
Dazu Stücke von weniger bekannten, aber genauso guten Komponisten, wie etwa des erst vor wenigen Wochen verstorbenen Jazz-Saxophonisten Wayne Shorter. «Einer der grössten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts», wie Mario Haltinner in seiner Ansprache sagte. Shorter war zusammen mit Joe Zawinul der Gründer der legendären Jazz-Rock-Formation «Weather Report».
Qualitäten voll ausspielen
Bei der Aufführung seines Stücks «One by one» konnte die achtzehnköpfige SSC Big Band ihre Qualitäten voll ausspielen. Immer exakt, immer stringent, im Arrangement regelrecht detailversessen. Da passte alles, jede Note, jeder Einsatz, jeder Rhythmus. Dazu kamen grossartige Solisten, die prächtig improvisierten.
Weiter ging´s mit Stücken der einem breiten Publikum weniger bekannten Jazzkomponisten wie Lee Morgan oder Oliver Nelson. Wobei Lee Morgan späte Berühmtheit erlangte, als er während eines Konzerts von seiner betrogenen Ehefrau von der Bühne geschossen wurde.
Sein bekanntestes Stück «The Sidewinder» wurde von der SSC Big Band swingend interpretiert. Wie die anderen im Jazzteil des Abends gespielten Stücke kein Schicki-Micki-Schmuse-Sound. Sondern echter, geerdeter Jazz mit Ecken und Kanten.
Eigene Version der Elvis-Songs
Im zweiten Teil des Abends dann der Kontrapunkt. Legende Elvis stand im Mittelpunkt. Dazu hatte die SSC Big Band den Sänger Hampa Rest, bekannt als «Dean Martin» des Ensembles «The mountain Rat Pack» geholt. Ein guter Schachzug, denn Hampa Rest imitierte den Grossmeister des Rock`n`Rolls nicht sklavisch.
Was gut so war, denn Elvis` Stimme ist unkopierbar. Hampa Rest brachte viel mehr seine eigenen Versionen von Elvis-Songs auf die Bühne des Sonnen-Saals. Und wer sich innerlich darauf eingelassen hat, dem hat es prächtig gefallen.
Video: Ulrike Huber
Begleitet wurde der Sänger von der SSC Big Band-Muse und Stammsängerin Uschi Palmisano. So sangen die beiden etwa «Love me tender» im Duett. Ein grandioses Erlebnis. Denn Palmisanos zart-schmelzende Stimme mit dem wunderbaren Timbre und das samtene Organ von Hampa Rest harmonierten perfekt.
Keine entsprechenden Arrangements
Dieser Rock`n`Roll-Teil des Konzerts war für die Big Band gar nicht so einfach. Denn für die Elvis-Songs gibt es in der Regel keine entsprechenden Arrangements. Also wurde nachgearbeitet. Und zwar gut. Denn die Hits, wie etwa «Hound Dog» oder «Viva las Vegas» kamen leicht verjazzt rüber und vertrugen durchwegs gut die volle instrumentale Besetzung.
Video: Ulrike Huber
So war es für Musiker, Sänger und Publikum gleichermassen ein vergnüglicher, abwechslungsreicher Abend voller swingender, rockender und jazzender Musik.