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Walzenhausen
07.05.2022
19.06.2024 16:08 Uhr

Walzenhausen stand in Konkurrenz zu Heiden

 1925 erhielt Walzenhausen eine nach St. Margrethen und Heiden führende Postauto-Verbindung.
1925 erhielt Walzenhausen eine nach St. Margrethen und Heiden führende Postauto-Verbindung. Bild: Peter Eggenberger
Dieser Tage ist das Buch «Heiden – Geschichte von den Anfängen bis heute» erschienen. Unter anderem wird auch die Rolle Walzenhausens gewürdigt, das um das Jahr 1900 Heiden die Führungsrolle im Vorderland streitig machte.

Noch über die Jahre des Zweiten Weltkriegs hinaus verstand sich Walzenhausen als Subzentrum zu Heiden und damit als Nummer zwei im Vorderland. Die Gründe wurzeln in der wirtschaftlichen Blütezeit zwischen 1850 und 1914. «Von 1818 bis 1900 erlebte Heiden mehr als eine Verdoppelung der Wohnbevölkerung und erreichte am Ende dieser Periode mit 3745 Personen einen Höhepunkt.

Ein derart starkes Wachstum verzeichneten nur noch Herisau und Walzenhausen. Die beiden Gemeinden lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz im Vorderland. 1910 war Heidens Einwohnerzahl auf 3494 gesunken, während Walzenhausen im gleichen Jahr 3284 Bewohner zählte. Damit betrug die Differenz nur gerade noch 210 Personen», schreibt Historiker Thomas Fuchs in der erwähnten Neuerscheinung.

Einzige Vorderländer Bahngemeinden

Beide Gemeinden hatten ihre Höhenflüge dem Fremdenverkehr (Tourismus) und der Stickerei-Industrie zu verdanken. Gut vergleichen lässt sich die touristische Entwicklung: Heiden erhielt mit dem Freihof» 1848 ein führendes Hotel. Walzenhausen doppelte mit dem Kurhaus-Bad (eröffnet 1870) und der Rheinburg (1874) nach. Konkurrenz herrschte auch bei den Bahnen: Bereits 1875 wurde die Linie Rorschach-Heiden eröffnet, und 21 Jahre später (1896) folgte Walzenhausen mit der Bahn nach Rheineck. Heiden und Walzenhausen blieben einzige Vorderländer Bahngemeinden, wobei Wienacht eine Station der Häädler Bahn aufweist.

Auch ein Nacheinander bei den Schwimmbädern

Auch punkte Schwimmbäder hatte Heiden die Nase vorn: 1932 wurde die Anlage in Heiden eröffnet. Walzenhausen liess sich nicht lumpen und ermöglichte ab 1934 in der Ledi ebenfalls Badefreuden. Beide Bäder gehören heute zu den regionalen Attraktionen. 1920 erhielt Heiden die ersten Postauto-Verbindungen, und Walzenhausen doppelte 1925 mit dem Kurs Heiden – St. Margrethen via Lachen nach.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abstand zu Heiden grösser. Heute weist der Vorderländer Hauptort eine Einwohnerzahl von gut 4000 aus, während Walzenhausen gegenwärtig leicht über 2000 Personen zählt. (Das 300 Seiten umfassende illustrierte Buch «Geschichte von Heiden» ist bei der Tourist Information im Bahnhofgebäude Heiden sowie beim Appenzeller Verlag erhältlich)

Peter Eggenberger