Rund zweihundert Zuhörer waren in die Bernecker MZH Bünt gekommen, um «ihrem» MV Berneck zuzuhören. Denn dieser Musikverein ist ein «echter» Dorfverein im besten Sinne des Wortes. So bevölkerten auch viele Verwandte und Bekannte des Orchesters den Saal und den anschliessenden Apéro.
Musikalische Frühlingsgrüsse und ein neuer Dirigent
Dirigenten-Interregnum beendet
Die zwei Jahre Pause und das «Dirigenten-Interregnum» seit dem Ausscheiden von Langzeit-Stabführer Bruno Ritter sind offenbar spurlos am Musikverein vorbeigegangen. Denn das Spiel unter dem neuen Dirigenten Tobias Scherrer, der die Proben seit Anfang Januar leitet, war von aussergewöhnlicher Qualität.
Doch bevor die Aktiven zu ihren Instrumenten griffen, zeigte die Jugendmusik Au-Berneck-Heerbrugg, was sie sich mit ihrem musikalischen Leiter Martin Degasper, der leider zum letzten Mal am Dirigentenpult stand, erarbeitet hatte.
Nämlich ebenfalls eine für Jugendmusiken aussergewöhnliche Qualität. Satt im Klang und fehlerfrei in der Intonation brachten sie mit den Melodien aus dem Disney-Zeichentrickfilm «Tarzan», für den Phil Collins viele Ohrwürmer geschrieben hatte, das Publikum in Stimmung.
Wir sind die Monster
Eine sehr gute Leistung zeigten die jungen Musiker dann auch bei der Komposition «Monsters» von Thomas Doss. Monsters wurde beim Kompositionswettbewerb «Symphonic Wind Composers Project» mit dem ersten Preis ausgezeichnet. «Wir sind die Monster. Wir sind die Monster. Wenn du uns nicht fürchtest wirst du's bald bereuen!» Ein schwieriges Stück, von der Jugendmusik mit Bravour gemeistert.
Mit dem «Salute from Lucerne», einem fanfarenträchtigen Stück Musik, zu dem auch die noch junge Vereinsfahne geschwungen wurde, begrüssten die Aktiven ihre Zuhörer. Um dann gleich ihr Wettspielstück für den Kreismusiktag in Au vom 20. bis 22. Mai zu präsentieren.
«Lord Tullamore» von Carl Wittrock heisst das symphonische Stück, das aber nichts mit dem beliebten «Tullamore Whisky» aus Irland und schon gar nicht mit den torfigen Zungenschmeichlern aus Schottland zu tun hat.
Video: Ulrike Huber
Elegische Bedeutungsschwere
Das mitklingende irische beschwingte Lebensgefühl erinnerte an Michael Flatleys «Lord of the Dance», bevor die Musik zu elegischer Bedeutungsschwere wechselte. Marina Hassler zeichnete sich mit ihrem Oboe-Solo aus. Der Klangkörper spielte wie aus einem Guss. Ja, sie sind wieder da, die Bernecker Blasmusiker. Obwohl sie ja nie wirklich fort waren.
Originell das Spiel des Zugposaunenregisters beim Stück «Lassus Trombones». Da kamen die Posaunen so wirklich zum Zug (Vorsicht: Wortspiel). Und verbreiteten im Saal eine herrliche swingende Stimmung á la Benny Goodman, dem berühmten US-Posaunisten der Dreissiger- und Vierzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Originell waren auch die Überleitungen von Gaby Strack, die gewohnt souverän durch den Abend führte.
Ohrenschmeichler und tolle Soli
Es folgten noch Ohrenschmeichler von Andrew Lloyd Webber, die wieder einmal zeigten, was einen Meisterkomponisten vom ambitionierten Mittelmass unterscheidet.
Video: Ulrike Huber
Pascal Krüsi mit einem tollen Solo am Flügelhorn und Michael Schläpfer mit der «Ratschgurke» brachten mit dem ganzen Orchester dann heitere Frühlingsstimmung mit dem Evergreen «Under the Boardwalk». Und mit einem Medley der vielen Number-One-Hits von «Tiger» Tom Jones sowie einer nicht fehlen dürfenden Marsch-Zugabe entliessen die Musiker ihre begeisterten Zuhörer in den noch jungen Abend.