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Walzenhausen
10.03.2022
19.06.2024 16:05 Uhr

Haus im Güetli dokumentiert Kantons- und Gemeindegeschichte

Das historisch bedeutsamen Fabrikantenhaus im Güetli, Walzenhausen, erstrahlt heute in neuem Glanz.
Das historisch bedeutsamen Fabrikantenhaus im Güetli, Walzenhausen, erstrahlt heute in neuem Glanz. Bild: Peter Eggenberger
Das stattliche Fabrikantenhaus im Weiler Güetli wurde in den letzten Monaten sorgfältig restauriert. Das Gebäude dokumentiert Kantons- und Gemeindegeschichte, führte doch hier Konrad Keller-Künzler mit der Gemeinde-Ersparniskasse die kommunale Bank. Zugleich war er von 1919 bis 1943 Mitglied der Ausserrhoder Regierung.

Das stattliche, an der Durchgangsstrasse Walzenhausen – Berneck/Oberegg gelegene Gebäude zeugt bis heute von der seinerzeitigen Blüte der Stickereiindustrie im Vorderland. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, wurde das Haus 1906 von Konrad Keller (1876 – 1952) erworben. Auch er war in der Stickereibranche tätig. Zudem führte er einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb, von dem er sich mit dem Einstieg in die Politik trennte.

Gemeindehauptmann, Kantons- und Regierungsrat

1910 wurde er zum Gemeindehauptmann (Gemeindepräsident) gewählt. 1911 erfolgte seine Wahl in den Ausserrhoder Kantonsrat. 1919 legte er diese Ämter nieder, wurde er doch 1919 von der Landsgemeinde in die Kantonsregierung gewählt. Vorerst stand er der Gemeindedirektion vor, und von 1932 bis 1942 leitete er das Volkswirtschaftsamt. Von 1931 bis 1949 war er zudem Mitglied der Kantonalbank-Verwaltung. Einige Jahre war er ferner VR-Mitglied der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG.

Kassier der Gemeinde-Ersparniskasse

Ab 1911 war Keller zudem volle 41 Jahre lang als Kassier der Gemeinde-Ersparniskasse tätig. Die kommunale Bank wurde in seinem Haus geführt, wo er Spargelder verwaltete, Kredite gewährte und die Buchhaltung führte. Heute umfasst das Haus nebst zwei stilvollen Wohnungen auch die Götz Manufaktur GmbH von Raphaela Götz.

Benachteiligtes Vorderland

Seit Jahren ist das Appenzeller Vorderland und damit auch Walzenhausen in der Kantonsregierung nicht mehr vertreten. Zu Recht fühlt man sich im östlichen Kantonsteil benachteiligt. Ganz anders zwischen 1932 und 1943, als Walzenhausen mit Konrad Keller und Peter Flisch gleich zwei Regierungsräte stellte. Später folgten die Walzenhauser Werner Hohl, Ernst Vitzthum und Hans Ueli Hohl, der als letzter Walzenhauser von 1980 bis 1994 dem Ausserrhoder Regierungsrat angehörte. Letztes Vorderländer Regierungsratsmitglied war Köbi Frei, Heiden, dessen Amtstätigkeit von 2003 bis 2019 dauerte.

Peter Eggenberger