1989 übernahm Werner Bucher als Pächter gemeinsam mit seiner Gattin Irene Bosshart das Restaurant «Kreuz» in Wolfhalden. Gleichzeitig hielt hier auch Buchers Orte-Verlag Einzug, und zu den Gästen gehörten viele Literaturfreunde. Das «Kreuz» war eine gemütliche Nebenaussen-Wirtschaft, und die Förderung ähnlich gelagerter Gastbetriebe war Bucher ein Herzensanliegen. In der Folge verfasste er mit Gleichgesinnten den 288 Seiten starke Beizenführer «Urwaldhaus, Tierhag, Ochsenhütte & Co.», der dank des grossen Zuspruchs vier Auflagen erlebte.
Gemütlichkeit statt überbordende Renovitis
Vorgestellt wurden über zweihundert Wirtschaften in der Ostschweiz, wobei das Appenzellerland besonderen Stellenwert erhielt. Fast ausschliesslich kamen von Wirtsleuten mit Herzblut geführte Nebenaussen-Beizen zum Zug. Weiteres Aufnahmekriterium waren von überbordender Renovitis verschont gebliebene höckige Gaststuben. Auch das Angebot aus Küche und Keller hatte dem Altbewährten verpflichtet zu sein. Ebenfalls beschrieben wurden Lage und Erreichbarkeit der Beizen, wobei Bucher die empfohlene Einkehr fast immer mit einem Wandervorschlag kombinierte.
Erinnerungen an traditionsreiche Häuser
Klingende und leider verschwundene Namen im Vorderland sind etwa das «Gemsli» in Wolfhalden, der «Säntis» in Lachen-Walzenhausen, die «Aachmüli» in Rehetobel, der «Sternen» in Büriswilen (Oberegg) und der «Sternen» im Mitlehn (Oberegg). Sie werden liebevoll geschildert, und viel ist auch über die Geschichte der Restaurants zu erfahren. Zum Walzenhauser «Säntis» etwa schrieb Bucher: «Es ist ein hübsches kleines, seit 1949 von Elsa Messmer-Schläpfer geführtes Restaurant. Das 1857 erbaute Haus war früher eine Ferggerei. Im Restaurant lässt es sich in der von einem grünen Kachelofen geheizten Stube gemütlich verweilen. Dazu kann ein Pantli oder Schwinigs Stückli gegessen werden…»
Beiz erworben und stilvoll saniert
Als das Restaurant «Kreuz» in Wolfhalden verkauft wurde, erwarb das Ehepaar die stillgelegte Wirtschaft «Reutegg» in Oberegg. Nach einer stilvollen Renovation konnte hier ab 2006 wieder eingekehrt werden. Seit Werner Buchers Tod (2019) führt Gattin Irene das gemütliche Restaurant, das die im heute vergriffenen Beizenführer aufgelisteten Kriterien voll und ganz erfüllt.