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Oberegg
16.02.2022
19.06.2024 15:58 Uhr

Theatersaison fällt aus: Dramatischer Verein Oberegg ist 120 Jahre alt

Bild: Peter Eggenberger
Normalerweise fänden im ersten Quartal des Jahres landauf und landab Theateraufführungen verschiedenster Dorfvereine statt. Covid 19 verhindert aber entsprechende Aktivitäten. Betroffen ist auch der 120 Jahre alte Dramatische Verein von Oberegg, der erst wieder Anfang 2023 in Erscheinung treten wird.

«Auf unserem 2022er Programm stand die Aufführung des Lustspiels ‘Die flüügend Sau’. Die pandemiebedingten Unsicherheiten zwangen uns aber zur Absage der geplanten Aufführungen», bedauert Raphael Breu als Präsident des Dramatischen Vereins die aktuelle Situation. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, und der Verein ist zuversichtlich, dass das Verpasste nächstes Jahr nachgeholt werden kann.

1902 gegründet

«Der bis heute erfolgreiche Dramatische Verein wurde 1902 gegründet. Ins Leben gerufen wurde er von Robert Zoller-Lang, Johann Rohner, Karl Schmid und Sebastian Hohl. Im Repertoire standen zunächst dramatische und vielfach patriotische Stücke. Als erstes wurde ‘Gemma von Arth’ aufgeführt, gefolgt von ‘Landammann Reding’ und ‘Die Schlacht am Morgarten’. Später wurde auch leichtere Theaterkost eingeübt», schreibt David Aragai im Buch «Oberegger Geschichte».

Starke Frauenrollen begeisterten

Als Spielort diente bis Anfang der 1960er Jahre der Saal im «Bären». 1967 verlagerte sich das Theatergeschehen in den Vereinssaal am Kirchplatz. Auch in den Aufführungen der neueren Zeit standen häufig starke Frauenrollen im Zentrum des Geschehens auf der Bühne. 1990 beispielsweise gelangte erneut ‘Gemma von Arth’ zur Aufführung, und bereits 1977 hatte das in Innerrhoden spielende Drama «Anna Koch» für Betroffenheit, aber auch grosse Begeisterung gesorgt.

16 Aufführungen der «Dornesslerin»

Der gute Ruf des Vereins liess zu jedem Spiel zahlreiche Theaterbegeisterte aus der ganzen Region nach Oberegg pilgern. Rekordverdächtige 16 Aufführungen erlebte 2002 das zum 100-jährigen Bestehen des Vereins gezeigte Stück «Die Dornesslerin». Das im Appenzeller Vorderland spielende Schauspiel basiert auf dem Roman des einheimischen Schriftstellers Walter Züst, Grub. Gesamthaft verfolgten rund 4000 Interessierte das traurige Schicksal der im Weiler Dornesseln (Lachen-Walzenhausen) wohnhaften Agathe Rohner, die als Hexe gebrandmarkt, gefoltert und zum Tode verurteilt worden war. Zur Abwechslung darf man sich mit «Die flüügend Sau» auf leichte, dem Humor verpflichtete Kost freuen, und nach wie vor gehört der «Dramatische» zu den festen Werten der vielfältigen Oberegger Vereinskultur.

Peter Eggenberger