Was für ein amüsanter Unterhaltungsabend! Die Bernecker Blasmusiker stellten eine wirklich grosse Show auf die Bühne der MZH Bünt. Nämlich die neue TV-Sendung «Bernecks next Topdirigent». Eine Veranstaltung mit dem einzigen Zweck, für den MV Berneck endlich einen Taktstabführer für den nach dem Abgang von Langzeitdirigent Bruno Ritter schon seit 2019 vakanten Posten des Dirigenten zu finden.
Bernecks «Next Topdirigent» nach chaotischer Suche gefunden
Keine Kosten und Mühen gescheut
Man scheute keine Kosten und Mühen, sondern verpflichtete eine show-erfahrene Jury. Heidi Krumm, Bruce Flanell und Phil Kaufritz hiessen die illustren Gäste, die jeweils die von ihnen favorisierten Taktgeber vorstellten. Doch weder Kandidatin Victoria aus L.A., die das Orchester mit dem Rücken zum Publikum spielen lassen wollte, damit man nur sie sieht, noch Paul Popolski aus Tschechien, der die Stimmung der Musiker mit 98%-igem Wodka heben wollte, konnten wirklich überzeugen.
Letztlich blieb der Jury nur noch, den neuen Bernecker Dirigenten im Publikum zu suchen. Wo sie auch fündig wurden. Denn ganz «zufällig» befand sich Tobias Scherer aus Konstanz im Publikum, ein erfahrener Blasmusikdirigent. Der ab Januar 2022 seinen Taktstock in Berneck schwingen wird.
Interimsdirigent musste absagen
Präsident Philipp Färber erzählte auch, dass es um ein Haar diesen Unterhaltungsabend gar nicht gegeben hätte. Denn der seit diesem Sommer tätige Interimsdirigent Werner Horber aus Berschis musste aus Coronagründen Anfang der Woche mitteilen, dass es ihm nicht möglich sei, zu dirigieren. Als dies zu Beginn der mittwöchlichen Probe dem Orchester mitgeteilt wurde, habe eines der Mitglieder sofort gesagt, dass er einen Dirigenten kenne, der vielleicht noch einspringe.
Gesagt, getan, sofort angerufen. Und Reinhard Schäfer aus Hard sagte sofort zu, den Berneckern aus der Patsche zu helfen. Und sofort zur Probe zu kommen. Telefonat um acht Uhr abends. Um Viertel nach acht stand Schäfer schon im Proberaum. Die Zusammenarbeit klappte sofort grossartig und so dirigierte Reinhard Schäfer am Samstagabend den MV Berneck bei seinem Unterhaltungsabend.
Vor-Corona-Niveau
Kaum zu glauben, aber die Musikanten spielten auf einem Niveau, das beinahe an den Vor-Corona-Level heranreichte. Trotz der langen Probenpause. Trotz des Bedarfs nach einem «Notfalldirigenten». Den Musikern und Reinhard Schäfer ein grosses «Chapeau!».
Aber über all dem Dirigentenwirrwarr hätten wir jetzt beinahe die Musik vergessen. Wie immer machte die Kiddy-Truppe Popkorn unter der Leitung von Martin Degasper den Auftakt. Mit grossem Eifer zeigten die jungen Musiker, was sie denn schon alles gelernt haben. Beste Musik für dieses junge Alter.
Zukunft der Blasmusik ist weiblich
Bei der Jugendmusik Au-Berneck-Heerbrugg ist eines klar zu erkennen: Die Zukunft der Blasmusik ist weiblich. Denn die Girlies stellten in diesem ebenfalls von Martin Degasper musikalisch geleiteten Orchester die grosse Mehrzahl. Wie immer war kein grosser Unterschied mehr zu den «erwachsenen» Klangkörpern herauszuhören.
Gute Musikunterhaltung mit grossem Drama. Denn bei der Musik aus «Game of thrones» schrieen die Drachen und Ungeheuer so laut und donnerten die Blitze so stark, dass Dirigent Degasper von der Bühne flüchtete. Ein schöner Gag. Denn er stand natürlich sofort wieder an seinem Platz.
Leichte Unterhaltung
Der Musikverein wagte sich noch nicht an knifflige symphonische Blasmusikstücke heran, sondern brachte leichte Unterhaltung. Wie mit dem Frank und Nancy Sinatra-Klassiker «Something stupid», bei dem Sarah Schläpfer wieder einmal zeigte, was für eine wunderbare Stimme sie hat. Oder mit dem Medley «Best of ABBA». Dann gabs auch bei Filmmelodien der Filme von Terence Hill und Bud Spencer eine wirklich lustige Gesangseinlage von Martin Odermatt. Und bei der Zugabe durfte der neue Dirigent Tobias Scherer erstmals in Berneck den Taktstock führen. Zu den Klängen von «Bad Boy Leroy Brown».
Damit war das Programm noch nicht zu Ende. Denn es waren noch drei Ehrenmitglieder zu ernennen und zu ehren, die in den letzten zwanzig Jahren dem MV Berneck angehört haben. Und zwar Maja Schelling, Reto Hongler und Philipp Färber.