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Berneck
04.09.2021

Flöte, Jazz und eine seltsame Atmosphäre

«Erich Tiefenthaler´s Flute Jazz Four» an ihrem Bernecker Konzert, von links Peter Madsen, Erich Tiefenthaler,  Dietmar Kirchner und Patrick Menzechhi
«Erich Tiefenthaler´s Flute Jazz Four» an ihrem Bernecker Konzert, von links Peter Madsen, Erich Tiefenthaler, Dietmar Kirchner und Patrick Menzechhi Bild: Ulrike Huber
«Erich Tiefenthaler´s Flute Jazz Four», eine Jazz-Combo mit vier grossartigen Musikern, spielte am Freitagabend in der evangelischen Kirche in Berneck auf. In gewöhnungsbedürftiger Atmosphäre.

Wow! Da ist dem Kulturforum Berneck nur zu gratulieren, dass es sich traute, ein Konzert mit «Erich Tiefenthaler´s Flute Jazz Four» zu veranstalten. Echter, erdiger, unberechenbarer Jazz. Denn bei den vier Musikern handelt es sich um international gefeierte Jazz-Grössen. Tiefenthaler selbst hat eine eigene Improvisationssprache mit Einflüssen der europäischen, lateinamerikanischen und japanischen Musikästhetik entwickelt und ist ein absoluter Könner des Flötenspiels.

Beda Germann vom Kulturforum Berneck sprach die einleitenden Worte Bild: Ulrike Huber

Mit vielen Jazzgrössen gespielt

Aber auch seine drei Bandmitglieder haben schon mit vielen Jazzgrössen gespielt. So tourte Pianist Peter Madsen bereits mit Jazzlegende Stan Getz durch die USA und Europa. Bassist Dietmar Kirchner ist in der internationalen Jazzszene begehrt. Und Drummer Patrick Manzecchi aus Konstanz vorzustellen, hiesse wohl, die berühmten Eulen nach Athen tragen.

Erich Tiefenthaler mit einem extravaganten Flöteninstrument Bild: Ulrike Huber

Exzellente Musiker, exzellente Musik, Jazz wie er sein soll. Was die vier Protagonisten aus ihren Instrumenten hervorholten, war schlicht atemberaubend. So streichelte Patrick Manzechhi die Trommeln, Tom-Toms und Becken in seiner minimal besetzten Schlagzeugbude mehr, als er wirklich trommelte. Harmonisch-schmeichelnd die Klaviertöne von Peter Madsen, im Hintergrund den Rhythmus vorgebend das perfekte Bassspiel des Dietmar Kirchner. Und über allem stehend die Interpretationen des Flötenspiels des Bandleaders.

Dietmar Kirchner zupfte den Bass Bild: Ulrike Huber

Die Zuschauer hörten vier Jazz-Meister, die es wunderbar verstanden, in den Grenzen des Berechenbaren unberechenbar zu bleiben.

Ein vergebener Abend

Also musikalisch ein perfekter Abend. Dennoch ein vergebener Abend. Denn die evangelische Kirche zu Berneck als Lokalität für ein Jazzkonzert war, Verzeihung, völlig daneben. Der Schreiber dieser Zeilen wird nie seine Besuche vor zwei Jahrzehnten in den Jazzkellern am Prager Wenzelsplatz vergessen. Damals noch so richtig verraucht Kneipen mit kleinen Rundtischen. Ein frisch gezapftes Pilsner auf dem Tisch, dazu ein Glas Jack Daniels und eine Camel Filter im Mundwinkel.

Die Flöte ist ein bei Jazz Combos eher selten zu hörendes Instrument Bild: Ulrike Huber

So geht Jazz wirklich, ihr Moralapostel und autoritären Freiheitsbeschränker, die ihr ungefragt über die Gesundheit anderer wacht. Wie auch wieder beim Jazzkonzert in Berneck. Coronavorschriften. Nein, kein 3G-Zwang, was ja ein Konzert unter normalen Bedingungen ermöglicht hätte.

Jede zweite Bankreihe gesperrt

Viel schlimmer. Maskenzwang und jede zweite Bankreihe gesperrt. Da sassen die Zuhörer wie Zombies mit ihren Stofffetzen maskiert mit grossen Abständen in den steifen Kirchenbänken. Nein, da kommt keine Stimmung auf. Aber vielleicht finden die Leute vom Kulturforum für das nächste Mal eine Location, etwa einen der Weinkeller von Berneck, in der die schüttere Besucheranzahl auch unterzubringen ist. Und mit 3G-Vorgabe sogar ohne Abstände und Masken…

rheintal24/gmh/uh