Wow! Da ist dem Kulturforum Berneck nur zu gratulieren, dass es sich traute, ein Konzert mit «Erich Tiefenthaler´s Flute Jazz Four» zu veranstalten. Echter, erdiger, unberechenbarer Jazz. Denn bei den vier Musikern handelt es sich um international gefeierte Jazz-Grössen. Tiefenthaler selbst hat eine eigene Improvisationssprache mit Einflüssen der europäischen, lateinamerikanischen und japanischen Musikästhetik entwickelt und ist ein absoluter Könner des Flötenspiels.
Flöte, Jazz und eine seltsame Atmosphäre
Mit vielen Jazzgrössen gespielt
Aber auch seine drei Bandmitglieder haben schon mit vielen Jazzgrössen gespielt. So tourte Pianist Peter Madsen bereits mit Jazzlegende Stan Getz durch die USA und Europa. Bassist Dietmar Kirchner ist in der internationalen Jazzszene begehrt. Und Drummer Patrick Manzecchi aus Konstanz vorzustellen, hiesse wohl, die berühmten Eulen nach Athen tragen.
Exzellente Musiker, exzellente Musik, Jazz wie er sein soll. Was die vier Protagonisten aus ihren Instrumenten hervorholten, war schlicht atemberaubend. So streichelte Patrick Manzechhi die Trommeln, Tom-Toms und Becken in seiner minimal besetzten Schlagzeugbude mehr, als er wirklich trommelte. Harmonisch-schmeichelnd die Klaviertöne von Peter Madsen, im Hintergrund den Rhythmus vorgebend das perfekte Bassspiel des Dietmar Kirchner. Und über allem stehend die Interpretationen des Flötenspiels des Bandleaders.
Die Zuschauer hörten vier Jazz-Meister, die es wunderbar verstanden, in den Grenzen des Berechenbaren unberechenbar zu bleiben.
Ein vergebener Abend
Also musikalisch ein perfekter Abend. Dennoch ein vergebener Abend. Denn die evangelische Kirche zu Berneck als Lokalität für ein Jazzkonzert war, Verzeihung, völlig daneben. Der Schreiber dieser Zeilen wird nie seine Besuche vor zwei Jahrzehnten in den Jazzkellern am Prager Wenzelsplatz vergessen. Damals noch so richtig verraucht Kneipen mit kleinen Rundtischen. Ein frisch gezapftes Pilsner auf dem Tisch, dazu ein Glas Jack Daniels und eine Camel Filter im Mundwinkel.
So geht Jazz wirklich, ihr Moralapostel und autoritären Freiheitsbeschränker, die ihr ungefragt über die Gesundheit anderer wacht. Wie auch wieder beim Jazzkonzert in Berneck. Coronavorschriften. Nein, kein 3G-Zwang, was ja ein Konzert unter normalen Bedingungen ermöglicht hätte.
Jede zweite Bankreihe gesperrt
Viel schlimmer. Maskenzwang und jede zweite Bankreihe gesperrt. Da sassen die Zuhörer wie Zombies mit ihren Stofffetzen maskiert mit grossen Abständen in den steifen Kirchenbänken. Nein, da kommt keine Stimmung auf. Aber vielleicht finden die Leute vom Kulturforum für das nächste Mal eine Location, etwa einen der Weinkeller von Berneck, in der die schüttere Besucheranzahl auch unterzubringen ist. Und mit 3G-Vorgabe sogar ohne Abstände und Masken…