«Im Namen Gottes des Allmächtigen!» Pfarrer Dekan Josef Benz erinnerte die Anwesenden, unter ihnen auch Gemeindepräsident Christian Sepin, dass mit diesen Worten die Schweizer Bundesverfassung beginnt. Die Vertreter der Urkantone, die im Jahre 12091 den heiligen Schwur leisteten, der zur Keimzelle der modernen Schweiz werden sollte, taten dies mit dem Ziel, Freiheit, Friede, Gemeinschaft und die Einheit mit Gott zu fördern.
Ökumenischer Gottesdienst als würdige Bundesfeier
Privileg, die Zeit zu prägen
Pfarrer Benz erinnerte in seiner Rede an ein Zitat des Philosophen Soren Kirkegaard: «Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts». Die Zeit präge uns und wir hätten das Privileg, die Zeit zu prägen. Dabei könne man nur miteinander die Herausforderungen des Lebens annehmen und in Solidarität mit den Mitmenschen zu etwas nütze sein.
Anschaulich machte der Bernecker Pfarrer dies an einem Beispiel, das auf den Männerchor gemünzt war, der die Feier gesanglich begleitete: «Eine Stimme alleine kann diese grosse Kirche nicht mit Klang erfüllen, aber viele Stimmen können dies mit Leichtigkeit.» Und tatsächlich füllten die mehr als dreissig singenden Männer unter der Leitung von Martha Flesch das Kirchenschiff bei ihren Liedern mit wunderbarem Wohlklang. Es war ihr erster Auftritt nach dem Lockern der Coronabeschränkungen.
Freiheit geht auf die Bibel zurück
Prädikant Felix Indermaur von den Evangelischen Kirchen im Rheintal ging in seiner Festrede darauf ein, dass die Freiheit, die wir als so selbstverständlich empfinden, letztlich auch auf die Bibel zurückgehe. In der Apostelgeschichte steht geschrieben: «Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.»
Indermaur führte aus, dass diese Freiheit freilich nie grenzenlos sein kann. «An unbeschränkter Freiheit würden alle zugrundegehen.» Deshalb müssen dieser Freiheit Schranken, also Leitschienen im Interesse aller gesetzt werden, wie schon aus der Bibel ersichtlich: «Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.» Selbstverständlich wurde in der kirchlichen Feier auch der «Schweizer Psalm» gesungen. Vermutlich die einzige Nationalhymne der Welt, die Eingang in die kirchlichen Gesangsbücher gefunden hat.