Es mutet sich fremd an, dass der Kanton bis in die 1990- Jahre den Winzerinnen und Winzern die Rebsorten auf eine Handvoll beschränkte. Den kompetenten Kelterungsbetrieben ist es gelungen, trotz dieser Einschränkung sehr unterschiedliche Produkte herzustellen. Als der Bund schliesslich neue Sorten erlaubte, haben viele Winzerinnen und Winzer diese Chance ergriffen. So unterschiedlich wie die Bodenverhältnisse in den St.Galler Rebbergen, die dank der unterschiedlichen Topographie und ihrer Entstehung eine grosse Vielfalt bieten, präsentieren sich heute die Rebsorten. Die vorwiegend steilen Reblagen erstrecken sich vom Bodensee über das Rheintal zum Walensee und weiter bis zum Zürichsee. Alle profitieren sie von einem relativ ausgeglichenen Klima und dem warmen Föhn, der besonders im Herbst als "Traubenkocher" ein willkommener Gast in den Rebbergen ist.
Unter dem Titel "Sortenvielfalt im kleinsten Rebberg des Kantons St.Gallen" sind die 31 Sorten, die am meisten angebaut werden, anschaulich auf einer Tafel beim "Haus des Weins" in Berneck aufgeführt. Neben einigen alten Bekannten wie Blauburgunder, Müller-Thurgau oder Chardonnay finden sich Rebsorten wie Zweigelt, Rheinriesling oder Shiraz, die im ersten Moment nicht mit dem Kanton St.Gallen in Verbindung gebracht werden. Mit Johanniter, Muscaris, Souvignier gris und Maréchal Foch sind auch die sogenannten PIWI-Sorten vertreten. So bezeichnet man die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, die, wie der Name schon sagt, eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten aufweisen. Dies ermöglicht eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Der Kanton St.Gallen darf sich mit einem vergleichsweise hohen Anteil an PIWI-Sorten rühmen, hier eine Vorreiterrolle zu spielen. Dies im Bewusstsein, dass die Pflanzung von neuen Reben eine langfristige Angelegenheit ist und gut überlegt sein will.