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Berneck
16.05.2021

Weder Pilgerreisen noch Kirchengesang

Der Bernecker Pfarrer Dekan Josef Benz spricht über die Probleme der Gläubigen in der Coronazeit
Der Bernecker Pfarrer Dekan Josef Benz spricht über die Probleme der Gläubigen in der Coronazeit Bild: Ulrike Huber
Coronabeschränkungen haben in alle Bereiche des Lebens eingegriffen. Auch in den Glauben. Denn Gottesdienste, Bestattungen, Pilgerreisen waren und sind nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.

«Ja, das war auch für uns Seelsorger ein mehr als schwieriges Jahr», blickt der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Au-Berneck-Heerbrugg Dekan Josef Benz zurück. «Wir mussten uns ständig den neuen, jeweils geltenden Beschränkungen anpassen, so wie uns die Vorschriften des Bundesrates zur Umsetzung von der Diözese zugesendet wurden.» Wichtigste Massnahme in Berneck war die Einführung von zwei Gottesdiensten am Sonntagvormittag. Einer um halb Neun und einer um Zehn Uhr.

Besucheranzahl auf fünfzig Personen beschränkt

Was notwendig war, solange die Höchstzahl der Besucher mit fünfzig Gläubigen beschränkt ist. «Aber so ist es gut gegangen», berichtet der trotz seiner über siebzig Jahre jugendlich und agil wirkende Pfarrer Benz, «etwa dreissig bis vierzig Gottesdienstbesucher in der ersten und knapp fünfzig in der zweiten Eucharistiefeier.» Augenfällig beim Besuch der altehrwürdigen Bernecker Kirche: die Weihwasserbecken sind leer. Dafür steht ein elektronischer Weihwasserspender beim Haupteingang, der kontaktlos jeweils für einige Tropfen des geweihten Wassers sorgt.

Eine weitere Änderung in der Liturgie der Gottesdienste war das Verbot des Mitsingens der Gläubigen und des Kirchenchors. Jetzt ist der Kirchengesang wieder erlaubt, aber unter Maskenpflicht. Zu besonderen Hochfesten kommen dann einzelne gute Sängerinnen und Sänger oder wenige Instrumentalisten zum Einsatz. Ansonsten waren nur Kantorengesänge möglich. «Besonders schwer ist diese Zeit für unseren Kirchenchor, der jetzt schon über ein Jahr nicht mehr zusammen singen darf. Da wird es schon seine Zeit brauchen, bis der Chor dann wieder auf Damm ist. Was wichtig ist, denn Gesänge gehören fix zur Liturgie dazu.»

Nur mit Schutzkleidung und Handschuhen

Auch die Spende der Sakramente gestaltete sich schwieriger als in normalen Zeiten. Besonders etwa das Sterbesakrament. Pfarrer Benz: «Zu Beginn der Pandemie durften auch wir Geistlichen die Spitäler nur mit Schutzkleidung, Schutzmasken und Handschuhen ausstaffiert betreten, was dann schon sehr unpersönlich und vielleicht auch erschreckend für die Patienten war.»

Die Kirche in Berneck, deren älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen Bild: Ulrike Huber

Viele Taufen wurden zurückgestellt und werden dann wohl in nächster Zeit, wenn die Beschränkungen nach und nach aufgehoben werden, nachgeholt. Die Erstkommunion wurde in Berneck in zwei Gruppen aufgeteilt durchgeführt, sodass jeweils auch Verwandte und Bekannte der Kinder dabei sein konnten. Die in der Kirche in Au durchgeführte Firmung wurde mit nur fünfzig Personen durchgeführt. Dabei waren für jeden Firmling nur der Firmpate und eine sehr begrenzte Anzahl von Personen als Begleitung zugelassen.

Nur der engste Familienkreis

«Besonders traurig war die Stimmung bei den Bestattungen im ersten Lockdown, als nur der engste Familienkreis teilnehmen durfte und die Abschiedsfeier nur auf dem Friedhof stattfinden durfte», erzählt der altgediente Seelsorger, «jetzt hat sich die Zahl der Beerdigungsbesucher wieder auf etwa dreissig Personen normalisiert.»

Noch nicht normalisiert hat sich die Situation bei den Pilgerfahrten. So musste die Rheintaler Wallfahrt nach Einsiedeln, bei der jährlich bis zu 500 Gläubige mit dabei waren, auch heuer wieder abgesagt werden. «Wir hoffen auf das nächste Jahr.» Dekan Josef Benz hat auch schon so manche Pilgerreise in das Heilige Land organisiert. «Letztes Jahr wollte ich mit einer Gruppe nach Israel, das ist nicht zustande gekommen. Zuerst war es politisch heikel und dann auch noch Corona. Und dieses Jahr schaut es auch schlecht aus. Obwohl ja Israel einen Grossteil seiner Bevölkerung durchgeimpft hat und Corona dort überwunden scheint, ist es jetzt politisch besonders gefährlich.»

Die Pfarrkirche in Berneck

Durch die Schenkung eines reichen Grundbesitzers im Jahre 892 an das Kloster St.Gallen wurde «Bernang» zu einem äbtischen Hof. Damit erhielt der Abt von St.Gallen auch das Patronatsrecht über die Kirche von Bernang und setzte hier einen Priester in sein Amt ein. Somit kann mit grosser Sicherheit angenommen werden, dass schon im 9. Jahrhundert ein Gotteshaus gestanden haben muss. Aus Urkunden aus dem Jahre 1225 weiss man, dass zu dieser Zeit in Berneck eine «stattliche» Kirche stand. 1449 erfolgte ein erster Umbau, womit die Pfarrkirche ihre heutige Grundform erhielt. Seit der Reformation bis zum Jahr 1937 diente sie als Gotteshaus für die Gläubigen der evangelischen und der katholischen Konfession. 1937-1938 wurde sie erweitert und erhielt ihr heutiges Aussehen. Die Bernecker Kirche ist der «Mutter vom guten Rat» geweiht. 1998/1999 fand eine Innenrenovation statt.

gmh/uh
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