Sehr geehrte Redaktion

Die Energiepreise der verschiedenen Dörfer sollte man nicht über eine Datenbank vergleichen, welche unterschiedliche Produkte enthält (von da her gesehen war mein in einem früheren Leserbrief erhobene Einwand, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden gar nicht unpassend, zumal Berneck tatsächlich ein ökologischeres Produkt als Standard anbietet als Au).

Zudem hat jedes Netz seine eigenen Kosten und insbesondere bei Versorgung durch gemeindeeigene Betriebe gibt es die Möglichkeit, den Steuerfuss durch eine Quersubventionierung von der Elektra in die Gemeinde künstlich zu senken. Was mit Sicherheit so passiert, auch wenn die Gemeinden das nicht gerne hören.

Keine Grosskunden mehr?

Als Gründe für die stark unterschiedlichen Tarife von Au und Berneck, die ja mehr als ein Drittel auseinanderliegen, sehe ich weitere Möglichkeiten: In Berneck gibt es vielleicht keine Grosskunden mehr. Denn Unternehmen mit mehr als 1GWh Strombezug können ihren Lieferanten selbst wählen. Als Folge davon bezahlen die kleinen und privaten Strombezüger höhere Tarife, weil die Infrastruktur sich kaum verändert und weiterhin Kosten generiert, die auf weniger Energie verteilt werden muss (Netznutzungskosten).

Ebenso könnte es sein, dass in Au die Investitionen in die Verteilinfrastruktur wesentlich weniger und dadurch günstiger sind, was ich aber konkret mangels Unterlagen nicht definitiv behaupten kann. Sie haben offenbar bei Elcom nachgefragt oder nachgelesen. Dort wurde Ihnen eine Allgemeine Argumentation geliefert, wie die Auflistung der unterschiedlichen Stromkosten in den Gemeinden am Ende des Artikels zeigt.

Erstaunlich stark unterschiedliche Preise

Ich als Leser wäre aber durchaus interessiert, was die Gemeindewerke für Argumente für die wahrlich erstaunlich stark unterschiedlichen Preise angeben. Meine Berechnung des durchschnittlichen Energiepreises für Berneck und Au kommt übrigens zu leicht anderen Resultaten: Berneck ist mit einem Durchschnittspreis von 21.7 Rp./kWh aber tatsächlich deutlich teurer als Au mit 16.2 Rappen. Ursache dafür sind in allen nicht gesetzlich fixierten Bereichen höhere Ansätze für die Kostenanteile des Stromes in Berneck.

Auch die Grundgebühren, welche in diesem Strompreisvergleich gar nicht mitgerechnet sind, sind in Berneck deutlich höher, sogar doppelt so hoch! Zumindest ein Teil der Abweichung könnte übrigens daraus entstehen, dass Stompreise mit oder ohne MWST angegeben sind (in Au wird der MWST-Satz erst am Ende des Tarifblattes aufgerechnet).

Deutlich niedrigerer Preis in Au

Dazu wäre es, wenn man denn schon einen Kostenvergleich macht, sinnvoll, auch die Ursachen zu erforschen, statt einfach nur eine solch oberflächliche Ursache anzugeben, die nur für einen kleinen Unterschied im Preis sorgt wie im Fall von Berneck und Au. Es würde mich tatsächlich sehr interessieren, welche Gründe für die deutlich niedrigeren Preise in Au verantwortlich sind.

Die Preise kann man etwas aufwändiger als via der von Ihnen genannten Homepage ermitteln, indem man die meist auf dem Internet publizierten Stromtarife in einer Tabelle auflistet und dann mit einem Beispiel aus der Praxis durchrechnet. So sieht man nämlich auf einen Blick, wie sich die Differenzen zusammensetzen. Freilich hat man dann noch keine Erklärung dafür. Ein Blick in die beiden Jahresrechnungen 2019 der Gemeinde zeigt aber eine weitere Quelle: Während man in Berneck den Gemeindehaushalt mit satten 937'000 Franken subventioniert, bzw. die Einnahmen in die Reserven legt, werden in Au lediglich 485'000 Franken auf die hohe Kante gelegt...

Hier übrigens noch meine Quellenangaben:

Berneck:
Kretz_Daniel_-_2020_Tarif_T02.pdf (berneck.ch)
Politische_Gemeinde_Berneck_-_Geschaeftsbericht_2019_mit_Budget_2020.pdf

Au:
Elektra-Tarif (au.ch)
gau_GB2019_Gemeindeteil.pdf

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Erklärung etwas Licht ins Dunkel der Stromtarife gegeben zu haben. Und vielleicht gibt es ja noch einen dritten Artikel zu diesem Thema :-)“

Mischa Thurnherr, Berneck