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St. Margrethen
31.10.2025
31.10.2025 18:29 Uhr

Gemeindepräsidium: «Die Bürger wollen einen Einheimischen»

Andreas Trösch (links) zusammen mit Patrick Bollhalder (SVP) bei der Podiumsdiskussion.
Andreas Trösch (links) zusammen mit Patrick Bollhalder (SVP) bei der Podiumsdiskussion. Bild: fam
Der parteilose Kandidat Andreas Trösch geht als Zweitplatzierter in die Stichwahl um das Gemeindepräsidium von St.Margrethen. Er spricht über Machtspiele, verhärtete Fronten und seine Vision für ein geeintes Dorf.

Andreas Trösch ist einer der drei verbleibenden Kandidaten für die Friedauer-Nachfolge. Am 30. November kommt es zum Stichtag, wenn die St.Margrether Stimmbevölkerung nochmals an die Urne tritt und den Nachfolger von Reto Friedauer wählt. 

Jetzt beginnt erneut die heisse Phase des Wahlkampfs und bei den Kandidaten herrscht nochmals Aufbruchstimmung. Andreas Trösch, der Zweitplatzierte aus dem ersten Wahlgang, ordnet die politische Ausgangslage aus Sicht des einzigen verbleibenden parteilosen und nicht von der Findungskommission vorgeschlagenen Kandidaten ein.

Abgang von Herter nur der Vorbote des Unheils?

Darauf angesprochen, dass die SVP mit Patrick Bollhalder zum zweiten Wahlgang antritt, trotz lediglich 171 Stimmen im ersten Wahlgang, gibt sich Trösch wenig überrascht. «Es war absehbar, dass sie so reagieren werden. Es geht den Parteiverantwortlichen nicht darum, dass der für die Gemeinde richtige Kandidat das Präsidium übernimmt, sondern eher darum, dass man das Gesicht und den Einfluss nicht verliert.» Diese Haltung sei schon in der Findungskommission so gewesen. Trösch spielt dabei die Tatsache an, dass man ihn als offiziellen Kandidaten übergangen habe und erst nicht an der Podiumsdiskussion dabei haben wollte. Wir haben berichtet.

Das Vorgehen der St.Margrether SVP-Führung hinterlasse verbrannte Erde, sagt Trösch weiter: «Fabian Herter, der SVP-Mann, der die SVP-Linie konsequent vertritt und sich dafür einiges anhören musste, hat die Konsequenzen gezogen und die Ortspartei verlassen.» Und es soll nicht der letzte Abgang bei der Ortspartei gewesen sein, wie Trösch meint. Wir haben berichtet.

Spaltung des Dorfs gehe weiter

Das in der Öffentlichkeit ausgetragene Zerwürfnis zwischen Herter und der SVP spricht Bände. Und Trösch sieht sich selbst immer wieder als Zielscheibe der SVP, welche mit Patrick Bollhalder nochmals in den Ring steigt und damit natürlich dafür sorgt, dass sich die Stimmen im bürgerlichen Lager aufteilen werden. Bei der SVP stünden laut Trösch die persönlichen Interessen der Verantwortlichen an der ersten Stelle.

«Ich habe per Mail versucht, anzufragen, ob man sich austauschen kann und mitgeteilt, dass ich die von der SVP gegen mich verbreiteten Anschuldigungen auch gerne mal mit Fakten belegen würde. All das spaltet das Dorf immer weiter. Es ist eigentlich traurig, denn aus dem Podium und den Voten aller Kandidaten wünscht sich das Dorf Offenheit und Transparenz, und die, die das Dorf führen wollen, hören nicht zu und bleiben bei ihrer Haltung.»

Zu ambitioniert für die FDP?

Trösch kennt die Dorfpolitik aus erster Hand. Zwar nicht aus SVP-Sicht, aber er kann auf eine Vergangenheit in der FDP zurückblicken. «Mein Austritt aus der FDP hatte viele Gründe. Der Wichtigste war, dass ich längst meine Ambitionen angekündigt habe und auch als Vorstandsmitglied darauf hinarbeitete. Aus taktischen Gründen wurden mir dann aber immer Personen vorgezogen, die zuvor nicht in der Partei waren und immer von Ralph Brühwiler rekrutiert wurden.» Das sei für ihn störend gewesen.

Später sei ihm klar geworden, dass es hierbei nicht um die eigentliche Sache ging, sondern darum, sich den Einfluss in der Gemeinde zu sichern. «Dazu kommen sicher auch persönliche Differenzen zwischen Ralph Brühwiler und mir. Allerdings kenne ich hier den Ursprung auch nicht.» Trösch stellt die Mutmassung auf, dass es wohl daran lag, dass sie beide Elektro-Unternehmen geführt haben. Und so verwundert es auch nicht, dass die FDP nach dem Rückzug ihres Kandidaten Alexander Herzog, ihr ehemaliges Parteimitglied im zweiten Wahlgang nicht unterstützt. Das gilt allerdings auch für Patrick Bollhalder. Der Freisinn empfiehlt - für viele bürgerliche Wähler überraschend - Armin Hanselmann. 

Respekt vor der Leistung des Konkurrenten

Trösch attestiert seinem Hauptkonkurrenten Armin Hanselmann einen stark geführten Wahlkampf. «Die SP Ortspartei ist zusammengestanden und hat ihre eigenen Werte hochgehalten hat. Das hätten die Bürgerlichen nicht geschafft. Und deshalb habe er auch Stimmen von links bis rechts einheimsen können. 

Die Ausganslage für Trösch hat sich - auch durch die erneute Kandidatur von Bollhalder - vor dem zweiten Wahlgang sicher nicht verbessert. Trösch sagt: «Die Karten werden nochmals neu gemischt. Der erste Wahlgang - vor allem das Resultat von Alexander Herzog, der am meisten Mittel zur Verfügung hatte - zeigt deutlich, dass man in St.Margrethen einen neuen Gemeindepräsidenten will, den man kennt.» 

Auf Mutmassungen lässt sich Trösch allerdings nicht hinaus. «Die Bürger haben die Augen geöffnet und merken langsam, dass es eine Veränderung braucht. Sie sehen auch, dass es nicht damit getan ist, an alle Feste zu gehen und fleissig mitzufeiern. Es braucht Leute, die sich für das Dorf einsetzten.»

Sämtliche Artikel und Leserbriefe zur Gemeindepräsidiumswahl finden Sie hier.

nas/fam