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St. Margrethen
21.08.2025
21.08.2025 11:01 Uhr

Friedauer-Nachfolge: Die vier Kandidaten im Gespräch

Armin Hanselmann, Alexander Herzog, Moderator Andreas Rüdisüli, Andreas Trösch, Patrick Bollhalder
Armin Hanselmann, Alexander Herzog, Moderator Andreas Rüdisüli, Andreas Trösch, Patrick Bollhalder Bild: fam
In der St.Margrether Rheinauhalle trafen die Gemeindepräsidiumskandidaten Alexander Herzog, Armin Hanselmann, Andreas Trösch und Patrick Bollhalder auf Publikum und Moderator – mit klar unterschiedlichen Vorstellungen zu Integration, Steuern und Lohn. Am 28. September fällt die Entscheidung.

Am 20. August stellten sich die vier Kandidaten rund um das Gemeindepräsidium in St.Margrethen in der Rheinauhalle den Fragen von Moderator und «Rheintaler»-Chefredaktor Andreas Rüdisüli und dem Publikum. Rheintal24 war dabei als Alexander Herzog, Armin Hanselmann, Andreas Trösch und Patrick Bollhalder sich gegenübertraten.

Was macht die Kandidaten aus?

Zu Beginn sprachen die Kandidaten über ihre Motivation. Gestartet wurde mit dem Jüngsten im Bunde; Armin Hanselmann: «Aus dem Herz und mit dem Herz in St.Margrethen. Die Zukunft liegt mir am Herzen», erklärt das GPK-Mitglied und Departementssekretär für Gesundheit und Soziales im Kanton AI. «Durch meine Arbeit habe ich Einblicke in verschiedene politische Ebenen. Mit Herz will ich die Zukunft und das St.Margrethen von morgen gestalten.»

Alexander Herzog: «Dass ich nicht vom Dorf komme, ist ein Vorteil. Ich bin neutral und offen. Das Herz trage ich auf dem Flyer, im Namen und in St.Margrethen. Ich bin im besten politischen Alter und habe Erfahrungen in KMUs und auf mehreren Gemeinden.»

Andreas Trösch: «Kinderlos und ledig, Single, Götti, Freund und meistens liebevoll. Mein Werdegang ist vielseitig. Ich wurde Elektriker und habe später die Meisterprüfung gemacht. Anschliessend kam ich zum kantonalen Führungsstab, lernte Medienarbeit, Führung und Krisenmanagement. Ich will unser Dorf bewahren und mit klarer Kommunikation wandeln.»

Den Abschluss machte Patrick Bollhalder: «Ich bin nervös und gerührt. Ich hoffe, dass bei den Bürgerversammlungnen genau so viele Leute teilnehmen. Ich will euch und meine Familie nicht enttäuschen und eure Interessen wahren. Auf das Fundament von Reto will ich aufbauen.»

Bild: fam

Integration und Ausländeranteil im Dorf

Anschliessend wurden die Kandidaten befragt, wie sie die Situation rund um Ausländeranteil und Integration in St.Margrethen einschätzen.

Hanselmann: «Es gibt hier einen grossen Ausländeranteil, aber das kann auch ein Vorteil sein. Wir haben hier viele Projekte wie beispielsweise Sprachkurse und Stammtische. Jetzt müssen wir die Leute einfach noch dazu bringen, mehr an diesen Angeboten teilzunehmen – auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Das A und O ist die Sprache. Hier müssen wir den Hebel ansetzen.»

Herzog: «Integration ist wichtig. Ich war Schweizer im Ausland, ich habe mich eingebracht. Wir können Integration verlangen, denn meiner Meinung nach hat man auch eine Integrationspflicht. Kurz: Wir sollen nicht nur geben, sondern auch nehmen. Und: Motivieren und integrieren.»

Trösch: «Wir haben eine Kultur und eine Gesellschaft, die uns wichtig ist. Wenn sich jemand annähern will, ist er herzlich willkommen, allerdings muss er sich anpassen. Unsere Aufgabe wiederum ist es, eine gute Integration zu betreiben und gleichzeitig auch unsere eigene Kultur zu erhalten.»

Bollhalder: «Integration fängt daheim an. Das kenne ich aus Erfahrung. Meine Frau ist aus Mexiko. Es zeigt sich: Die Jungen müssen bereits früh mitgenommen werden, damit sie lernen.  Denn die Eltern haben sicher ein Interesse daran, dass sich der Junior integriert und dadurch viele Möglichkeiten bekommt.»

Armin Hanselmann und Alexander Herzog Bild: fam

Reizthema Steuerfuss

Auch der Steuerfuss kam zur Sprache – und die äusserst emotionale und hektische Bürgerversammlung vom Frühjahr, bei welcher dieser beschlossen wurde. Wie sehen die Kandidaten die Steuersituation?

Trösch: «Steuern haben immer für Diskussionen gesorgt. Ich denke, dass sie weiter hochgehen. Der Zoll von Trump hat da auch einen Einfluss. Das jetzige Defizit müssen wir abglätten. Beispielsweise, indem am einen oder anderen Ort aufgeräumt wird.»

Hanselmann: «Wenn wir die Gemeinde weiter vorantreibe wollen, müssen wir investieren. Wir als Gemeinderat und -Präsident müssen im Kopf behalten, dass wir das Geld der Einwohner ausgeben. Daher müssen wir vorsichtig sein. Aber es steht im Fokus, dass wir mit Investitionen weiterkommen.»

Herzog: «Die Gemeinde wächst wie ein Kind. Irgendwann passt der Schuh einfach nicht mehr und dann muss man einen Neuen kaufen. Die Ursache: Das Wachstum. Wir verdienen weniger mit einem grossen Umsatz, beispielsweise weil manche Leute hier nur zur Arbeit kommen, aber an einem komplett anderen Ort wohnen. Wenn ich die Finanzen ausgeglichen habe, senke ich die Steuern. Ihr alle habt mehr Geld in der Tasche und könnt dann in das Dorf investieren.»

Bollhalder: «Momentan gibt es nicht viel Geld. Daher muss man langfristige Lösungen finden und auf Dauer eine Stabilität in das Gemeindekässeli bringen. Ich möchte nichts versprechen.»

Andreas Trösch und Patrick Bollhalder Bild: fam

Kritik an der Website von Bollhalder

Eine Frage einer Frau liess dabei besonders aufhorchen. «Herr Bollhalder: Ich habe mir Ihre Website genau angesehen. Dabei sind mir 29 Fehler aufgefallen», bemängelt sie Bollhalder vor der versammelten Gemeinde. Anschliessend wurde die Benutzung von künstlicher Intelligenz angesprochen: «Ich benutze selber KI.»

Worauf die Frau hinauswill: Wurde für die Website von Bollhalder KI benutzt? Das kann nicht exakt gesagt werden. Was aber feststeht: Auch der Redaktion liegen einige wenige Screenshots der Website mit Fehlern vor. Über die exakte Anzahl an Fehlern gibt dies allerdings keine Auskunft – genauso wenig wie gesagt werden kann, ob KI im Spiel war oder nicht.

«Man kannn alles erreichen»

Doch damit lässt die Frau nicht von Bollhalder ab. Diesmal ging es um seine eigenen Referenzen. «Mir ist aufgefallen, dass in Ihren Referenzen ausschliesslich Männer sind. In St.Margrethen gibt es aber auch Frauen.»

Patrick Bollhalder kontert: «Ich habe absolut nichts gegen Frauen. Vielleicht muss man mich kennenlernen, um das zu merken.» Die Schreibfehler räumt Bollhalder ein. «Ich habe die Website alleine erstellt.» Rückenwind bekommt er von einem Bürger mit italienischem Migrationshintergrund: «Wenn man schon 80 Prozent richtig macht, macht man genug richtig! Und an die Dame, die Bollhalder gerügt hat: Wenn man Freude an seiner Arbeit hat, kann man alles erreichen. Schreibfehler hin oder her.»

Rheintal24 versuchte, Bollhalder nach dem Podium ausführlicher zu den Aussagen aus dem Publikum zu befragen, dieser verwies jedoch auf die Diskussion während des Podiums und wollte nicht genauer auf den Sachverhalt eingehen.

Den Abschluss machte eine brisant-amüsante Frage:

Wie viel will der neue Gemeindepräsident denn verdienen?

Bollhalder und Trösch spielen mit offenen Karten: Sie fordern 210'000, resp. 200'000 Franken im Jahr. Bei Herzog und Hanselmann sieht es anders aus. Herzog will «weniger als jetzt, damit ich zum Sparen beitragen kann.» Und Hanselmann hält sich meiner konkreten Forderung zurück: «Ich fordere nichts, weil ich es für das Dorf mache.»

Wer das Rennen machen wird, entscheidet die St.Margrether Stimmbevölkerung am 28. September, wenn der neue Präsident gewählt wird.

Fabian Alexander Meyer