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27.05.2025

Wein, Weib, störrische Pferde: Kavallerieverein Unterrheintal geht über die Bücher

Bild: zVg
Der Kavallerieverein Unterrheintal kann sein Gründungsdatum zurückdatieren. Dies geht aus einem alten Vereinsbuch hervor. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs von vielen amüsanten Lach- und Sachgeschichten.

Die Präsidentin des Kavallerievereins Unterrheintal (KVU), Diane Klee, war zurecht erstaunt, als sie ein altes Protokollbuch ihres Vereins in ihren Händen hielt. Denn darin fand sich ein Gründungsdatum des Vereins, das weiter zurücklag als gedacht. Tatsächlich wurde der KVU am 24. Juni 1883 mit der Annahme der Statuten durch die Mitglieder gegründet.

Erster Präsident war ein Korporal Custer. Bisher ist der KVU von einem Gründungsdatum im Jahr 1915 ausgegangen. Das alte Vereinsbuch war im Besitz des ehemaligen Vereinspräsidenten Joachim Gallusser aus Berneck. «Nach dessen Hinschied wurde mir der Gründungsbeweis von seinem Bruder übergeben», sagt Diane Klee.

Die Präsidentin begann im handgeschriebenen Buch zu stöbern und rasch wurde ihr klar, dass sie das Buch auch den anderen Vereinsmitgliedern zugänglich machen wollte. Denn in für heutige Verhältnisse sehr humorvollen Texten erzählt der erste Aktuar von den strengen Reitübungen, von grösserem Alkoholkonsum und lustigen Ausritten, welche selten ohne Streiche vonstatten gingen. Es lässt sich kaum eine Seite lesen, ohne dass man laut lachen könnte.

Manch lustige Episode

So sollte ein gewisser Dragoner Sieber seinen Schimmel bis zur nächsten Versammlung besser zureiten, «dass er ihm nicht mehr bei jedem Wirtshaus einkehren will», heisst es beispielsweise. Allerdings kam kaum ein Ausritt der Dragoner ohne mehrere Bügelschoppen in den Rheintaler Wirtshäusern aus. Auch dem Tanz und den «Jungfern» waren die Cavalleristen offenbar sehr zugetan. Der Verein organisierte auch selber Abendunterhaltungen und Kavallerie-Bälle.

So heisst es im Jahr 1887: «Die unübertreffliche Musik eröffnete den Reigen mit einer Polonaise. Die spiegelnden Knöpfe, die rosigen Wangen unserer gegenseitig Geliebten machten jeden bereits schier blind.» Die Ausritte führten die Kavalleristen auch über die Grenze von Oberriet nach Feldkirch und zurück oder nach Dornbirn. Eine Jagd startete im Jahr 1925 in St.Margrethen mit dem Ziel Widnauer Allmend, wo danach auch noch eine Springkonkurrenz im Springgarten durchgefüht wurde.

Es gab jedoch auch für obligatorisch erklärte Ausritte, wo dann zum Besammlungszeitpunkt doch nur ein Mitglied anwesend war. Der Ausritt musste dann abgesagt werden. Im Buch finden sich aber auch Einträge, welche die Präsidentin nachdenklich stimmen. «Am 27. Mai 1900 wurde ein Ausritt zur Besichtigung des Rheindurchstichs unternommen. Rund 120 Jahre später soll dieser Jahrhundertbau wieder verschwinden», sagt sie.

Das erste Diepoldsauer Turnier war 1913

Am 26. Oktober 1913 fand das erste Turnier in Diepoldsau-Schmitter statt. Die Springkonkurrenzen seien immer schon im ähnlichen Stil durchgeführt worden. Ihr Ursprung liegt im Militär. «Die Hindernisse sind allerdings sehr viel leichter geworden und dem Tierschutz wird mehr Beachtung geschenkt», so Diane Klee. Auch dieses Jahr führt der KVU wieder Pferdesporttage durch. Zu diesem Anlass soll das neu entdeckte Gründungsdatum auch ordentlich gefeiert werden.

Das diesjährige Pfingst-Turnier des KVU findet am 6. bis 9. Juni mit einem Ruhetag am Sonntag statt. Neben spannendem Pferdesport wird ein grosses Rahmenprogramm geboten. Am Freitagabend singt Malou, bekannt aus dem Final von The Voice Kids 2025. Am Samstag findet neben den Springprüfungen ein Plausch-Seilziehwettkampf statt und am Abend heizen die Schwarzbrenner mit Country und Rock ihrem Publikum ein.

Am Sonntag zeigen die KVU-Juniorinnen mit einer Quadrille ihr Können zu Pferd. So eine Sprinkonkurrenz mit Rahmenprogramm könnte nicht ohne unzählige Helfer sowie grosszügige Sponsoren durchgeführt werden. Genügend freiweillig helfende Hände zu finden hat den Verein offenbar auch früher schon beschäftigt, wie aus dem Vereinsbuch hervorgeht. «Doch auch das lustige Beisammensein ist seit über 100 Jahren fester Bestandteil in unserem Vereinsleben», lacht Diane Klee.

pd/fam
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