Lieber Herr Mörgeli
Mit Interesse – aber auch mit wachsender Sorge – habe ich Ihre Aussage zur «massiven Überfremdung» gelesen. Als Rheintalerin, politisch engagierte Frau aus der Mitte und als Führungskraft im Gesundheitswesen, erlaube ich mir, Ihnen offen und direkt zu antworten.
Ihre Worte mögen für manche ein Ventil sein. Sie benennen ein Gefühl, das in Teilen der Bevölkerung vorhanden ist. Aber genau deshalb tragen Sie als ehemaliger Nationalrat Verantwortung: Ihre Worte wirken. Sie beeinflussen das Klima in unserem Land – und sie polarisieren.
Ich sehe die Realität jeden Tag – aber anders, als Sie sie darstellen.
Ja, wir stehen unter Druck. Unsere Gemeinden, unsere Schulen, unser Sozial- und Gesundheitssystem. Ich spüre das auch – nicht theoretisch, sondern ganz konkret.
Ich wohne direkt an der Grenze, ich erlebe die Sorgen der Bevölkerung, die Überforderung vieler Fachstellen, aber auch die stillen Erfolge gelungener Integration. Ich sehe nicht nur Herausforderungen – ich sehe auch Chancen. Und vor allem sehe ich Menschen.
Was wir brauchen, ist nicht Lautstärke – sondern Lösungsstärke.
- Eine Integrationspolitik mit klaren Erwartungen. Wer hier lebt, soll unsere Sprache lernen, unsere Gesetze respektieren und einen Beitrag leisten. Gleichzeitig müssen wir Integration ernsthaft fördern – mit Ressourcen, Geduld und Konsequenz.
- Unterstützung für überforderte Gemeinden. Viele Kommunen im Rheintal leisten Grosses – sie dürfen nicht länger allein gelassen werden. Hier braucht es klare Zuständigkeiten und finanzielle Mittel von Kanton und Bund.
- Eine ehrliche Sicherheitspolitik. Ich selbst habe erlebt, wie sich Unsicherheit im Alltag auswirkt – besonders in Grenzregionen, in denen Einbrüche, Kontrollverluste und Unklarheiten zunehmen. Aber Sicherheit entsteht nicht durch das Schüren von Angst, sondern durch Präsenz, Zusammenarbeit und Vertrauen.
- Eine Sprache, die verbindet. Wer von Überfremdung spricht, trennt Menschen in «wir» und «die». So verlieren wir unseren gesellschaftlichen Kompass. Ich stehe für eine Schweiz, die stark ist, weil sie klar, gerecht und menschlich bleibt – nicht weil sie ausgrenzt.
Ich bin weder naiv noch ideologisch. Ich bin die politische Mitte – mit beiden Beinen im Rheintal.
Ich will nicht spalten, sondern zusammenbringen. Denn nur so sichern wir den sozialen Frieden, den Zusammenhalt und unsere Zukunft.
Wenn Sie wirklich etwas bewegen wollen, Herr Mörgeli, dann lade ich Sie ein: Kommen Sie zu uns in die Region. Sprechen Sie mit jenen, die täglich mit den Auswirkungen der Politik leben – nicht aus Distanz, sondern aus Nähe. Reden wir miteinander, statt übereinander. Denn Verantwortung beginnt dort, wo die einfachen Parolen aufhören.
Mit freundlichen Grüssen
Majlinda Sulejmani, Ortsparteipräsidentin Die Mitte, 9430 St.Margrethen