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Lutzenberg
21.11.2024

Stiftung Gertrud Kurz hilft Flüchtlingen seit 50 Jahren

Der Stiftungsrat setzt sich zurzeit ausschliesslich aus Frauen zusammen – ein kleiner Sonderfall: Nur rund 30 % der Stiftungsratsmitglieder in der Schweiz sind weiblich (v.l.n.r.): Nadine Arnold, Daniela Dürr, Marija Janković, Lou Losinger, Fabienne Arnold, Nathalie Neeser. Es fehlt: Sêvé Karakus
Der Stiftungsrat setzt sich zurzeit ausschliesslich aus Frauen zusammen – ein kleiner Sonderfall: Nur rund 30 % der Stiftungsratsmitglieder in der Schweiz sind weiblich (v.l.n.r.): Nadine Arnold, Daniela Dürr, Marija Janković, Lou Losinger, Fabienne Arnold, Nathalie Neeser. Es fehlt: Sêvé Karakus Bild: zVg Collage: rheintal24
Die Stiftung Gertrud Kurz fördert seit 1974 Projekte im Integrationsbereich – dies im Namen der Lutzenberger Friedensaktivistin Gertrud Kurz-Hohl, die bereits 1972 verstarb. Ist die Arbeit noch zeitgemäss?

«Es ist die abwechslungsreiche Geschichte einer kleinen Stiftung, die dank Innovationskraft und Flexibilität personelle und finanzielle Schwierigkeiten immer wieder meistern konnte» schrieb einst die ehemalige Stiftungsratspräsidentin Joy Matter.

Vor fünfzig Jahren wurde die Stiftung gegründet, um durch Spendengelder Geflüchtete zu unterstützen. Ein weiteres Ziel ist es, die Anliegen von der gebürtigen Appenzellerin und «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz auch zwei Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1972 weiterzutragen.

Gratwanderung zwischen Anpassung und sich selbst treu bleiben

Schon kurze Zeit nach der Gründung diskutierte der Stiftungsrat, ob sich die Stiftung auf das Sammeln und Verteilen von Geld oder eher auf politische Arbeit fokussieren solle – eine Diskussion, die die Stiftungsratsmitglieder seither beschäftigt. Dank verschiedenen Projekten gelang es der Stiftung über die Jahre verschiedene Akzente zu setzen.

Die Stiftung Gertud Kurz kann dank treuen Spendern fortbestehen. Die finanziellen Ressourcen sind jedoch beschränkt und neue Finanzierungsquellen, wie beispielsweise Nachlassspenden, werden in Zukunft wichtiger.

«Eine Förderstiftung wie die Stiftung Gertrud Kurz soll sich stets selbst reflektieren und wenn nötig anpassen», meint die Soziologin Evelyn Moser. Sie ist eine der Autorinnen des Buchs «Stiftungen der Gesellschaft. Zur organisierten Philanthropie der Gegenwart», welches dieses Jahr erschienen ist. Es sei jedoch auch die Pflicht einer Stiftung, «liegengebliebene» Themen aufzuspüren, so Moser.

Gegenwart und Zukunft

Seit der Jahrtausendwende kennen die Mitglieder des Stiftungsrates Gertrud Kurz nur noch aus Schilderungen und vereinzelten Video- und Tonaufnahmen. Gertrud Kurz ist eine wichtige Orientierungsfigur geblieben. Auch im 2024 sehen die ehrenamtlichen Stiftungsrätinnen grossen Handlungsbedarf im Sinne von Gertrud Kurz: Eine Flucht prägt die betroffenen Menschen ein Leben lang.

Wer flüchten muss, hat unzählige Hürden zu bewältigen: Sprachbarrieren, Deklassierung, Fremdbestimmung bis hin zu Identitätskrisen. Bei den vielen Förderanträgen schenkt der Stiftungsrat aktuell Projekten, die von Geflüchteten initiiert werden, besondere Aufmerksamkeit.

pd/jos