Wenn man sich unter den Leuten, die gerade das Wertungssingen des Rheintaler Gesangsfestes in Eichberg besucht hatten, umhörte, vernahm man immer wieder Lob in den höchsten Tönen. «Hinreissend, unheimlich hochstehend, wunderschön, von einzigartiger Dynamik!» usw.. Zeit für den Berichterstatter, sich selbst ein Bild zu machen, und einigen wenigen Chören exemplarisch beim Wertungssingen zuzuhören.
Wo man singt, da lass dich nieder...


Keine Rangfolge
«Beim Wertungssingen gibt es aber, anders wie beim Kreismusiktag der Blasmusik, keine Rangfolge und keine Resultatslisten», informiert Claudia Sgier, Präsidentin der Chorvereinigung Rheintal. «Die Auftritte werden zwar von Fachjuroren bewertet, doch diese Bewertung erfahren nur die Chorverantwortlichen. Sie erhalten, so sie denn wollen, eine Expertise der Fachleute.»
Der erste Chor unserer willkürlichen Auswahl war der Männerchor Diepoldsau-Schmitter unter der musikalischen Leitung von Birgit Steiner. «Dieser Männerchor ist die Wuntertüte unter den Chören im Rheintal», so Claudia Sgier in ihrer Ansage. Und tatsächlich erfüllt der Männerchor Diepoldsau-Schmitter so manche Alleinstellungsmerkmale. So etwa die Tatsache, dass er (fast) keine Nachwuchssorgen kennt. Oder die Tatsache, dass bei seinen Auftritten der mit dem «Goldiga Törgga» preisgekrönte Schlagzeuger Carlo Lorenzi mit seinen Drums dabei ist.

Grossartig arrangiert
Einzigartig auch der Auftritt des Chors in Eichberg. Schon bei der Liederauswahl. So wurde «Wir ziehen in den Frieden» von Udo Lindenberg gegeben. Dazu gesellten sich noch «Waterloo» und «Mamma mia» von Abba samt einem Saxophonsolo. Alles grossartig arrangiert. Mit stetem Kontakt zum Publikum, das zum Abschluss applaudierte, als wäre es auf einem Popkonzert.
Das direkte Gegenbeispiel zu den Männern von der Rheininsel bildete der darauf folgende Frauenchor Altstätten, seit 134 Jahren der einzige Frauenchor im Rheintal. Im Klang naturgemäss komplett anders. Ein Hörerlebnis, wie wenn Engel singen würden. Keine Popsongs, sondern klassisches Liedgut. Die Frauen zeigten unter der Leitung von Iris Engelfried Meidert, dass es sich beim Chorgesang um eine äusserst lebendige Kulturform handelt und sangen sich in die Ohren und in die Herzen der Zuhörer in der vollbesetzten Eichberger Kirche.

Im positiven Sinne konservativ
Ganz anders wieder der Männerchor Rüthi. Ein traditioneller, im positiven Sinne konservativer Chor, der mit Dirigent Lukas Breuss ganz ohne instrumentale Begleitung auftrat. Und zunächst zwei Klassiker des Männergesangsgenres brachte. «Der Jäger Abschied» und «La Montanara». Dies in einer absolut hochstehenden Qualität. Mit einem Tenorsolo, das die Gehörnerven streichelte und verwöhnte. Und dann wurde es noch lustig, als «Der Hahn von Onkel Giacometo» täuschend echt loskrähte und von der Bühne her eine muntere Hühnerschar gackerte.
Sechs Jahre sind seit dem letzten Rheintaler Gesangsfest vergangen, da das bereits fertig organisierte Gesangsfest Rüthi vor drei Jahren coronabedingt abgesagt werden musste. Die Vorfreude auf das Eichberger Zusammentreffer der Goldkehlen der Region war daher riesig. Und die Erwartungen der Teilnehmer wurden erfüllt. Die Veranstalter vom Gemischten Chor Eichberg mit OK-Chefin Jasmin Hutter an der Spitze hatten eine perfekte Organisation aus dem Boden gestampft.

Ansteckende gute Laune
Das Festzelt beim Werkhof war bereits zu den Mittagsstunden am Samstag bestens gefüllt. Überall lachende, fröhliche und ansteckende gute Laune verbreitende Gesichter, die sich an den Gesangsdarbietungen auf der Zeltbühne erfreuten. An dem tollen Musikunterhaltungsprogramm, das die Organisatoren zusammengestellt haben. Männerchöre, Schulchöre, ein Kinderjodelchörli, A-capella-Musik, der Musikverein Eichberg und viele andere begleiteten die muntere Festschar bis in den späten Abend.