«Die Nacht der Kleinkunst», das war ein abwechslungsreicher, fröhlicher, hintersinniger, ja manchmal sogar nachdenklicher Abend im Widnauer Metropol, veranstaltet vom «Rheintaler», mit fünf mehr oder weniger bekannten Schweizer Comedians. Ein teilweise sogar poetischer Abend. Auf jeden Fall ein Abend mit zündenden Gags und viel Stoff zum Lachen.
Kurze Weil bei langer Nacht der Kleinkunst
Erste Sitzreihe bleibt leer
Den Beginn machte Conferencier und Star-Comedian Michael Elsener, der im Rheintal aus seinen Auftritten im Diogenes-Theater und im Kinotheater Madlen bestens bekannt und beliebt ist. Bei Elsener bleibt regelmässig die erste Sitzreihe leer, ist er doch bekannt dafür, das ganz vorne sitzende Publikum in seine Show miteinzubeziehen. «Dann ist eben die zweite Reihe dran...». Und wie immer zeigte sich der Comedian bestens über die lokalen Geschehnisse informiert und sprach den unter den Gästen ausgerechnet in der zweiten Reihe weilenden Gemeindepräsidenten Bruno Seelos natürlich auf die Kunsteisbahn an.
Nachdem Elsener über die bevorstehenden Wahlen treffsichere und komödiantisch überspitzte Kommentare abgegeben hatte, leitete er zur ersten Künstlerin des Programms weiter. Zu Lisa Christ, der Sprach-Poetin und Spoken-Word-Künstlerin. Nicht wirklich eine Comedian, denn die Aneinanderreihung von Gag an Gag ist ihre Sache nicht. Christ brachte Auszüge ihres neuen Programms «Love». Ein Flirt mit dem Publikum - Laufpass inklusive.
Atemloser Word-Rap-Vortrag
Warum die Satirikerin, Moderatorin und Slampoetin 2016 und 2018 jeweils im Finale der deutschsprachigen Slammeisterschaften stand, bewies sie mit ihrem atemlosen Word-Rap-Vortrag zum Thema des Verliebtseins. Und ihre Originalität mit jener Szene in der Damentoilette ihres Arbeitgebers, wo man seine Liebesprobleme mit einer Bandansage und KI besprechen kann.
Ein ganz anderes Kaliber als Lisa Christ war dann der türkischstämmige Komiker Cenk. In seiner still-scheuen Art reihte er Gag an Gag, Schenkelklopfer an Schenkelklopfer. Er referierte über Social Media und stellte sich vor, was passieren würde, wenn man tatsächlich im wahren Leben mit Daumen-Hoch-Zeichen hantieren und sich als Follower bei der Verfolgung von anderen Personen beteiligen würde.
Fragen über Fragen
Cenk nahm das Publikum mit auf eine türkische Hochzeit und relativierte das Märchen von Schneewittchen. Denn das müssen doch alle Verrückte gewesen sein. Denn wer lässt schon eine Totgeglaubte weithin sichtbar in einem gläsernen Sarg liegen? Sammelt sie dann ein und bringt sie in sein Schloss? Und warum erwacht Schneewittchen wieder zum Leben, nur weil sie den vergifteten Apfel wieder ausspuckt? Fragen über Fragen, die Cenk zum Gaudium des Publikums zu beantworten suchte.
Die letzten im Reigen der Comedians in dieser «langen Nacht der Kleinkunst» waren «Pasta del Amore» vulgo Bruno Maurer und Christian Gysi. Sie zeigten Ausschnitte ihres aktuellen Programms «Yin & Forever Young». In einer Mischung aus Kabarett, Punk, Satire und Trash gaben sie sich, wie alle in der Mitte des Lebens, existentiellen Fragen hin. In gewohnt unkonventioneller, manchmal geradezu anarchistischer Weise.