Die alljährlich zum Inhalt des Neuen Appenzeller Kalenders (auch Häädler Kalender genannt) gehörende Wetterchronik war auch 1972 für viele Leserinnen und Leser Lieblingslektüre.
Fast dramatisch mutet die Schilderung des tiefen Bodensee-Wasserstandes an
Der Chronist schreibt: «Als ich Ende März in Bregenz auf einer Bank am See verweilte, staunte ich über das rasche Vorbeigehen der Fussgänger. Schon bald war mir der Grund klar: Der See war wegen seines viel zu tiefen Wasserstands zur stinkenden Jauchegrube geworden! Der Seespiegel war auf seinen tiefsten Stand seit hundert Jahren abgesunken.»
Oft Tageswerte von 20 Grad
Die März-Trockenheit hatte sich bereits ab der Februarmitte angekündigt. «Die Frühlingsrufe der Meisen, Amseln und Finken ertönten so fröhlich und vollkommen, als wär’s April.
Den ganzen März waren die Temperaturen in Mitteleuropa zu hoch. Oft wurden Tageswerte von 20 Grad verzeichnet. Der sehnlichst gewünschte Regen fehlte», schreibt der Chronist weiter.
«Ende März aber begannen sich die Witterungsverhältnisse endlich zu ändern. Ein Tief über Skandinavien verursachte eine stürmische Westströmung, die eine deutliche Abkühlung und viel Regen brachte. In Mitteldeutschland und den Alpen fielen beträchtliche Schneemassen…»
Walzenhausen bezieht Wasser von St.Margrethen
Heiden war gegen den drohenden Wassermangel im März 1972 gewappnet, schloss sich doch die Gemeinde 1967 dem Seewasserwerk Staad (Gemeinde Thal) an. Schon bald folgten weitere Vorderländer Gemeinden.
Anders verlief der Ausbau der Wasserversorgung in Walzenhausen, das nach der grossen Trockenheit im Sommer 1947 eine Zusammenarbeit mit St. Margrethen realisierte. In der Folge entstanden Pumpwerke, die Walzenhausen seit 1948 zuverlässig mit Rheintaler Grundwasser versorgen.