Beim gestrigen Drittliga-Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Altstätten und dem FC Staad ging es emotional hoch zu und her. Rote Karte, Rudelbildung und ein Platzsturm der Ersatzspieler und Funktionäre des FC Staad. Mittendrin Altstättens spielender Co-Trainer Sahin Irisme, der im Matchbericht von rheintal24 für sein Auftreten im Spiel gegen die Seebuben kritisiert wird. Diese Kritik löste teils heftige Reaktionen aus dem Umfeld des FC Altstätten aus.
Partie beinahe abgebrochen
Auch Irisme fühlt sich ungerecht behandelt: «Nach dem 1:1 Ausgleich lief ich an Staad-Captain Zaric vorbei. Nach einem Wortwechsel schlug er mir mit der Hand ins Gesicht. Nachdem ich auf dem Boden lag, trat er mir auch noch mit den Stollen in die Brust.» Rheintal24 liegen Bilder vor, welche die Aussagen von Irisme bestätigen. Gut unterrichtete Kreise berichten in diesem Zusammenhang auch, dass der Schiedsrichter bei einer ernsthaften Verletzung von Irisme die Partie abgebrochen hätte. Der 33-Jährige konnte aber bekanntlich weiterspielen und entschied die Partie mit einem Penalty-Treffer.
Der Angeschossene kritisiert weiter, dass er hier quasi vom Opfer zum Täter gemacht werde. «Nach dem Spiel wurde gar meine Frau von Staad-Spielern verbal angegangen und bedroht. Das geht überhaupt nicht,» so der 33-Jährige Goalgetter mit fussballerischer Vergangenheit in Widnau, Gossau und Diepoldsau. Er gilt als äussert ehrgeizig, kann Spiele fast im Alleingang entscheiden, ist aber aus der Vergangenheit auch für Provokationen und Mätzchen auf den Rheintaler Fussballplätzen bekannt.
Unterschiedliche Auslegungen
Wir haben Dogan Oezdogan, Sportchef beim FC Staad, mit den Vorwürfen konfrontiert: «Dass unsere Spieler die Ehefrau von Sahin Irisme bedroht haben sollen, ist mir nicht bekannt. Im Gegenteil, Frau Irisme hat unsere Spieler und Funktionäre auf der Bank während des Spiels aufs Übelste beschimpft.» Oezdogan bezichtigt die Altstätten-Spieler des weiteren, während der ganzen Partie geschlagen und getreten zu haben.
Altstättens Trainer Adi Brunner sieht das anders: «Was der FC Staad hier aufgeführt hat, erinnert teilweise an südamerikanische Verhältnisse. Das hat mit Regionalfussball überhaupt nichts mehr zu tun und war an Brutalität kaum zu überbieten. Ich habe noch nie erlebt, dass Spieler und Schiedsrichter derart bedroht wurden.» Drei Tage nach den Vorfällen betont er zudem: «Ich möchte noch ergänzen, dass es sich seitens des FC Staad um einzelne Exponenten handelte. Es gab auch Leute beim Gegner, die versucht haben, deeskalierend einzugreifen.»
Staad-Trainer Vojislav Pekic, nimmt seinen Spieler in Schutz: «Ich unterstütze keine Art von Unsportlichkeit und bin mit der Reaktion meines Captains nicht einverstanden. Aber nach allem, was bis zum Zeitpunkt der roten Karte geschehen war, kann ich die Reaktion meines Captains nachvollziehen. Die verbalen Provokationen und versteckten, perfiden Tätlichkeiten des Altstätter Opfers haben leider ihren Zweck erfüllt.»
Sicher ist: es gab Provokationen, aber auf beiden Seiten. Und sicher ist auch, dass keine Provokation eine derartige Brutalo-Attacke, bei welcher der fehlbare Spieler mit beiden Beinen auf den am Boden liegenden Spieler gesprungen ist und mit diesem Verhalten eine schwere Verletzung seines Gegenspielers in Kauf nahm, nur ansatzweise rechtfertigt.
Den FC Staad wegen dieses Vorfalls als grundsätzlich aggressive Mannschaft darzustellen, wäre allerdings auch falsch. Die Seebuben sind mit lediglich 15 Strafpunkten nach Altstätten gereist. Damit belegen sie Platz 3 von insgesamt 48 Teams in der 3. Liga, was die Fairness-Tabelle betrifft.