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Kommentar
Vorarlberg
09.10.2021

Fünfzehn Umweltinitiativen fordern S18-Stopp

Ob es überhaupt noch etwas mit der S18-Schnellstrasse wird?
Ob es überhaupt noch etwas mit der S18-Schnellstrasse wird? Bild: asfinag.at
Das musste ja so kommen. Nach dem unsäglichen Politgezänk über die richtige Trasse für die Schnellstrasse S18, die dereinst einmal die beiden Rheintalautobahnen verbinden soll, wird jetzt das «Aus» der Planungen gefordert.

Gleich fünfzehn Umwelt- und Klimainitiativen haben gestern vor dem Vorarlberger Landhaus in Bregenz einen Stop der Planungs- und Vorbereitungsarbeiten für die Schnellstrasse S18 sowie auch für die Tunnelspinne Feldkirch und eine Überarbeitung des Landesmobilitätskonzeptes gefordert.

Fossile Grossprojekte

Die beiden «fossilen Grossprojekte», würden eine Erreichung der Klimaziele praktisch unmöglich machen. Deshalb fordere man einen sofortigen Stop dieser Strassenbauvorhaben und mehr Tempo bei der Reduktion der Emissionen durch Verkehr.

«Es ist fünf vor zwölf, aber noch nicht zu spät», so Bianca Burtscher vom Naturschutzbund. Eugen Schneider von der Initiative Lebensraum Zukunft Lustenau beklagte neben dem Verlust des als CO2-Speichers wertvollen Riedes durch den Bau der S18 auch die hohen Kosten für das mit 1,5 Mrd. Euro angesetzte Projekt, das in 20 Jahren fertig sein soll. Klimataugliche Mobilität müsse aber jetzt umgesetzt werden.

Einem Ausschuss zugewiesen?

Vorarlberger Landespolitiker mit Landtagspräsident Harald Sonderegger nahmen die Petition der fünfzehn Initiativen entgegen. Diese wird jetzt allen Regierungsmitgliedern und Landtagsabgeordneten weitergeleitet. Erst dann fällt die Entscheidung, ob der Forderungskatalog einem Ausschuss zugewiesen wird oder ob eine der im Landtag vertretenen Fraktionen die Forderungen in Form eines Antrags einbringen wird.

Der Kommentar zur Zeit:

Da haben sich unsere Nachbarn im suubere Ländle ja wieder etwas einfallen lassen. Nach dem unsäglichen sommerlichen Polittheater rund um die Trassenwahl der Schnellstrasse S18 jetzt sogar die Forderung nach einem Ausstieg aus dem Projekt.

Ohne dass die Schweiz, die schon in den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen Autobahnanschluss für diese Schnellstrasse bei St.Margrethen bereitgestellt hat, miteinbezogen wird. Weder bei der Trassenwahl, noch jetzt.

Tägliches Verkehrschaos

Dabei verursacht die Säumigkeit unserer östlichen Nachbarn nicht nur im unteren Rheintal ennet des Rheins ein tägliches Verkehrschaos, sondern verstopft insbesondere auch die Gemeinden Diepoldsau und St.Margrethen. Mit Transit- und LKW-Verkehr.

Die Ziele unserer Freunde von den Klima- und Umweltschutzinitiativen in allen Ehren. Aber sie übersehen einen wesentlichen Punkt bei der Forderung eines Stopps für unbedingt notwendige Verkehrsprojekte.

Schrittempo und Stillstand

Denn ohne Zweifel wird jetzt durch die sich im Schritttempo bewegenden und mit laufenden Motoren im Stau stehenden Autos und LKWs unverhältnismässig mehr CO2 erzeugt, als wenn dieser auch in Zukunft vorhandene Transitverkehr in flüssigem Tempo nicht mitten durch Gemeinden, sondern über leistungsfähige Umfahrungen geführt wird.

Ohne Zweifel werden auch die Verkehrsmittel der Zukunft, seien es Elektro-, Biosprit- oder Wasserstofffahrzeuge Strassen benötigen. Ohne Zweifel wird dieser Verkehr nicht abnehmen.

Lastenfahrräder als LKW-Ersatz ungeeignet

Und ohne Zweifel sind Lastenfahrräder nicht geeignet, den Warenverkehr zwischen Süddeutschland, Österreich und der Ostschweiz zu stemmen. Da wird es auch künftig LKWs brauchen. Und ein leistungsfähiges Infrastrukturnetz dafür.

Natürlich für den Ziel- und Quellverkehr von Privaten ergänzt durch ein attraktives Radwegenetz.

Aber auf Strassenprojekte zu verzichten, die letztlich zur CO2-Vermeidung beitragen werden, heisst den Kopf in den Sand stecken, obwohl der Hut schon brennt.

Meine Meinung - und Ihre?

Gerhard M. Huber

Chefredaktor rheintal24.ch

 

 

rheintal24/gmh/uh