«Das ist uns noch nie passiert», berichtet ein sichtlich mitgenommener Pascal Zäch vom Kinotheater Madlen, wo derzeit das Kulturbrugg-Festival stattfindet. Mit eher mauen Besucherzahlen. Einen Hauptgrund dafür verrät Zäch: «Viele Leute, die ihr Ticket zum Teil schon lange im Voraus reserviert haben, sagen kurz vor der Veranstaltung ab, weil sie noch nicht geimpft sind, und kein Getestet-Zertifikat vorweisen können. Wir mussten schon Leute nach der 3G-Zertifikatskontrolle wieder zurückschicken.»
So nicht! Zu wenig Kapazität für Testzertifikate

Gäste haben ihre Tische storniert
Eine ähnliche Meldung erreicht unsere Redaktion vom «Romantik-Restaurant» im Schloss Weinstein in Marbach, wo Restaurantchef Friedrich Diener Erstaunliches feststellen musste: «Was mir heute aufgefallen ist, uns haben heute einige Gäste den Tisch storniert. Und zwar nicht einmal wegen der Pflicht für die Zertifikate, sondern weil es schlicht keine Termine für die Tests gibt. Ist das der Sinn der Sache? Das ist so sicher keine Hilfe für die Gastronomie. Eher ein peinlicher Auftritt mehr vom Bundesrat.»
Kann das wirklich sein, dass für Veranstaltungen und Restaurants und Fitnesscenter usw. in Innenräumen die 3G-Zertifikatspflicht eingeführt wird, ohne dass entsprechend ausreichend Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen, um sich kurzfristig ein «Getestet-Zertifikat» zu besorgen?

Zu wenig Testkapazität
Recherchen bei den drei Apotheken im Rheintal, die in unserem Wahlkreis für die Testerei zuständig sind, haben ergeben, dass tatsächlich zu wenig Kapazitäten bereitstehen. So bekommt man bei der Zentralapotheke Heerbrugg Stand heute, Donnerstag, frühestens für den 5. Oktober (!) einen Termin. Etwas schneller ist man in St.Margrethen in der Dorfapotheke, wo der nächste Slot schon kommenden Dienstag frei würde. Von der Zentralapotheke in Altstätten wurde gar keine Auskunft erteilt, man sei zu beschäftigt, um mit uns zu reden.
Also, wer ins Restaurant, ins Gasthaus, ins Theater oder Kino will, ist gezwungen, sehr frühzeitig, am besten Wochen im voraus zu planen und sich in den Apotheken einen Termin für einen Test zu holen. Oder gleich mehrere Termine, da die Testzertifikate ja nur für 72 Stunden ab Zeitpunkt der Probeentnahmen bei PCR-Tests und 48 Stunden bei Antigen-Tests gültig sind.
Oder er erkundigt sich beim noch existenten Krankenhaus in Altstätten, wo bei Bedarf auch Coronatests durchgeführt werden, und wo man anscheinend problemlos und rasch einen Termin erhält.
Der Kommentar zur Zeit:
Ja, ich gebe es zu. Ich bin ein grosser Freund der Corona-Impfung. Für mich die einzige Möglichkeit für unsere Gesellschaft, den Virus in die Knie zu zwingen und endlich, endlich wieder zur Normalität zurück zu kehren.
Und ja, ich finde auch die 3G-Zertifikatsvorschriften richtig. In Österreich wurden diese bereits Mitte Mai eingeführt und die Sache hat sich inzwischen so eingespielt, dass auch die Gastwirte grösstenteils damit zufrieden sind.
Aber nicht richtig ist, dass durch die 3G-Zertifikatspflicht grosse Bevölkerungsteile quasi vom Kulturleben und vom Restaurantbesuch ausgeschlossen werden. Nämlich alle jene, die weder genesen noch geimpft sind und daher ein Getestet-Zeugnis vorlegen müssen.
Denn wer eine solche Vorgangsweise und Zutrittseinschränkung verfügt, der muss unabdingbar gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass man auch als Ungeimpfter problemlos und zeitnah ein Zertifikat erhalten kann.
Und genau das ist der Unterschied zu unseren österreichischen Freunden. Denn dort wurden von Anfang an von Bund und Ländern grosse Testzentren betrieben, wo man jederzeit ohne Voranmeldung vorbeikommen und sich testen lassen kann. Gratis und komplikationslos.
Und bei uns im Rheintal: Kein Testzentrum weit und breit. Nur drei offenbar kapazitätsmässig heillos überforderte Apotheken. So wird das nix mit 3G. Und so macht man im Vorbeigehen auch noch die Restaurantbetreiber und Kulturschaffenden kaputt.
Eine Schande, meine Damen und Herren Bundes- und Regierungsräte.
Gerhard M. Huber, Chefredaktor rheintal24.ch