Der Vorderländer Kellenberger triumphierte 1900 in Paris an den zweiten Olympischen Spielen der Neuzeit. Vier Jahre zuvor massen sich erstmals Athleten in neun Sportarten. Dazu zählte auch das Schiessen, wohl auch weil der Begründer der Neuzeit-Spiele Pierre de Coubertin ein begeisterter Pistolenschütze war. Erstmals mit dabei waren in Paris übrigens Frauen, 22 an der Zahl, jedoch nur in den Disziplinen Tennis und Golf, nicht als Sportschützinnen.
Dreimal Olympia-Edelmetall
Emil Kellenberger, geboren am 3. April 1864, gewann in Paris mit dem Armeegewehr im 300-Meter Dreistellungskampf eine Goldmedaille und eine weitere im Mannschaftswettbewerb. Weiteres Edelmetall in Form von Silber kam beim 300-Meter-Schiesssen kniend hinzu, hier gewann mit Konrad Stäheli ebenfalls ein mehrfacher Schweizer Olympiasieger und Weltmeister. Damit reüssierte Kellenberger in drei der insgesamt 89 Wettbewerbe, ausgetragen von 997 Athleten und Athletinnen aus 24 Nationen mit drei olympischen Medaillen.
Rideau-Fabrikant und Weltmeister
Kellenbergers nationale Schiesserfolge begannen während seiner Zeit als Rideau-Fabrikant mit Sticklokal im Ortsteil Güetli in Walzenhausen. Er schoss wie damals üblich mit einer Militärwaffe, der GP90, einem Karabiner des Jahrgangs 1890 mit 7,65 mm Munition. Das Gewehr ist heute im Gemeindehaus Walzenhausen öffentlich zugänglich. Bereits 1897 holte er den Titel des Schützenkönigs am Kantonalen in Bern und 1898 in Neuenburg. Ein Jahr später wurde er Vizeweltmeister in Den Haag, und im Jahr des Doppel-Olympiasiegs errang er auch den ersten Weltmeistertitel, den er von 1901 bis 1903 in Luzern, Rom und Argentinien verteidigte.
Grand Bazar im Türmlihaus
Kurz nach der Jahrhundertwende kaufte er das «Türmlihaus» von A. Künzler-Weilemann im Dorf, um den dort eingerichteten «Grand Bazar» weiter zu führen. Gleichzeitig betätigte er sich als Sektionschef. Emil Kellenberger starb in der Zeit des Zweiten Weltkriegs am 30. November 1943.