Dieter Wildauer, 2012 haben Sie die Verantwortung für die Niederlassung der Hypo Vorarlberg in St.Gallen übernommen. Wie kam es dazu? Wollten Sie selbst in die Schweiz?
Der damalige CEO der Hypo Vorarlberg, Michael Grahammer, hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass wir mal reden müssten. Offenbar haben sich er und der Vertriebsleiter Firmenkunden überlegt, wer intern überhaupt in Frage käme. Und beide haben offenbar unabhängig voneinander mich sozusagen als erste Wahl genommen … Ich musste mich dann sehr kurzfristig entscheiden.
Wie war es für Sie, als Vorarlberger ins Bankenland Schweiz zu kommen und hier tätig zu werden? Hatten Sie vorher schon einen Bezug zur Schweiz?
Prinzipiell läuft ja das Geschäft nicht anders als in Österreich. Allerdings gibt es selbstverständlich viele Schweizer Eigenheiten, die man dann – möglichst rasch – kennen lernen sollte. Nicht zu vergessen eben auch das «Wording», das uns immer wieder auch gegenseitig zum Schmunzeln bringt. Als Lustenauer war ich immer schon sehr auf die Schweiz bezogen. In meiner Kindheit bin ich zum Einkaufen mit in die «Migros» oder das «Modern» (heute «Manor») gegangen. Damals liefen die Einkaufsströme noch umgekehrt. Später dann waren mein Bike- oder Laufgebiet die Schweizer Berge vis-à-vis von Lustenau. Meine Hausstrecke beim Mountainbiken ist ja Lustenau – St. Anton (AI). Hier fühle ich mich auch zu Hause, egal auf welcher Seite des Rheins. Im Winter gehen wir fast immer zum Skitouren in die Schweiz, meistens Richtung St. Antönien, Splügen, Julierpass. Gerne bin ich an einem schönen Sommerabend dann auch im Garten der «Habsburg» in Widnau, gerade eben diese Woche haben wir das genossen.
Sie haben nun jahrelang als Grenzgänger hier gearbeitet, aber weiterhin in Vorarlberg gelebt. Wie hat sich Ihr persönliches Verhältnis zur Schweiz in dieser Zeit entwickelt?
Ich bin sicherlich ein noch grösserer Fan der Schweiz geworden, da ich in vielen Dingen die Anliegen der Schweiz besser verstehen konnte. Auch wenn ich grundsätzlich ein Befürworter der EU bin, darf man auch EU-kritisch sein. Hier ist für mich die Schweiz in vielen Dingen ein grosses Vorbild: Mir gefallen besonders die politische Diskussionskultur, der schlanke Staat, die pragmatischen Lösungen wie etwa bei der Covid-Unterstützung der Wirtschaft, das Verhältnis der Steuerbehörden zum Bürger und auch die Verantwortung jedes Einzelnen bei den Abstimmungen. Ich werde sicherlich auch in Zukunft ein «kleiner Botschafter» der Schweiz sein.