Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Oberriet
30.06.2021
02.07.2021 08:28 Uhr

Oberriet-Koblach neu im Rheinmodell abgebildet

 Die Internationale Rheinregulierung stellt Politik und Medien die Modellversuche zum Hochwasserschutzprojekt Rhesi vor. V.l.n.r: Rolf Huber, Gemeindepräsident Oberriet; Bernhard Valenti, Projektleiter der IRR; Christian Gantner, Landesrat; Susanne Hartmann, Regierungsrätin St. Gallen; Markus Wallner, Landeshauptmann Vorarlberg; Urs Kost, Vorsitzender Gemeinsame Rheinkommission; Markus Mähr, Gesamtprojektleiter Rhesi; Walter Sandholzer, Mitglied Gemeinsame Rheinkommission, Gerd Hölzl, Bürgermeister Koblach.
Die Internationale Rheinregulierung stellt Politik und Medien die Modellversuche zum Hochwasserschutzprojekt Rhesi vor. V.l.n.r: Rolf Huber, Gemeindepräsident Oberriet; Bernhard Valenti, Projektleiter der IRR; Christian Gantner, Landesrat; Susanne Hartmann, Regierungsrätin St. Gallen; Markus Wallner, Landeshauptmann Vorarlberg; Urs Kost, Vorsitzender Gemeinsame Rheinkommission; Markus Mähr, Gesamtprojektleiter Rhesi; Walter Sandholzer, Mitglied Gemeinsame Rheinkommission, Gerd Hölzl, Bürgermeister Koblach. Bild: zVg
In der wasserbaulichen Modellversuchshalle in Dornbirn fliesst seit mehreren Jahren der Alpenrhein. Im Massstab 1:50 werden Abschnitte des Projekts Rhesi nachgebaut, um die Auswirkungen auf Flussbett und Natur zu testen. Jetzt neu der Abschnitt Oberriet bis Montlingen.

Bisher wurde in der Modellversuchshalle die Engstelle des Alpenrheins zwischen Widnau und Höchst unter die Lupe genommen. Neu liegt der Fokus auf der künftig breitesten Stelle zwischen Oberriet und Koblach. Jene Stelle, an der es am meisten natürliche Verlandungen geben soll. Jene Stelle, an der der Rhein vielleicht sogar wieder ein bisschen mäandern kann.

Regierungsrätin Susanne Hartmann (Mitte) und Landeshauptmann Markus Wallner im Gespräch mit Moderatorin Heidi Winsauer Bild: Ulrike Huber

Entwicklungen der Flusssohle

Im Modell im Massstab 1:50 werden die Entwicklungen der Flusssohle des Rheins untersucht. «Die hydraulischen Berechnungen, beispielsweise wo Sandbänke oder Eintiefungen entstehen, können überprüft werden. Ausserdem werden die Belastungen, welche am Flussufer entstehen, analysiert», erklärte Markus Mähr, Gesamtprojektleiter Rhesi. Mit der Umsetzung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi werden insgesamt drei grössere Aufweitungen, sogenannte ökologische Trittsteine, realisiert.

«Diese Abschnitte kommen einem natürlichen Flusslauf am nächsten. Dort entsteht ein dynamischer Flussraum, wo sich Stillwasserzonen und Auwaldflächen entwickeln können», ergänzte Mähr. Der ökologische Trittstein zwischen Oberriet und Koblach ist vollständig im Modell abgebildet. Heute ist der Rhein auf jenem Abschnitt innerhalb des Mittelgerinnes durchschnittlich 70 Meter breit. Nach der Umsetzung des Projekts Rhesi kann sich der Fluss hier auf eine Breite von bis zu 380 Metern ausdehnen. Neben den Brücken zwischen Oberriet und Montlingen ist auch die Einmündung der Frutz im einhundert Meter langen Modell berücksichtigt.  

Landeshauptmann Markus Wallner: «Es gibt keine Alternative zu Rhesi» Bild: Ulrike Huber

«Diese Abschnitte kommen einem natürlichen Flusslauf am nächsten. Dort entsteht ein dynamischer Flussraum, wo sich Stillwasserzonen und Auwaldflächen entwickeln können», ergänzte Mähr. Der ökologische Trittstein zwischen Oberriet und Koblach ist vollständig im Modell abgebildet. Heute ist der Rhein auf jenem Abschnitt innerhalb des Mittelgerinnes durchschnittlich 70 Meter breit. Nach der Umsetzung des Projekts Rhesi kann sich der Fluss hier auf eine Breite von bis zu 380 Metern ausdehnen. Neben den Brücken zwischen Oberriet und Montlingen ist auch die Einmündung der Frutz im einhundert Meter langen Modell berücksichtigt. 

  • Urs Kost, Vorsitzender der Gemeinsamen Rheinkommission, betonte: «Derzeit laufen die letzten Untersuchungen im Rahmen der Detailplanung» Bild: Ulrike Huber
    1 / 2
  • Das neue aufgebaute Modell im Massstab 1:50 Bild: Ulrike Huber
    2 / 2

Projekt Rhesi hat höchste Priorität

Urs Kost, Vorsitzender der Gemeinsamen Rheinkommission, betonte: „Derzeit laufen die letzten Untersuchungen im Rahmen der Detailplanung. Diese werden wir voraussichtlich per Ende 2021 abgeschlossen haben.» Kost begrüsste auch die St. Galler Regierungsrätin und Vorsteherin des Baudepartements Susanne Hartmann sowie den Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner.

Oberriets Gemeindepräsident Rolf Huber informierte sich vor Ort Bild: Ulrike Huber

Während Susanne Hartmann vom wissenschaftlichen Aufbau und der akribischen Aufbereitung der Ergebnisse der Modellversuche durch die ETH Zürich begeistert war, gab es bei der Wortmeldung von Markus Wallner klare Kante: «Es gibt keine Alternative zu diesem Projekt. Rhesi ist ein Jahrhundertvorhaben und unverzichtbar für den Hochwasserschutz im Rheintal. Die Modellversuchshalle ist dabei ein enorm wichtiger Baustein in der Planung und Umsetzung».

Auch Felix Wüst, Gemeindepräsident von Thal, liess sich das Vorhaben genau beschreiben Bild: Ulrike Huber

Regierungsrätin Hartmann ergänzt: «Das Rheintal ist in den letzten 100 Jahren wirtschaftlich stark gewachsen. Rund 300'000 Menschen leben hier. Mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes tragen wir dieser Entwicklung Rechnung und können mögliche Hochwasserschäden in der Höhe von rund zehn Milliarden Schweizer Franken verhindern.»

Projektleiter Markus Mähr beschrieb das Vorhaben, dass sich der Rhein eigendynamisch verbreitern soll Bild: Ulrike Huber

Rhone und Rhesi

Es gebe in ganz Europa derzeit nur zwei Hochwasserschutzprojekte in dieser Grössenordnung: Rhone und Rhesi. Wobei der Fokus anders als bei der Zähmung des Alpenrheins durch den Bau des Neuen Rheins und des Rheindurchstichs nicht mehr nur auf Sicherheit und Hochwasserschutz liege, sondern auch auf der Einbindung der Ökologie. Auf einer möglichst naturnahen Gestaltung, so die beiden Regierungsmitglieder.

Bei einer Führung durch die riesige Versuchshalle mit dem neuaufgebauten Flussabschnitt auf der Höhe von Oberriet und Montlingen wurde jedem Anwesenden, darunter aus dem Rhintl die Gemeindepräsidenten Rolf Huber aus Oberriet und Felix Wüst aus Thal schnell klar: ein Besuch lohnt sich. Für jeden, der vom Projekt Rhesi betroffen ist. Und das ist eigentlich jeder Rheintaler.

Bei der Führung durch die Versuchshalle wurden die gebohrten Gesteinsschichten begutachtet Bild: Ulrike Huber

Abschluss des Staatsvertrages

«Der nächste Schritt ist der Abschluss des Staatsvertrages zwischen Österreich und der Schweiz», wird Landeshauptmann Wallner deutlich, «der Entwurf ist bereits von St.Gallen nach Bern und aus Bregenz nach Wien gegangen. Die formellen Verhandlungen müssen noch bis Ende Jahr in Gang kommen und dann sollte eine raschest mögliche Unterfertigung erfolgen.»

Projektleiter Markus Mähr skizzierte die nächsten Schritte aus seiner Sicht. «Rhesi befindet sich jetzt in der Vorbereitung auf die Genehmigungsphase. Wir glauben, die beste Lösung gefunden zu haben. Jetzt gilt es die technischen Pläne und die Projektanträge zu verfassen und zur richtigen Zeit einzureichen.» Jetzt sei eine detailliertere Planung, die auch die Auswirkungen auf die Umgebung berücksichtigt, möglich.

  • Bei der Führung durch die Versuchshalle Bild: Ulrike Huber
    1 / 7
  • Das Modell des Rheins ist schon aufgrund seiner Länge von einhundert Metern faszinierend Bild: zVg
    2 / 7
  • Chef in der Versuchshalle ist Bernhard Valenti Bild: Ulrike Huber
    3 / 7
  • Valenti erklärte alle Details Bild: Ulrike Huber
    4 / 7
  • Landeshauptmann Wallner im Interview mit dem ORF Bild: Ulrike Huber
    5 / 7
  • Landesrat Christian Gantner und LH Markus Wallner demonstrieren die künftige Ansicht des Rheins mithilfe Virtual Reality Bild: Ulrike Huber
    6 / 7
  • Bild: Ulrike Huber
    7 / 7

Lösung der Verkehrsprobleme

Interessant die von Mähr präsentierte Lösung der unweigerlichen Verkehrsprobleme durch den Abtransport von Millionen von Kubikmetern Erd- und Kiesmaterial, was zahllose LKW-Transporte notwendig machen würde. «Wir testen am neuen Modell die eigendynamische Aufweitung der Flusses. Der Rhein soll das ganze Material selbst bis in den Bodensee tragen.»

Im persönlichen Gespräch mit Rheintal24.ch wies Landeshauptmann noch einmal eindringlich darauf hin, dass aufgrund der verstärkt auftretenden Extremwetterereignisse unbedingt Rhesi verwirklicht werden muss, um die Hochwassergefahr im ganzen Rheintal hintanzuhalten: «Die Gesamtkosten von Rhesi werden nach heutigem Stand eine Milliarde Euro betragen. Ein 300-jähriges Hochwasser, das beide Seiten des Rheintals unter Wasser setzt, verursacht Folgekosten in Höhe von 10 Milliarden Euro. Bei einem solchen Hochwasser stehen Widnau, Diepoldsau und Lustenau bis in den zweiten Stock unter Wasser.»

Öffentliche Führungen am Rheinmodell in Dornbirn

Auch für die breite Öffentlichkeit sind Führungen am Rheinmodell in Dornbirn wieder möglich, nachdem diese coronabedingt zwischenzeitlich eingestellt werden mussten. Öffentliche Führungen finden ab sofort wieder jeweils am ersten Samstag sowie am zweiten und vierten Dienstag des Monats statt. Gruppen ab 10 Personen können sich für private Führungen per EMail an info@rheinregulierung.org oder per Telefon an +41 (0)71 747 71 00 anmelden. Auf der Website www.rhesi.org finden sich weitere Information und wie auch alle aktuellen Termine.

Über das Hochwasserschutzprojekt Rhesi

Das Projekt Rhesi (www.rhesi.org) hat die Verbesserung des Hochwasserschutzes am unteren Alpenrhein zum Ziel. Die Abflusskapazität des Rheins wird über die gesamte Länge der Internationalen Strecke (Rheinkilometer 65 bis 91) auf 4‘300 m3 /s erhöht. So schützt das Projekt Rhesi im St. Galler und Vorarlberger Rheintal den Lebensraum und die Arbeitsplätze von rund 300'000 Menschen sowie Investitionen von rund zehn Milliarden Franken. Für die Erreichung dieses Ziels sind bauliche Massnahmen notwendig, die den gesetzlichen Vorgaben Österreichs und der Schweiz entsprechen. Unter anderem umfasst dies die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, ökologische Aufwertungen sowie den sparsamen Umgang mit den Ressourcen, wie Finanzmittel und Kulturland. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund eine Milliarde Franken.

Projektträgerin Internationale Rheinregulierung

Mit dem Staatsvertrag von 1892 zwischen Österreich und der Schweiz wurde die Internationale Rheinregulierung (www.rheinregulierung.org) gegründet. Seit über 125 Jahren kümmert sich die zweistaatliche Organisation im Auftrag der Staaten um den Hochwasserschutz auf der Rheinstrecke zwischen der Illmündung und dem Bodensee. Die Führung der Internationalen Rheinregulierung obliegt der Gemeinsamen Rheinkommission.

Weitere Auskünfte

Internationale Rheinregulierung, Marlene Engler, Marketing & Kommunikation, Parkstrasse 12, CH-9430 St. Margrethen, +41 (0)71 747 71 02, marlene.engler@rheinregulierung.org

rheintal24/gmh/uh