Die exportorientierten Industriebetriebe profitieren vom starken Wachstum in Asien und der Konjunkturerholung in den USA. Die vergleichsweise hohe Abhängigkeit der Ostschweizer Unternehmen von den Grenzregionen trübt die Dynamik. Die Entwicklung der Binnenwirtschaft hängt direkt vom Impffortschritt und damit verbundenen Öffnungsschritten ab. Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich weiter entspannt.
Binnenmarkt und Tourismus profitiert nicht im gleichen Ausmass
Der Geschäftslageindikator zeigt im dritten Quartal in Folge eine klare Erholung in der Ostschweiz. Der Unterschied zwischen den einzelnen Branchen bleibt aber frappant. Beat Schiffhauer, Finanz- und Konjunkturexperte der St.Galler Kantonalbank (Bild), sagt dazu: «Die Erholung der Weltwirtschaft und die Öffnungsschritte in der Binnenwirtschaft sorgen für Nachholeffekte und damit für wirtschaftlichen Schub. Die bis vor kurzem geschlossenen Grenzen unterstützten den Detailhandel, insbesondere in den Grenzgebieten». Jan Riss, wissenschaftlicher Mitarbeiter der IHK, ergänzt: «Die gesamtwirtschaftliche Erholung wird sich weiter fortsetzen, hängt aber stark von Impffortschritt und -wirksamkeit sowie vom Funktionieren der teilweise belasteten internationalen Lieferketten ab».
Die Erschwernisse aufgrund der Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie wirken sich im zweiten Quartal in erster Linie auf den Binnenmarkt aus. Allerdings gilt es zu unterscheiden, denn nicht alle Branchen sind gleichermassen von den gesundheitspolizeilichen Massnahmen betroffen. Die Ertragslage im Baugewerbe hat sich besser entwickelt als erwartet. Dies bedeutet, dass die Nachfrage trotz Pandemie gut blieb. Die Bauunternehmen konnten die gute Wettbewerbsposition halten. Das Gastgewerbe und die Tourismusbranche hingegen bleiben durch die gesundheitspolitischen Einschränkungen in einer schwierigen Lage. Für diese bleiben der Impffortschritt und rasche, nachhaltige Öffnungsschritte auf europäischer Ebene entscheidend.
Exportwirtschaft mit Schwung, Preisentwicklung angespannt
Die exportorientierte Industrie nimmt weiter Fahrt auf und profitiert von einer gut laufenden Wirtschaft in Asien sowie der konjunkturellen Erholung in den USA. Im Vergleich zur Gesamtschweiz zeigt sich hier in der Ostschweiz allerdings, dass die höhere Abhängigkeit von den Grenzregionen auf die wirtschaftliche Entwicklung durchschlägt. Viele Ostschweizer Unternehmen sind eng verzahnt mit der süddeutschen und der vorarlbergischen Wirtschaft, wo sich der Aufschwung ebenfalls erst allmählich entfaltet. Während schweizweit die Unternehmen ihre Wettbewerbsposition im Ausland deutlich gestärkt haben, ist dies bei den Ostschweizer Unternehmen nicht im gleichen Ausmass zu beobachten.
Steigende Rohstoffkosten und Engpässe in den Lieferketten schlagen immer stärker auf die Betriebskosten durch. «Die Ertrags- wie auch die Auftragslage erholen sich in der Industrie. Eine Mehrheit der Unternehmen gibt aber an, dass die Einkaufspreise zuletzt deutlich gestiegen sind, und erwartet weitere Kostensteigerungen. Dies könnte in den kommenden Quartalen die Gewinnmargen belasten», meint Beat Schiffhauer. Ähnlich sieht dies auch Jan Riss: «Höhere Preise und Lieferengpässe könnten kurzfristig zur Belastungsprobe werden. Dies ist sowohl in der Ostschweiz wie auch schweizweit zu beobachten.»