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Vorarlberg
30.04.2021

Shitstorm gegen rote Zone auf blauem Platz

Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer: «Der weitaus grösste Teil der Bevölkerung nimmt die Massnahmen problemlos an»
Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer: «Der weitaus grösste Teil der Bevölkerung nimmt die Massnahmen problemlos an» Bild: vol.at
Die «Modellregion» Vorarlberg, die vor einigen Wochen mit Öffnungsschritten vorausging, weist aktuell eine Inzidenzzahl von 250 auf. Und die Gemeinde Lustenau erntete für die Verhängung einer roten Zone einen veritablen Shitstorm.

Noch vor gut einem Monat konnten unsere Nachbarn ennet des Rheins noch vorbildlich tiefe Coronaansteckungsraten vorweisen. Eine Inzidenz im zweistelligen Bereich führte dazu, dass Landeshauptmann Markus Wallner mit der Regierung in Wien eine Behandlung des Ländles als «Modellregion» durchsetzen konnte. Während damals in den weit entfernten östlichen Bundesländern ein harter Lockdown verhängt wurde, konnte man zwischen Bodensee und Arlberg sogar die Gastronomie innen und aussen öffnen. Freilich nur für Gäste, die mit einem aktuellen negativen Covid-19-Test aufwarten konnten.

Werte in ungeahnten Höhen

Seit gut zwei Wochen sieht die Lage ganz anders aus. Es waren höchstwahrscheinlich Familienfeiern an den Ostertagen, die vor allem im Bregenzerwald und im direkt an die Rheintaler Gemeinde Au angrenzenden Lustenau die Ansteckungszahlen mit Speed in zuvor ungeahnte Höhen schiessen liessen. Und zunächst zur Abriegelung der Region Bregenzerwald führten. Eine Ausreise ist seither nur noch bei Vorweis eines negativen Tests möglich.

Derzeit herrscht Leere in der roten Zone auf dem Blauen Platz in Lustenau Bild: gites.fr
...und so sollte es eigentlich aussehen - zumindest an Festtagen Bild: Ulrike Huber

Kurz danach wurde in Lustenau Alarm geschlagen. Eine ungewöhnliche Häufung von Coronainfektionen bei jüngeren Menschen gab den Ausschlag, die Oberstufen der Schulen sofort auf Distanzunterricht umzuschalten. Dazu wurde zu einer bis dahin ungewöhnlichen Massnahme gegriffen. Der gesamte Ortskern rund um den blauen Platz wurde von Land und Gemeinde weitläufig zur roten Zone erklärt. Das heisst: FFP2-Maskenpflicht auch im Freien. Dazu hat man ein aktuelles negatives Testzeugnis mit sich zu führen.

Kleine lärmende Minderheit

Ein Shitstorm gegen die Gemeinde auf den Social Medias war die wohl unvermeidliche Folge dieser Massnahme. Der «Luschtnouer» Bürgermeister Kurt Fischer nimmt die Kritik äusserlich gelassen. An der gestern in Heerbrugg stattgefundenen Eröffnung der Ausstellung der eingereichten Wettbewerbsmodelle für die geplante Langsamverkehrsbrücke über den Rhein meinte er dazu: «Ein kleine lärmende Minderheit überdeckt, dass der weitaus grösste Teil unserer Bevölkerung die strengen Massnahmen problemlos annimmt.» Derzeit sind in Lustenau mit seinen rund 23´000 Einwohnern 156 Menschen an Corona erkrankt.

Vom Paulus zum Saulus

Mit der Sieben-Tage-Inzidenz von 250 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner bleibt die Infektionslage in Vorarlberg kritisch. Das Ländle wurde damit vom Paulus zum Saulus und liegt deutlich über dem österreichischen Schnitt von 168.2. Die Bezirke (vergleichbar mit den Wahlkreisen in der Schweiz) Bregenz (samt Bregenzerwald) und Dornbirn (umfasst auch Lustenau) liegen mit einer Inzidenz von 299.3 bzw. 276.9 österreichweit unter den fünf Bezirken mit der höchsten Ansteckungsrate.  Dazu muss aber bemerkt werden, dass im Ländle auch deutlich mehr getestet wird als in den anderen Bundesländern.

Zum Vergleich: die Sieben-Tage-Inzidenz im Wahlkreis Rheintal liegt aktuell bei 147.7

gmh/uh