Am 15. März wurden im benachbarten Vorarlberg als österreichische «Modellregion» zahlreiche Öffnungsschritte gesetzt. Wichtigstes Beispiel ist die Gastronomie, die ihre Gäste auch in den Innenräumen bewirten darf. Freilich muss jeder Kunde einen aktuellen negativen Covid-19-Test vorlegen. Aktuell schiessen aber die Ansteckungszahlen im Ländle steil in die Höhe.
Wurden am 15. März im ganzen Bundesland gerade einmal 363 aktiv positive Fälle ausgewiesen, waren es am gestrigen Donnerstag schon über 1´500. Damit hat sich seit dem 22. März die 7-Tage-Inzidenz fast vervierfacht, wie die APA in einer Aussendung mitteilt.
Virus-Mutationen schlagen durch
Dass die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner vor den Öffnungsschritten von Mitte März zumeist in den 70ern lag, kann auch darauf zurückgeführt werden, dass unsere direkten Nachbarn von den ansteckenderen Virus-Varianten vergleichsweise lange verschont geblieben sind. Jetzt schlagen diese Virus-Mutationen zu. Am Donnerstag wurde für alle vier Vorarlberger Bezirke eine Inzidenz von über 100 ausgewiesen. Im Bezirk Dornbirn stieg sie auf 177, im Bezirk Feldkirch auf 179. Im Bezirk Bregenz - dazu gehört auch der Bregenzerwald - kletterte die Inzidenz auf 226.
Für das gesamte Bundesland Vorarlberg betrug sie 184,1, nur Tirol und Wien wiesen schlechtere Werte auf. Zum Vergleich: im Wahlkreis Rheintal liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell auf 135.
Belegung der Intensivstationen stabil
Diese Steigerung hat sich aber noch nicht auf die Belegung der Intensivstationen ausgewirkt. Dort ist die Lage weiterhin mit zehn bis 15 Corona-Patienten stabil. Allerdings war noch Ende März tagelang nur jeweils ein Corona-Patient auf der Intensivstation gelegen. Dass die Belegung nur langsam steigt, wird auf den Impffortschritt zurückgeführt, da vor allem die älteren Risikopatienten inzwischen nahezu vollzählig durchgeimpft sind. Knapp 30 Prozent der 332.000 Vorarlberger Impfberechtigten sind zumindest erstimmunisiert. Von den für eine Herdenimmunität nötigen Impfwilligen - mindestens 280.000 - ist man damit aber noch weit entfernt.
Der Status der Modellregion wird von der Landesregierung zumindest offiziell weiterhin nicht infrage gestellt. Man wolle daran festhalten. Bei der Beurteilung der Lage müsse man die Situation auf den Intensivstationen, den Impffortschritt und die Zahl der Tests, aber auch die wirtschaftliche Situation und die Bereitschaft der Bürger, die Massnahmen mitzutragen, einbeziehen. Vermutlich ein richtiger Schritt, denn wie gerade das aktuelle Infektionsgeschehen im Bregenzerwald zeigt, passieren Ansteckungen vorwiegend im privaten Bereich.
Clusterbildung nach Privatfeiern
Dieser Bereich wird aber immer mehr zum Problem. Deshalb war man im Ländle gezwungen, nachdem sich in Wäldergemeinden regelrechte Cluster nach Privatfeiern und –parties gebildet hatten und Betroffene beim Contact Tracing unvollständige Angaben machten, eine Ausreisetestpflicht für die gesamte Region Bregenzerwald zu verhängen.