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Sport
11.04.2021

«Ich vermisse unsere Fans aus der Schweiz»

Diesen Bully gewannen die Lustenauer, das Spiel gegen Laibach wurde aber mit 0:8 Toren verloren.
Diesen Bully gewannen die Lustenauer, das Spiel gegen Laibach wurde aber mit 0:8 Toren verloren. Bild: Ulrike Huber
Nur einige Steinwürfe von der Schweizer Grenze entfernt trägt der EHC Lustenau seine Heimspiele in der Alps Hockey League (AHL) aus. Zu normalen Zeiten mit vielen Fans aus dem Schweizer Rheintal. In dieser Saison ganz ohne Zuschauer.

Samstagabend in der Rheinhalle Lustenau. Zweites Spiel der Best-of-five–Serie im Halbfinale der Alps Hockey League. Die Hockey-Cracks vom EHC Lustenau empfangen den Ligafavoriten Olimpia Laibach. Es ist ein Duell Klein gegen Gross, Halbamateure gegen Profis. Denn die Eishackler aus den slowenischen Hauptstadt hatten diese Saison der Alps Hockey League dominiert. Und wollen kommendes Jahr in der ICE Hockey-League spielen. Einer Vollprofiliga.

Gespannt verfolgen Spieler und Betreuer auf der Bank das Spiel Bild: Ulrike Huber

Achtungserfolg auswärts in Laibach

Noch vor wenigen Tagen zeigten die Luschtnouer in der slowenischen Hauptstadt eine tolle Leistung und erreichten bei einer knappen 2:4 Niederlage nach ausgeglichenem Spiel einen Achtungserfolg. Der Match in Lustenau lief aber wie auf einer schiefen Ebene. Und zwar gegen die Kufenkünstler der Stickergemeinde. Angefangen von der ersten Minute, als nach nur wenigen Sekunden schon der Führungstreffer für die Gäste aus Slowenien fiel, bis zum Schlusspfiff zu einer deprimierenden 0:8 Niederlage. Am kommenden Dienstag findet in Laibach die dritte Partie in dieser Halbfinalserie statt. Mit einem Sieg stehen die Olimpia-Spieler im Finale. Und für die «Luschnouer» wäre dann die Saison beendet. Aber wie heisst es so schön «Die Hoffnung stirbt zuletzt». Noch können die Grün-Gelben mit drei Siegen das Ruder herumreissen.

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Dennoch war niemand vom EHC Lustenau traurig an diesem Abend in der «Schuhschachtel» Lustenau, wie die Rheinhalle von den Fans früher liebevoll genannt wurde. Denn mit der Best-of-Five-Serie gegen Olimpia Laibach ging eine über alle Erwartungen erfolgreiche Saison in ihr Finale. Eine Saison, die vom langjährigen Vereinspräsidenten Herbert Oberscheider schlicht als «sensationell» bezeichnet wird. «Unser Saisonziel war von Anfang an, um den österreichischen Meistertitel in der AHL mitzuspielen. Diesen Titel haben wir gegen die Red Bull Juniors Salzburg gewinnen können. Das war gegen diese perfekte Profiorganisation nur mit viel Herzblut und der richtigen Einstellung möglich.»

EHC Lustenau-Präsident Herbert Oberscheider: «Wir wollten die Erfolge mit unseren Schweizer Fans feiern» Bild: Ulrike Huber

Über Erwarten gut gelaufen

Aber auch in der Alps Hockey League, die aus 16 Teams aus Italien, Slowenien und Österreich besteht, lief es über Erwarten gut. Im Grunddurchgang landete man auf Platz neun, was zur Teilnahme an den Play-Offs berechtigte. Wo man zuerst gegen die Rittner Buam und dann gegen den HC Pustertal, beides italienische Teams, reüssierte und so ins Halbfinale gegen Olimpia Ljubljana gelangte. Oberscheider: «Für eine solche Saison braucht es Teamspirit und auch Glück zur richtigen Zeit. Ganz im Gegensatz zur entscheidenden Phase in der vergangenen Saison, wo wir Januar und Februar bereits einen Virus in der Kabine und ständig mit Atemproblemen erkrankte Spieler hatten.»

Profis und Trainer sind ins Risiko gegangen

Auch der kanadische Trainer Mike Flanigan und seine Spielphilosophie passen gut zum Team. Wie auch die gerade einmal fünf Profis. «Sie alle sind mit ihren Verträgen für dieses Jahr ins Risiko gegangen». Will heissen, die Verträge wurden punkte- und leistungsorientiert abgeschlossen.

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Ein grosses Thema in dieser Spielzeit der Alps Hockey League war natürlich Corona. Präsident Oberscheider ist sehr zufrieden damit, wie die Liga-Organisation mit diesem Problem umgegangen ist: «Die Verantwortlichen der AHL haben das wirklich hochprofessionell durchgebracht. Jeder Spieler wurde jeden zweiten Tag getestet. Vor jeder Einreise nach Slowenien sogar mit Bluttests. So wurde der Spielplan durchgezogen. Das Zuschauerverbot in den Hallen macht sich natürlich bei diesem erhöhten Aufwand finanziell bemerkbar. Aber wir erhalten Kompensationszahlungen vom Staat. Und unsere Sponsoren haben uns alle die Treue gehalten. Wir hoffen nur, dass uns die Impfkampagne wieder Normalität und volle Hallen in der kommenden Saison beschert. Denn es ist sehr schade, dass wir unsere Erfolge nicht zusammen mit unseren vielen Fans von der Schweizer Seite des Rheintals feiern konnten.»

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Kanadischer Goalgetter im grün-gelben Dress

Auch Chris D`Alvise, der kanadische Goalgetter im grün-gelben Dress des EHC Lustenau, bedauert es sehr, dass vor leeren Rängen gespielt werden musste: «Ich vermisse unsere Fans aus der Schweiz!» Umso mehr, als er seit vielen Jahren mit einer in Höchst wohnhaften, aber an der Primarschule in Oberriet unterrichtenden Lehrerin liiert ist und viele persönliche Freunde in der Schweiz hat. Während des Spiels gegen Laibach war er auf dem Eis noch sichtlich frustriert, dass ihm ausnahmsweise kein Tor gelungen ist. Dazu gabs noch zwei Strafen. «Normal habe ich in der ganzen Saison nur zwei bis drei kleine Bankstrafen.»

Der schlittschuhläuferisch extrem schnelle und elegante Spieler mit stupender Stocktechnik will noch nicht sagen, ob er auch noch im nächsten Jahr für Lustenau auflaufen wird. Denn schliesslich ist er 35 Jahre alt. Im Herbst hatte er eine sehr schwere Gehirnerschütterung erlitten, die ihn zu einer beinahe zwei Monaten dauernden Pause verurteilte. Dennoch hat er in der Liga gesamt «zwischen 25 und 30 Tore» geschossen. Genau weiss er es gar nicht.

Goalgetter Chris D`Alvise: «Ich muss mir nichts mehr beweisen» Bild: Ulrike Huber

«Ich muss nichts mehr beweisen»

«Ich schaue auf das Team, nicht auf mich. Die Statistik interessiert mich nicht, ich muss mir nichts mehr beweisen. Dass die Teamleistung und nicht die Qualität der einzelnen Spieler entscheidend ist, hat man gerade heute bei Olimpia Laibach gesehen, die keine herausragenden Player haben, sondern ein starkes Kollektiv bilden.» Aber auch Chris D`Alvise ist mit dem Abschneiden seines Teams in dieser Saison sehr zufrieden. Und vielleicht schleift er ja auch in der kommenden Saison noch einmal seine Kufen für den EHC Lustenau.

gmh/uh