Wenn ein Elektroauto in Brand gerät, sind die Bilder meist spektakulär: lodernde Flammen, Feuerwehrleute, die mit einem großen Wassercontainer zum Löschen anrücken. An sich gibt es bei Elektrofahrzeugen keine höhere Brandgefahr. Aber so ein Feuer zu löschen, hat dennoch seine Tücken. Denn ein Akkubrand kann giftige Gase freisetzen und der Brandherd ist meist noch schwer erreichbar im Boden des Fahrzeugs verbaut – da hilft manchmal nur, das ganze Auto im Wassertank zu versenken.
E-Auto brannte und brannte und brannte
Den Brand nur vermeintlich gelöscht
Genau zu dieser Erkenntnis gelangten auch die Florianijünger der Feuerwehr Lustenau in der Nacht auf Sonntag. Ein in einer Garage am Stromkabel hängender Plug-In-Hybrid fing an zu brennen. Zunächst versuchten die Fahrzeughalter selbst zu löschen. Dann war die Feuerwehr zur Stelle, löschte vermeintlich den Brand und schleppte den BMW-SUV zum Feuerwehrhaus, im es unter Beobachtung halten zu können.
Kurz nach der Ankunft flammte das Feuer, das die Lithium-Ionen-Batterie erfasst hatte, erneut auf. Mit schwerem Atemschutz konnte der Brand erneut gelöscht werden und das Fahrzeug durch das Rüstfahrzeug in einen Container gehoben werden. Dieser Container wurde dann auf Empfehlung der kontaktierten Werksfeuerwehr von BMW in München mit Wasser geflutet, um ein weiteres Aufflammen zu verhindern.
Container zum Güterbahnhof Wolfurt gebracht
Dieser Container wurde dann zum Güterbahnhof Wolfurt transportiert, da die dortige Betriebsfeuerwehr das Know-How zur Behandlung von Akkubränden hat. Der Brand-BMW wurde in eine bereitgestellte Mulde verladen, wo er unter Beobachtung bleiben kann.
Info-Box
Jochen Zehfuss vom Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz hat in einem jüngst ausgestrahlten Interview des Deutschlandfunks folgende Aussagen zur Brandgefährlichkeit und zur Brandbehandlung bei E-Autos gemacht, die wir hier zitieren:
«Fälle, wo Elektrofahrzeuge brennen, sind im Verhältnis gesehen auch zu den Verbrennungsfahrzeugen nicht höher. Das heisst, wir haben kein höheres Brandrisiko, und auch die Schäden sind vermutlich nicht deutlich höher. Zumindest von den Zahlen, die wir kennen, wissen wir, dass das Brandverhalten, das heisst also die freigesetzte Wärme, bei einem Brand von einem Elektrofahrzeug nicht wesentlich anders ist als bei einem klassischen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Das wird nämlich im Wesentlichen dominiert durch die Fahrzeugeinrichtung, dass das Interieur durch die Polsterung, durch die Kabel und was in so einem Fahrzeug verbaut ist und nur in untergeordnetem Maße durch das Antriebskonzept.»
«Wir haben natürlich den Akkumulator als zusätzliche Brandlast. Der Akkumulator stellt für sich genommen ein gewisses Risiko dar hinsichtlich der Entzündung – dort können Kurzschlüsse auftreten, dort kann sich ein Brand entzünden –, das haben wir beim Verbrennungsfahrzeug nicht.»
«Allerdings haben die modernen Elektrofahrzeuge sogenannte Batteriemanagementsysteme, die intelligent genug sind, Kurzschlüsse zu erkennen, Fehler zu erkennen, sodass eine Brandentwicklung aus sich heraus relativ unwahrscheinlich ist und eher nur durch äussere Einflüsse, also einen Unfall beispielsweise, erfolgen kann. Aber selbst dann ist die Brandentwicklung, die freigesetzte Wärme nicht wesentlich anders. Wir haben einen zweiten Peak, denn wenn man sich so einen Zeitverlauf der Wärmefreisetzung und auch der Temperatur vorstellt, dann haben wir einen zweiten Hochpunkt, der eben durch das Abbrennen des Akkumulators entsteht.»
«Es ist allerdings schwieriger, so ein Elektrofahrzeug zu löschen. Es ist richtig, wenn ein Akkumulator thermisch durchgeht, das heisst also eine Zersetzungsreaktion stattfindet, die schwierig ist zu stoppen, dann wird im Zuge dieser Zersetzungsreaktion Sauerstoff freigesetzt. Das heißt, es muss gar kein Sauerstoff mehr dem Brand zugeführt werden, so wie wir das sonst bei klassischen Bränden kennen, sondern der entsteht durch diese Zersetzungsreaktion. Deswegen ist es auch so schwierig, einen Brand von einem Elektrofahrzeug zu löschen oder zumindest dann, wenn der Akkumulator brennt, und da braucht man eben deutlich länger, da muss die Feuerwehr eben deutlich länger kühlen. Das ist ein Unterschied im Vergleich zum Verbrennungsfahrzeug.»
«Wasser ist das Löschmittel der Wahl, vielleicht noch/nur ein Netzmittel. Schaum hat man früher genutzt, braucht man nicht, denn Wasser hat die beste Kühlwirkung. Wasser hat eine vergleichsweise sehr hohe Wärmekapazität, kann also sehr viel Wärme aufnehmen und ist das beste Löschmittel, um ein Elektrofahrzeug zu löschen. Die Problematik, die sich darstellt, ist aber, dass man an die Batterien, dort, wo es also zu diesem thermischen Durchgehen kommt, relativ schwierig mit Wasser rankommen kann, weil die Akkumulatoren sind ja im Fahrzeug verbaut, meistens im Bodenbereich, und wir haben da eben wie geschildert kein offenes Feuer. Das ist eben teilweise ein Problem, und das führte eben dazu, dass teilweise in einigen Fällen Fahrzeuge tatsächlich in Container ja mehr oder weniger im Wasser versenkt werden mussten.»