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Region Rheintal
18.03.2021
19.03.2021 08:18 Uhr

Maskenpflicht am Tisch? «Absolute Diktatur!»

Markus «Mäck» Podlessnig ist über die Coronamassnahmen im Gastrobereich verärgert
Markus «Mäck» Podlessnig ist über die Coronamassnahmen im Gastrobereich verärgert Bild: zVg
Der Bund hat neue Corona-Lockerungen zur Vernehmlassung an die Kantone geschickt. Dabei soll eine Maskenpflicht gelten: draussen und drinnen und sitzend am Tisch. Was für die Gastronomen unverständlich erscheint.

Kantone und Verbände diskutieren die vom Bund am 12. März erhaltenen Vorschläge zu neuen Corona-Lockerungen. Besonders in der Kritik steht der Punkt betreffend Restaurantterrassen. Der Bundesrat möchte diese öffnen, verlangt aber von den Gästen Maskentragpflicht neu auch am Tisch. Abnehmen dürfte man dann die Maske nur zum Essen oder Trinken. Sprechen ist nur mit Maske erlaubt.

Auch Vorschriften wie 1.5 Meter Tischabstand, höchstens 4 Gäste pro Tisch etc. gelten weiterhin. Privat dürften sich draussen nach weiteren Lockerungen 15, drinnen 10 Personen ohne Maske und Abstand aufhalten. Maskentragpflicht am Tisch, macht das Sinn?

Das Casa Nero in Marbach bleibt im Moment leider noch leer Bild: casanero-restaurant.ch

«Die haben doch einen Schuss»

«Das ist doch eine absolute Diktatur, die machen mit uns Gastronomen, was sie wollen.» Der Geschäftsfüher des Casa Nero in Rebstein «Mäck» Podlessnig kommt schwer in Fahrt, wenn er auf das Thema Maskenpflicht an den Restauranttischen drinnen und draussen angesprochen wird. «Die haben doch, gelinde gesagt, einen Schuss. Diese Vorschriften versteht niemand mehr. Da wird ein Hallenbad geöffnet, aber nur für die unter Zwanzigjährigen. Da dürfen Pferdebesitzer zur Tierbetreuung ohne Testzeugnis und Zollkontrolle nach Vorarlberg. Aber alle anderen nicht. Und genau so eine Sinnlos-Vorschrift ist jetzt das Maskentragegebot an den Sitzplätzen in der Gastronomie. Sogar im Freien!»

Gaspilze aus Umweltschutzgründen verboten

Jüngst sei der Casa Nero-Chef auf die Gemeinde zitiert worden, weil er drei Tische aufgestellt hatte, damit die Leute beim Anstehen auf die derzeit aus einem rollenden Gastrostand heraus servierten Take-Aways die Abstände einhalten. Tische seien nicht erlaubt. Wenn jetzt tatsächlich die Gastroöffnung komme, werde er nur den Gastgarten öffnen und nur zwischen halb elf bis sechs Uhr abends. «Aber viel wird es nicht bringen, denn man hat uns ja sogar aus Umweltschutzgründen die Gaspilze verboten, also darf es den Gästen nicht einmal warm werden.»

Daniel Wildhaber, Chef im Restaurant Adler in Oberriet, hier mit Gattin: «Das ist nicht meine Vorstellung von Gastgewerbe» Bild: swissgourmets.ch

Daniel Wildhaber, Speiserestaurant Adler in Oberriet und Vizepräsident von Gastro Rheintal-Bodensee: «Maske am Tisch, das ist doch eigentlich unvorstellbar! Sowohl draussen auf der Terrasse wie drinnen. Mit solchen komischen Regelungen geht es sicher nicht in eine richtige Richtung. Maske ab, Maske auf bei jedem Schluck und jedem Bissen? Ich weiss nicht, das ist einfach nicht meine Vorstellung vom Gastgewerbe. Die Coronaschutzmassnahmen vor dem Gastro-Lockdown mit Personenbegrenzung pro Tisch, Tischabständen, Kontaktnachverfolgung und Hygienemassnahmen waren das Richtige.»

Probleme mit Abrechnung der Kurzarbeit

Tatsächlich gingen in dieser Zeit auch nur knapp zwei Prozent der Coronainfektionen auf das Konto der Restaurant- oder Kaffeehausbesucher. «Ich frage mich, ob es überhaupt Sinn macht, jetzt am 22. März zwanghaft aufzusperren. Wenn es möglich ist, dann werde ich wahrscheinlich erst am 1. April aufmachen, um Probleme mit der Abrechnung der Kurzarbeit zu vermeiden, aber ich habe mich noch nicht entschieden.»

Im Vorstand von Gastro Bodensee-Rheintal wurde die Öffnung am 22. März thematisiert. Daniel Wildhaber berichtet: «Die Lage ist einfach zwiespältig. Man sieht ja derzeit, wie die Situation in den umliegenden Staaten ist. Die dritte Infektionswelle ist voll am Anrollen. Und es bringt auch den Gastronomen nichts, wenn man nach Ostern Mitte April schon wieder alles zusperren und zurückfahren muss. Andererseits sehen sich alle Leute wieder danach, endlich wieder mit anderen gemütlich zusammenzusitzen und einen guten Wein bei einem feinen Essen zu geniessen.»

Ob ein Restaurantbesuch mit Maske auch trotz des wunderbaren Ausblicks genossen werden kann? Bild: sonneggbalgach.ch

Man darf gespannt sein, ob der Bundesrat am Freitag die Interessen von Gästen und Restaurants berücksichtigt und die Lokale mit dem bereits bestehenden, bewährten Schutzkonzept vollständig öffnet anstatt auch noch eine Maskenpflicht am Tisch einzuführen. Zu erwähnen wäre einmal mehr, dass die Ansteckungsrate im Gastgewerbe faktisch inexistent ist.

gmh/uh