In Hof des Anwesens der Familie Marcel und Myriam Geisser in Kobelwies brennt ein Feuer aus Holzscheiten. Davor begrüsst ein Arrangement aus liebevoll geschmückten Christbäumen die Besucher und Kunden. Doch anders als in coronafreien Jahren gibt es bei Geissers an diesem letzten Samstag vor dem Heiligabend keine Weihnachtsfeier für alle Freunde, Bekannten und Kunden in der heimeligen Gaststube neben dem Traktorenunterstand. Dieses Jahr darf es keine grösseren Menschenansammlungen geben und müssen Corona-Schutzbestimmungen eingehalten werden.
«Christbaumkauf ist Familiensache»
Finger und Herz erwärmen
Trotzdem, wer einen Punsch oder einen Glühwein will, um sich an diesem nebelkalten Tag die Finger und das Herz ein bisschen zu erwärmen, bekommt von Myriam Geisser natürlich das Gewünschte. Im Stehen schlürfen die immer wieder eintreffenden Kunden und Bekannten ihr Heissgetränk und machen sich nach der erfolgreichen Baumsuche, dem Absägen des grünen Weihnachtswunders und dessen «Verpackung» in ein Nylonnetz nach einem kurzen, aber intensiven Schwatz wieder auf den Weg.
Zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in der Schweiz verkauft und stehen dann mit Kugeln, Kerzen, Lichterketten und Lametta geschmückt bis etwa Dreikönig in den guten Stuben der Menschen. Um den Kindern staunende grosse Augen zu bescheren und den Erwachsenen eine stille Freude zu machen. «Aktuell haben wir entgegen der Erwartungen schweizweit mehr Bäume verkauft als in anderen Jahren», berichtet Philipp Gut von der IG Suisse Christbaum. Offensichtlich wollen sich die Schweizerinnen und Schweizer dieses Jahr ein bisschen Normalität und Ruhe in dieser seltsamen Zeit in das eigene Wohnzimmer holen. Ein bisschen Ablenkung von dem von überall her dröhnenden Coronatheater.
Noch nie zuvor so viele Neukunden
«Auch wir haben noch nie so viele Bäume verkauft», sagt ein glücklicher Marcel Geisser, «obwohl wir nur ein einziges Mal in rheintal24.ch inseriert haben, aber diese Werbung hat offensichtlich eingeschlagen. Es waren noch nie zuvor so viele Neukunden bei uns. Wir mussten bereits zweimal bei einem anderen Christbaumbetrieb zukaufen. Und haben jetzt nur noch relativ wenig Reststücke.» Die Geissers, die Eltern Myriam und Marcel und die beiden Söhne Jastin und Janik betreiben auf ihrem Hof in Kobelwald bei Oberriet eine Nebenerwerbslandwirtschaft, die sich hauptsächlich auf Kürbis- und Christbaumzucht stützt. Die Produkte werden selbst vertrieben. Die Kürbisse auf Verkaufswagen, die an der Hauptstrasse in Oberriet stehen, die Nordmann-, Blau- und Weisstannen, die Fichten und auch exotischere Christbaumgewächse direkt beim Anwesen der Geissers.
Im Oktober schon den passenden Baum ausgesucht
Seit Oktober sind die potentiellen Christbaumkäufer auf dem Geisser´schen Hof vorbeigekommen und konnten sich in dem Jungbaumwäldchen ihren eigenen, ganz persönlichen Christbaum aussuchen und markieren. Jetzt, an diesem Verkaufssamstag, kommen nach und nach die Familien vorbei, um ihr Schmuckstück selbst zu fällen und verpacken zu lassen. «Christbaumkauf ist Familiensache», schmunzelt Marcel Geisser. Und hofft, dass nächstes Jahr der faule Coronazauber wieder vorbei ist und er wieder mit seinen Kunden in der Wärme der guten Stube zusammen das Weihnachtsfest vorfeiern kann.