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Altstätten
20.07.2025
20.07.2025 09:47 Uhr

Kräutersalze, Wein-Zmittag, Drehorgelklänge: Der Buuremaart war nostalgisch

Bild: fam
Der Altstätter Buuremaart ist längst mehr als nur ein Ort zum Einkaufen. Zwischen frischen Kräutersalzen, regionalem Wein und nostalgischen Drehorgelklängen wird der Markt jeden Samstag zum Treffpunkt für Geniesser, Freunde des guten Gesprächs und Liebhaber alter Traditionen – mitten im Städtli, das 2025 sein 600-jähriges Marktrecht feiert.

Der Buuremaart Altstätten ist längst ein Publikumsmagnet für die Leute aus der Region geworden. Jeden Samstag verwandelt sich die Marktgasse im Städtli in eine Flaniermeile der verschiedensten Gerüche, Genüsse und der Leichtigkeit des Seins, wenn die lokalen Bauern ihre Marktstände aufbauen und Lebensmittel und Kunsthandwerk sowie ein buntes Allerlei anbieten.

600 Jahre Marktrecht

Dass der Buuremaart jedes Wochenende zahlreiche Besucher anzieht, hat längst nichts mehr mit dem Einkauf allein zu tun. Viel mehr ist er auch ein Treffpunkt und auch ein kultureller Hotspot geworden. Der Einkauf wird immer mehr zur Nebensache und das gesellige Beisammensein, sei es bei einem Gespräch zwischen den Ständen, bei einem Schwatz mit einem lokalen Bauern oder dem gemütlichen Zeitvertreib bei einem Kaffee, steht immer mehr im Fokus.

Auch kulturell hat der wöchentliche Markt eine wichtige Bedeutung für Altstätten. Gemeinsam mit anderen grossen Märkten ist er in diesem Jahr Zeichen und Ausdruck vom sechshundert-jährigen Marktrecht des Städtli. Das Jahr 2025 steht daher besonders im Zeichen der Märkte. Den Anfang machte dereinst der Pelzfellmarkt, der die Jägerschaft mit den Fellhändlerm zusammenbringt – seit mehr als 200 Jahren.

Gleichzeitig fand auch die Städtli-Stubete statt Bild: fam

Kräutersalze aus dem eigenen Garten

Der Buuremaart vom 19.07.2025 war zwar eher klein, deswegen aber nicht weniger fein und die Standbetreiber gaben sich gesprächig und gaben gerne Auskunft über ihre Produkte. Darunter ist auch Sylvia Feger. Die diplomierte Kräuterfachfrau verkauft in ihrem Marktstand «Semper Bonum» diverse Kräutersalze und Gewürzmischungen. «Was meine Produkte besonders macht: Sie wurden nicht eingeflogen, sondern stammen alle aus meinem eigenen Garten und sind handgemacht.»

Die Kräuterfachfrau baut die Kräuter selber an, stellt sie selber her und verkauft sie auch direkt auf dem Markt. Das sorgt für eine Nähe, die kein Gewürz aus dem Supermarkt je erzeugen könnte. Und die Leidenschaft von Feger ist spürbar. «Ich verarbeite unter anderem Wildkräuter. Rund 20 verschiedene Sorten habe ich im Sortiment. Das Anbauen von Kräutern und das Verkaufen von Kräutermischungen ist mein Hobby, mein Beruf und meine Leidenschaft. Mir ist wichtig, dass wir die Kräuter benutzen, die hier wachsen. Die wachsen für uns.» Ware aus aller Welt einfliegen könne jeder, «aber mir ist Regionalität wichtig. Am liebsten direkt aus dem eigenen Garten.»

Sylvia Feger, Semper Bonum Bild: fam

Mittagessen mit Weinbegleitung

Das Weingut Zünd ist ein gern gesehener Standbetreiber am Buuremaart. Doch für den heutigen Tag hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Gemeinsam mit dem Oberrieter Hotel Rhy baute man einen Stand auf, um einen sogenannten «Wein-Zmittag» zu servieren. «Wir bieten weissen und roten Wein vom Weingut Zünd, gepaart mit Speisen aus dem Restaurant des Hotel Rhy an», erklärt Miriam Meier vom Weingut Zünd.

Der Wein aus dem Weingut Zünd wird im Restaurant des Hotel Rhy serviert. Die Kooperation der beiden Unternehmen entstand spontan. Anna Weder vom Hotel Rhy erklärt: «Es ist immer besser, wenn wir zusammenarbeiten können. Davon profitieren wir beide. Denn es ist unter dem Strich ja auch eine gute Werbung für jeden von uns. Es passt einfach.» Die beiden Frauen sind ein eingespieltes Team. «Zu zweit ist es am Besten», merkt Weder an und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

Anna Weder (Hotel Rhy), Miriam Meier (Weingut Zünd) Bild: fam

Der Charme des Alten

Auffallend war auch ein Drehorgel-Spieler am Rande des Bauernmarkts, Anton Eichmann-Eicher. «Das Alte ist meine Leidenschaft. Ich habe ein altes Haus, alte Kleidung und interessiere mich generell für alles, was alt ist.» Die Drehorgel ist Teil seiner grossen Leidenschaft. Doch wie funktioniert sie? «Im Kasten eingespannt ist ein Band mit eingestanzten Löchern. Da ist das Lied drauf. Früher wurde das manuell hergestellt, heute macht man es elektronisch.» Ein solches Band mit einem Lied darauf kostet heute gerne an die hundert Franken.

Die Drehbewegung transportiert das Lochband. Unten hat es einen doppelten Blasebalg. Wenn ein Blasbalg zugeht, geht der andere auf. So gibt es einen konstanten Lufstrom. «Durch diesen und das eingespannte Papier mit den eingestanzten Löchern wird Luft in die verschiedenen Pfeifen gepumpt, welche im Anschluss dann den Ton von sich geben, den man mit der Drehorgel kennt.»

Alte Drehorgel, alte Musik

Die verwendete Drehorgel kommt aus Waldkirch. Damit ist aber nicht Waldkirch in St.Gallen gemeint, sondern Waldkirch in Freiburg im Breisgau. «Das ist ein richtiges Drehorgel-Dorf. Dort gibt es alle drei Jahre das sogenannte Drehorgel-Fest, bei welchem die reichhaltige Tradition gefeiert wird.» In Deutschland kann man auch heute noch Drehorgeln noch kaufen.

«Und auch Musikstücke. Denn wenn man die Musik viel benutzt, geht sie irgendwann kaputt und man braucht Nachschub. Eicher ist wichtig, «dass meine Musik alt ist. Denn ich habe ja auch eine sechzig-jährige Drehorgel.»

Anton Eichmann-Eicher Bild: fam

Nostalgie aus den guten alten Zeiten

In Liechtenstein ist er auf das Hobby gekommen, denn dort gibt es immer wieder mal ein eigenes Drehorgel-Fest. «Dort habe ich meine Leidenschaft gefunden und einfach mal angefangen. In Altstätten habe ich diese Drehorgel hier gekauft», erklärt Eicher weiter und zeigt auf seine Drehorgel.

Auch heute noch haben alte Dinge einen Charme und vor allem ein Leben, das die Leute begeistert. Das Exemplar von Eicher ist bereits 60 Jahre alt, funktioniert aber noch wie am ersten Tag und versprüht ein Stück Nostalgie aus einer eigentlich längst vergangenen  Zeit.

Eine Nostalgie und vor allem ein Charme, dem man sich auch in zeiten von Spotify und Co.  nur schwer entziehen kann. Jedenfalls wenn man für einmal die Kopfhörer auszieht und den Buuremaart in all seiner Attraktivität erlebt.

Fabian Alexander Meyer