Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Region Rheintal
03.07.2025
04.07.2025 07:15 Uhr

Generation Z stellt die Arbeitswelt auf die Probe

AGV-Präsident Klaus Brammertz
AGV-Präsident Klaus Brammertz Bild: pas
Sie will mitreden, verstanden werden – und nicht einfach nur funktionieren: Die Generation Z krempelt die Arbeitswelt um. Bei der HR-Arena des AGV Rheintal am 2. Juli in der Bauwerk Group in St.Margrethen trafen Junge und Erfahrene aufeinander. Unternehmer, HR-Profis und Berufseinsteiger diskutierten über die Frage: «Ready for the Future?»

AGV-Präsident Klaus Brammertz stellte in seiner Eröffnung fest: «Für die Gen Z zählt nicht nur das Was, sondern auch das Warum – Sinnhaftigkeit ist entscheidend.» Die Generation sei digital, flexibel und gut vernetzt. «Doch das stellt uns vor neue Herausforderungen», so Brammertz.

Flexibilität und Wertschätzung statt Vorurteile

Prof. Dr. Alexandra Cloots, Leiterin des iDNA Instituts an der Ostschweizer Fachhochschule, warnte vor Vorurteilen gegenüber der jungen Generation. «Schon zu Sokrates’ Zeiten wurde über die Jugend geschimpft», sagte sie. Fehlende Leistungsbereitschaft sei nicht belegt, dafür wünschten sich Junge Flexibilität, Mitsprache und ein harmonisches Arbeitsklima. «Führungskräfte müssen als Coaches auftreten und erklären, warum nicht jeder Wunsch sofort erfüllbar ist.»

Auch Heidi Bösch, HR-Entwicklerin bei Migros Ostschweiz, bestätigte: «Gen Z will Freiheit und Struktur zugleich – und merkt sofort, wenn Chefs nicht authentisch sind.» Junge Mitarbeitende wollten gesehen und ernst genommen werden, betonte sie.

Heidi Bösch Bild: pas

Klare Worte im Panel

In der Paneldiskussion formulierten die Jungen ihre Erwartungen deutlich. Studentin Valéria Frisenda forderte mehr Wertschätzung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Metallbauer Danjo Räss wünschte sich faire Löhne, einen sicheren Arbeitsplatz und Zeit für Hobbys. Lilly Brammertz, ebenfalls Studentin, sprach die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an und regte Kinderbetreuungsangebote an. Metallbauer Marco Lüchinger betonte die Bedeutung von Unterstützung bei Weiterbildungen. 

Angeregte Diskussion im Panel Bild: pas

Von Unternehmerseite kam auch Kritik: Brigitte Lüchinger, Inhaberin der Lüchinger Metallbau AG, meinte: «Es wird schnell viel Lohn gefordert, bevor Leistung erbracht wird.» Bettina Fleisch, Verwaltungsratspräsidentin der Säntis Packaging AG, ergänzte: «Die Jungen sind motiviert, aber weniger belastbar. Das kostet mehr Energie – und das ist nicht immer einfach.»

Andere blieben gelassen. Berufsschullehrerin Aline Kellenberger stellte fest: «Früher wollten alle digital sein. Heute wollen sich die Jungen wieder sehen.» Gleichzeitig betonte sie: «Oft fehlt das Verständnis, dass Verantwortung erst erarbeitet werden muss.» Manuel Sieber, Geschäftsführer der schau. GmbH, sagte: «Ich empfinde es nicht so, dass es eine radikale Veränderung gibt.» Und Arzt Nicola Graber stellte fest: «Wenn die Arbeit Sinn ergibt, bringen sich die Jungen durchaus ein.» 

Zum Abschluss fand Brammertz deutliche Worte: «Noch immer gibt es Unternehmer, die von oben herab befehlen. Das ist vorbei.»

Beim Apéro wurde der Dialog generationenübergreifend fortgesetzt – offen, ehrlich und mit gegenseitigem Interesse.

pas