Das Rheintal hat insbesondere in der Industrie mit den verschiedensten wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Das bedeutet auch einen massiven Aufwand für das RAV in Heerbrugg, welches mehr oder weniger im Alleingang das ganze Rheintal betreut. Die Fallbelastung steigt. Auf einen Mitarbeiter kommen 200 Arbeitslose. Und als ob das noch nicht genug ist: Das RAV war ein ganzes Jahr lang ohne einen Leiter und Stellen unbesetzt. Dies hält die Balger SP-Politikerin Karin Hasler in ihrer Anfrage an die Regierung fest.
Gleichzeitig wurde die Frage laut, wie es denn um den Datenschutz und die Belastung des RAV Heerbrugg stehe – das RAV, welches in den aktuell unsicheren Zeiten der Wirtschaft praktisch allein mit dem steigenden Ansturm an Arbeitslosen aus dem ganzen Rheintal klarkommen muss, scheint laut Hasler auch Datenschutzprobleme zu haben: Die Grossraumbüros am neuen Standort würden keine vertrauliche Beratung zulassen. Jetzt hat die Regierung geantwortet – und eingeräumt, dass in der Vergangenheit tatsächlich Probleme bestanden haben.
Endlich wieder ein Leiter
Die Antwort der Regierung: «Das Rheintal, dessen Gemeinden grösstenteils durch das RAV Heerbrugg betreut werden, ist aufgrund des hohen Anteils an Industriebetrieben überdurchschnittlich stark von den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen.» Durch die nötigen Anpassungen könne die ALV allerdings flexibel darauf reagieren.
Als Reaktion wurde zudem mit einer Aufstockung an Stellen reagiert. Denn laut Hasler wurden Abgänge nicht mehr ersetzt. Also immer mehr Arbeitslose auf immer weniger Personal. «Sämtliche vakanten Stellen im RAV Heerbrugg werden wieder besetzt. Wieder besetzt werden konnte bereits die Leitung.» Und weiter: «Im Sinn einer optimalen Ressourcennutzung und Aufgabenerfüllung werden laufend organisatorische Anpassungen innerhalb der regionalen Strukturen geprüft. Die Beratung der Arbeitslosen erfolgt im gesetzlich vorgegebenen Rhythmus von höchstens 60 Werktagen.»
Solange also die personellen Ressourcen gedeckt und die neuen Mitarbeiter eingearbeitet sind, ist eine bedarfsgerechte Betreuung auch mit den aktuellen Entwicklungen möglich. «In der aktuellen Situation ist die Arbeitsbelastung aufgrund bestehender Vakanzen jedoch als eher hoch einzuschätzen und teilweise überdurchschnittlich.» Umso brisanter, wenn man sich vor Augen führt, dass Mitarbeiter und sogar die Leitung gefehlt haben.
Doch genau hier ist der Wurm drin.
Die Regierung gibt in ihrer Antwort an Hasler zu, dass das RAV Heerbrugg in den vergangenen Monaten tatsächlich unterbesetzt war. Und das gerade in einer Zeit, in welcher ohnehin bereits eine grosse Unsicherheit in der MEM-Industrie herrscht. Doch man ist guten Mutes, angesichts der jetzt erfolgten Aufstockungen. «Die entlastende Wirkung der erfolgten Stellenaufstockung wird sich aufgrund der laufenden Rekrutierungs- und Einarbeitungsprozesse erst mit einer bestimmten Verzögerung einstellen.»
Doch nicht nur in der Unterbesetzung scheint ein Problem zu bestehen oder bestanden zu haben: Karin Hasler warf ausserdem die Frage auf, wie es um den Datenschutz der Arbeitslosen bestellt sei; schliesslich werde ja in Grossraumbüros gearbeitet.
«Der Regierung ist kein Fall bekannt, in dem es in einem der sechs RAV im Kanton St.Gallen zu einer Verletzung von Datenschutzbestimmungen gekommen wäre. Im RAV Heerbrugg, wie auch in den übrigen offen gestalteten RAV im Kanton St.Gallen, stehen neben den offenen Beratungsplätzen auch schall- und blickdichte Boxen sowie separate Sitzungszimmer zur Verfügung.» So könne jederzeit die Privatsphäre der Mitarbeiter gewährleistet werden.