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St. Margrethen
15.05.2025

Gutjahr in St.Margrethen: «Schweizer Wohlstand wird zerstört»

Diana Gutjahr und Marco Baumann
Diana Gutjahr und Marco Baumann Bild: fam
Hoher Besuch in St.Margrethen bei der Rheintaler SVP: Die Thurgauer Nationalrätin Diana Gutjahr stattete dem Rheintal einen Besuch ab und erzählte aus Bundesbern, dem Arbeitsleben und von der linken Politik.

Viele Interessierte fanden sich am Mittwochabend, 14. Mai 2025, im Rheinausaal in St.Margrethen ein und lauschten gemeinsam interkantonaler Politprominenz: Die SVP Rheintal lud die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr ins Rheintal, damit diese über das Gehen und Geschehen in Bundesbern berichten konnte.

Nach einer kurzen Begrüssung und einleitenden Worten von SVPler Marco Baumann bekam Diana Gutjahr die grosse Bühne und stellte sich Fragen von Baumann und später auch jenen vom Publikum.

«Partei der Büezer»

SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr aus dem Kanton Thurgau hatte das Wort: «Wenn ich im Nationalrat nach rechts blicke – und damit ironischerweise die linken Politiker anschaue, merke ich, dass ich bei der SVP am richtigen Ort bin.»

Denn die Entscheide, die dort immer wieder gefällt werden, sind gegen die Meinung der wirtschaftsfreundlichen SVPlerin. «Die SVP ist die Partei der Büezer.» Dies müsse man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen und leben.

Nicht beim ersten Versuch gewählt – zum Glück

Bereits 2015 verspürte eine damals noch jüngere Gutjahr den Drang, in die Politik zu gehen. Noch im selben Jahr kandidierte sie für den Nationalrat. Und wurde nicht gewählt – «zum Glück», wie sie heute festhält. «Ich war damals noch sehr jung und unerfahren.»

2017 klappte es dann mit der Kandidatur. Doch der Arbeitsweg ist lang und erfordert viel Umdenken. «Wenn ich abends mit den Kollegen aus dem Bundeshaus trete, haben sie eine kurze Gehdistanz vor sich, ich allerdings muss noch zwei Stunden nach Hause fahren. Das schlägt sich auf Berufs- und Privatleben aus.»

Ihr Motto blieb dabei aber immer klar. «Ich will die Dinge, die wir in unserem Alltag erleben, in die Politik bringen. Sei dies als Privatperson oder auch aus meiner Funktion in der Wirtschaft. Ich will keine Schreibtischtäterin sein, sondern aktiv mitwirken.»

Balance zwischen Politik und Privatleben

Das brachte es auf den Punkt. Politikerin, Unternehmerin und Mutter. Wie geht das alles unter einen Hut? «In meinem Unternehmen mache ich die administrativen Arbeiten. Ich versuche dabei, die Politik aus meiner Arbeit fernzuhalten.»

Doch es gibt auch immer wieder mal gute Gründe dafür, es nicht zu tun. «Beispielsweise habe ich mit den Mitarbeitern das Gespräch gesucht, als es darum ging, sie darauf hinzuweisen, dass ihnen im Alter Sozialversicherungsbeiträge fehlen, wenn sie diese in ihrem Arbeitsleben nicht stetig eingezahlt haben.»

Habe man hier jetzt gearbeitet oder Politik gemacht? Ganz so klar sei das nicht. «Ich wurde auch schon für ein Interview angerufen, während ich gerade an der Hausarbeit war. Habe ich hier meine Wäsche gemacht oder politisiert?» Die Grenzen sind fliessend.

Und eben dieses Allrounder-Denken führte sodann auch zu einem Kommentar von Baumann: «Wenn ich mir all diese linken Politiker ansehe, die sich, ohne einen anderen Job zu haben, über ihren Tag beklagen, steigt meine Wertschätzung für jemanden wie dich umso mehr.»

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Wohlstand in die Wiege gelegt

Anschliessend war es Zeit für eine der wichtigsten Fragen des Abends. Was bedeutet Heimat? «Die Schweiz ist für mich das beste Land der Welt. Ich könnte mir keinen anderen Lebensort vorstellen als hier in der Schweiz.»

Und eines dürfen wir nicht vergessen: «Der Wohlstand, den wir heute haben, wurde nicht durch uns erarbeitet. Er wurde durch unsere Grosseltern erarbeitet und uns einfach in die Wiege gelegt. Statt diesen aber wertzuschätzen und zu vermehren, hauen wir drauf und zerstören ihn immer weiter.» Wertschätzung geht auf jeden Fall anders. 

«Mitte-Politiker haben kalte Füsse»

Auch die 13. AHV-Rente war ein Thema. «Wie wollen wir die überhaupt auszahlen? Das ist derzeit noch gar nicht mal sicher. Eine Möglichkeit wäre natürlich über die Löhne. Damit würden aber nur jene bluten, die noch arbeiten. Eine wesentlich fairere Option wäre eine Abrechnung über die Mehrwertsteuer. Da werden wir alle zur Kasse gebeten.»

Gutjahr eröffnete ausserdem einen Einblick in den Denkprozess in Bundesbern: «Neben einer 13. AHV stand auch die Debatte im Raum, ob auch eine 13. IV-Rente denkbar wäre. Glücklicherweise schmetterte die Kommission diesen Vorschlag aber direkt ab. Das hätte ein Ausmass angenommen, bei welchem selbst die Mitte-Politiker kalte Füsse gekriegt haben.»

Schwarzarbeit als Problem

Sozialversicherungen sind ohnehin ein gutes Thema. Denn auch das Stichwort Schwarzarbeit stand auf dem Programm. Das Bild zeichnet wie folgt: Überall spriessen irgendwelche Billigst-Coiffeure aus dem Boden. «Diese Unternehmen bieten einen Haarschnitt für wenige Franken an. Also einen Bruchteil davon, was man bei einem anständigen Friseur zahlen würde. Kein Wunder rennen die Leute denen die Bude ein und lassen die ehrlichen Coiffeure auf dem Trockenen sitzen.»

Nicht nur sind diese Coiffeure eine Existenzbedrohung für alteingesessene und ehrliche Betriebe; sie betreiben auch aktiv Schwarzarbeit und kommen damit sogar weg. «Denn solche Betriebe zahlen für gewöhnlich keine Sozialversicherungsbeiträge. Und vor Kontrollen müssen sie sich nicht fürchten, da sich die Kontrolleure nicht damit anlegen wollen.»

Gutjahr fragte beim Bund nach, wie viel Geld hierfür flöten geht. «Es sei Schwarzarbeit, haben sie mir gesagt. Daher könne man keine Zahlen nennen. Ich stelle jetzt aber einmal die Behauptung auf: Wenn wir dieses fehlende Geld eintreiben würden, könnten wir sicher einen Teil des 13.-AHV-Lochs stopfen.»

Milliardenzahlungen an Brüssel

Besonders emotional wurde es bei der Diskussion rund um die EU-Verhandlungen für das Jahr 2028. Konkret soll die Schweiz «der EU ausgeliefert werden», wie es auf der Website der SVP erwähnt wird. Auswirkungen davon seien die Zerstörung der direkten Demokratie, Milliardenzahlungen an Brüssel, fremde Richter und noch mehr Zuwanderung.

Gutjahr hat eine klare Meinung: «Es tut mir weh, wenn wir im Sinne des Rahmenvertrages unsere Schweiz verkaufen.» Auch Medien wie Rheintal24 wurden unter Beschuss genommen; so sei die mediale Aufmerksamkeit bezüglich diesem Thema nicht gross genug und auch aus dem Volk käme kein Widerstand. «Und auch die Kantone unterwerfen sich einfach dem Willen des Staates. Wer hier einmal dabei ist, kommt so einfach nicht mehr raus.»

Bevölkerung muss eingebunden werden

Carmen Bruss, SVP-Kantonsrätin aus Diepoldsau, hatte eine klare Meinung zum Vorgehen, wie sie es dem Redaktor in einem persönlichen Gespräch erklärte.

«Es kann nicht sein, dass das Volk nicht miteingebunden wird in so eine Entscheidungsfindung. Das betrifft uns alle. Daher ist es wichtig, dass Unterschriften gesammelt werden, damit der Staat das Volk nicht übergeht.» Kurz: Die Bürger und die Stände sollen darüber entscheiden dürfen, wie es mit der Zukunft zwischen der EU und der Schweiz aussieht. «Das ist einfach eine Demokratie.»

Sie spricht dabei konkret von der Kompassinitiative, welche sich eigenen Angaben zufolge dafür einsetzt, dass die direkte Demokratie der Schweiz erhalten bleibt und nur wir selbst Gesetze erlassen dürfen. Die Punkte sind wesentlich vielseitiger. Hier gibt es weitere Informationen.

Fabian Alexander Meyer