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Wolfhalden
06.05.2025
06.05.2025 17:16 Uhr

«Der stille Held, der 60'000 Leben rettete»

Grosse Freude bei Michael Litscher, Agens Hirschi und Arthur Sturzenegger
Grosse Freude bei Michael Litscher, Agens Hirschi und Arthur Sturzenegger Bild: zVg
Seit dem 4. Mai öffnet das Museum Wolfhalden jeden Sonntag bis Ende Oktober jeweils von zehn bis zwölf Uhr seine Türe. Eine neue Sonderausstellung steht unter dem Titel «Konsul Carl Lutz – Der stille Held, der 60 000 Leben rettete».

Kürzlich eröffnete Präsident Eugen Schläpfer das Museum. Das ehemalige Weber- und Wirtshaus zur alten Krone aus dem 17. Jahrhundert beherbergt mehrere Hundert Objekte, welche Zeugnis von den Wohn- und Arbeitsverhältnissen zwischen 1650 und 1950 in Wolfhalden und Umgebung ablegen sowie zwei Sonderausstellungen.  Zum einen «Gemeinde Reute – Das hat das Gebiet geprägt und beeinflusst» und zum anderen die obgenannte über Konsul Carl Lutz.

Ehrenbürger aus Walzenhausen

Der Walzenhauser Gemeindepräsident Michael Litscher erzählte: «Carl Lutz stammt aus dem Dorfteil Wilen. In den 60er-Jahren wurde er als Ehrenbürger ausgezeichnet. Am Kirchengebäude befindet sich eine Gedenktafel.» Litscher dankte Arthur Sturzenegger für sein grosses Engagement. Diesem Dank schloss sich Agens Hirschi, Stieftochter von Carl Lutz, an. Sie war eigenes für die Eröffnung der Sonderausstellung von Bern ins Vorderland gereist.

«Ich sehe, wie gut das Thema aufgearbeitet und gegliedert worden ist. Diese Ausstellung ist eine Ergänzung zur Pop-up in Walzenhausen. Carl Lutz war bei seiner Ankunft aus Budapest in der Schweiz frustriert, weil sein Einsatz nicht zur Kenntnis genommen worden ist. Wie hätte er Freude, dass zwei Ausstellungen gleichzeitig in seiner geliebten Heimat ausgerichtet werden.»

Einzig Gemeinde Walzenhausen dankte

Arthur Sturzenegger zeigte auf, wie er die Ausstellung über Carl Lutz gegliedert hat. Fünf Vitrinen widmen sich seiner aussergewöhnlichen Zivilcourage. Die erste Vitrine zeigt seine Jugend und endet bei seinem Einsatz in Palästina. Danach folgen die Jahre 1942-1944 in Budapest. Stichworte dazu sind Schutzhäuser, Glashaus, Schutzbriefe und –pässe, aber auch Übergriffe der Pfeilkreuzer.

Ein weiterer Abschnitt widmet sich den Berichten von Carl Lutz in den drei Monaten im Schutzkeller und die unsichere Zeit während der Besatzung durch die Rote Armee. In der nächsten Vitrine sind Belege nach dem 2. Weltkrieg aufgearbeitet, unter anderem auch das einzige Dankesschreiben an Carl Lutz. Es stammt vom September 1946, geschrieben vom Walzenhauser Gemeinderat. Die letzte Station belegt die wohlverdiente Anerkennung durch die USA, Deutschland, Israel und Ungarn. Die Schweiz zog erst sehr viel später nach.

Filmvorführung, C-Klarinette, Klöppeln

Neu ist das Museum im Netz unter www.museumwolfhalden.ch zu finden. Das ermöglicht es, dass der vor über zehn Jahren mit Ehrenpräsident Ernst Züst realisierte Film über das Museum bei den entsprechenden Standorten im Haus via QR-Code in Tranchen abgerufen werden kann.

Und die über 200-jährige C-Klarinette aus der Werkstatt des einheimischen Instrumentenbauers Bartholome Lutz (1756–1833), vom Bühel in Wolfhalden, ist restauriert und wieder spielbar. Via Tonaufnahme kann der Klang des besonderen Instruments erlebt werden. Ausserdem demonstrieren zwei Klöppelfrauen am 1. und 29. Juni ihrer Arbeit.

pd/fam