Die Befürworter des «Zweckverbands Feuerwehr Unteres Rheintal» präsentieren ihr Projekt wie ein glänzendes Weihnachtsgeschenk: aussen eindrucksvoll verpackt – innen jedoch enttäuschend leer.
Hinter wohlklingenden Schlagwörtern wie «Effizienz», «Professionalität» und «zukunftsfähige Strukturen» verbirgt sich ein aufgeblähtes Bürokratiegebilde, das mit der Realität einer funktionierenden Milizfeuerwehr kaum etwas zu tun hat.
Eine Schreibtischvision?
Seit Jahrzehnten steht die Feuerwehr St.Margrethen für schnelle, lokale und verlässliche Hilfe – getragen von Menschen mit Herz, Sachverstand und echter Einsatzbereitschaft. Ohne strategische Showkonzepte, ohne teure Berater und ohne politischem Einheitsbrei.
Stattdessen mit Tatkraft, Ortskenntnis und starkem Teamgeist. Und nun soll dieses bewährte System einem zentralistischen Verwaltungsapparat geopfert werden, den die Politik als «notwendige und essenzielle Veränderung» verkauft. Eine Schreibtisch-Vision, fernab des Feuerwehralltags, fernab der Menschen, die Tag für Tag Verantwortung übernehmen – freiwillig, mit Überzeugung und Herzblut.
Gemeinderat ohne Feuerwehrerfahrung?
Das Argument der Befürworter, man wolle «Effizienz» und «Professionalität» steigern, klingt auf den ersten Blick überzeugend – entpuppt sich aber rasch als leere Worthülse mit manipulativer Wirkung. Man wirft unserer Feuerwehr keine offenen Fehler vor, man unterstellt sie offenbar lieber unterschwellig, um die Notwendigkeit für Veränderung zu suggerieren.
Und das von einem Gemeinderat, dessen Mitglieder mehrheitlich keinerlei eigene Feuerwehrerfahrung vorweisen können? Die Realität sieht anders aus: Unsere Feuerwehr hat sich bewährt – sie funktioniert. Schnell, lokal, kompetent. Sie erfüllt sämtliche Anforderungen, regelmässig überprüft durch unabhängige Instanzen wie die Gebäudeversicherung.
Funktionierende Strukturen gefährden
Wer hier dennoch eine grundlegende Neuausrichtung fordert, ignoriert nicht nur die Fakten, sondern riskiert, eine funktionierende Struktur durch theoretische Planspiele zu gefährden. Kritische Stimmen aus den Reihen der Feuerwehr (vgl. www.ig-eigene-feuerwehr.ch) wurden von Anfang an übergangen.
Das Offiziersgremium hat seine klare Ablehnung bereits vor Monaten schriftlich beim Gemeinderat deponiert. Doch statt zuzuhören, wurde dieses Votum ignoriert, behandelt wie eine lästige Fussnote auf dem Weg zu einer politisch längst beschlossenen Sache.
Bewusst terminiert
Ist das der respektvolle Umgang mit einer freiwilligen Organisation, die rund um die Uhr für die Sicherheit der Bevölkerung einsteht? Noch fragwürdiger ist das Vorgehen rund um Information und Timing: Die Abstimmung wurde terminlich so platziert, dass die Gemeindeversammlungen der anderen Orte bereits stattgefunden haben – wohl in der Hoffnung, die St.Margrether würden dann im Gleichschritt folgen – nach dem Motto: Jetzt müssen wir doch auch.
Die Informationsveranstaltung findet – welch praktischer Zufall – erst statt, wenn die Abstimmungsunterlagen bereits in den Haushalten liegen.
Die Möglichkeit zur differenzierten Meinungsbildung – Fehlanzeige. Ein Schelm, wer hierbei Böses denkt aber naiv, wer es nicht hinterfragt. Erleben wir hier eine demokratische Farce, bei der das gewünschte Ergebnis schon herbeigeführt werden soll, bevor der Dialog überhaupt beginnt?
Kritiker werden abgestempelt
Spannend auch der Abschnitt «Emotion und Evolution» im letzten Gemeinde-Mitteilungsblatt – bemerkenswert tiefenpsychologisch und zugleich subtil manipulativ. Kritische Stimmen wurden dort vorsorglich als blosse Opfer eines «Status-Quo-Bias» abgestempelt. Ein cleverer Schachzug: Wer gegen den Zusammenschluss ist, wird nicht als nachdenklich oder informiert wahrgenommen, sondern als bequem, ängstlich oder unfähig, sich von alten Denkmustern zu lösen.
Statt sich sachlich mit den Argumenten von Einwohnern und Feuerwehrangehörigen auseinanderzusetzen, schiebt man sie elegant ins Abseits der Fortschrittsverweigerer – ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver, das mehr über die Absender verrät, als ihnen wohl lieb ist. Doch die Stimmbürger von St.Margrethen sind weder bequem noch ängstlich, sondern durchaus fähig, den Unterschied zwischen einem aufgeblasenen Prestigeprojekt und bewährter Milizarbeit zu erkennen.
Ja: Ende der Mitgestaltung
Die Milizfeuerwehr lebt von Motivation, Vertrauen, lokalem Bezug – nicht von zentralen Sitzungen und standardisierten Betriebskonzepten. Wer meint, man könne die Feuerwehrlandschaft durch Strukturveränderung «verbessern», verkennt das Wesen des freiwilligen Engagements. Die Aussage, St.Margrethen bleibe als Standort erhalten, ist dabei eine rhetorische Beruhigungspille.
Das Gebäude bleibt – aber Einfluss, Entscheidungswege und Eigenständigkeit sind dahin. Das ist, als würde man sagen: «Ihr dürft euer Wohnzimmer behalten – aber was reinkommt, bestimmen wir.» Zweckverbände lösen keine Probleme – sie verwalten sie mit mehr Bürokratie, höheren Sitzungsgeldern und weniger Nähe.
Wer heute «Ja» sagt, unterschreibt das Ende der Mitgestaltung. Wer «Nein» sagt, sichert sich das Recht, bei künftigen Entwicklungen mitzubestimmen. Ein Zusammenschluss wird unsere Feuerwehr nicht stärker machen – nur fremdbestimmt. Wer die Feuerwehr kennt, weiss: Motivation, Professionalität und Verlässlichkeit sind hier keine leeren Worte, sondern gelebte Realität. Jeden Tag, seit Jahrzehnten. Nicht durch abgehobene Visionen, sondern aus Überzeugung und mit Herzblut.
Vertrauen statt Fusion
Unsere Feuerwehr braucht keine Fusion, sie braucht Vertrauen – und eine Gemeinde, die erkennt, was sie an ihr hat. Wer glaubt, alles müsse fusioniert werden, weil sich die Welt weiterdreht, vergisst: Auch ein Hamsterrad dreht sich – trotzdem kommt man nicht voran.
Deshalb ein Nein zum Zusammenschluss – für eine starke, eigenständige Feuerwehr, die vor Ort wirkt und lebt!
Patrick Kluser, Fourier FW St.Margrethen