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Region Rheintal
25.04.2025
25.04.2025 17:46 Uhr

Trump, Fachkräftemangel, MEM-Industrie: Das beschäftigt das Rheintal

Für die Verantwortlichen des SchuWi Rheintal gab es den goldenen Schraubenzieher
Für die Verantwortlichen des SchuWi Rheintal gab es den goldenen Schraubenzieher Bild: fam
Am Freitag, 25.04.2025, fand an der Rhema die jährliche Hauptversammlung des Arbeitgeberverbandes statt. Inmitten des Messetrubels fanden sich die wichtigsten Vertreter der Rheintaler Arbeitgeber zusammen, um über die neusten Entwicklungen in der Wirtschaft zu diskutieren.

Die Rheintaler Wirtschaft sieht sich derzeit mit vielen Problemen konfrontiert. Der Fachkräftemangel ist bereits ein «altes» Thema, aber immer noch brandaktuell. Dazu die schwächelnde MEM-Industrie und jetzt mit der Vereidigung von Trump auch die angedrohten und kurzzeitig auch durchgesetzten Zollerhöhungen.

Vor diesem Hintergrund fand am Freitag, 25. April, an der Rhema die jährliche Hauptversammlung des Arbeitgeberverbands statt. 

Karl Stadler feiert Geburtstag

«Zuerst einmal möchte ich Karl Stadler zum Geburtstag gratulieren. Ich weiss, dass er nicht begeistert ist, aber trotzdem sollen ihm jetzt alle 190 Versammelten applaudieren,» eröffnete AGV-Präsident Klaus Brammertz die Versammlung. Das Publikum quittierte diese Aussage mit tosendem Beifall.

So locker blieb die Versammlung allerdings nicht. Zu schwierig ist die wirtschaftliche Situation im Rheintal derzeit. Zu den bereits bekannten Problemen «Fachkräftemangel» und «MEM-Industrie» gesellte sich Anfang Jahr auch ein neues Problem aus den USA: «Donald Trump. Seine derzeit ausgesetzten Zollerhöhungen von rund 31 Prozent lassen die Unternehmer schwitzen.»

Trump lässt das Rheintal zittern

Die Zölle seien eine hohe Belastung für hiesige Unternehmer. «Der Industrie fehlen die Aufträge – es gibt einen Rückgang von vierzig Prozent. Von der Auftragsseite her sind das sehr trübe Aussichten und die Unsicherheit ist gross.» Das mache dem Rheintal zu schaffen.

«Unsicherheit ist Gift.» Was es jetzt brauche, seien gute Verhandlungen, damit man möglichst schnell wieder auf einen grünen Zweig komme und sich die Situation wieder entspanne. Der Ausgang bleibt also abzuwarten. Immerhin musste Trump mit seinen Zöllen erst einmal zurückrudern, nachdem die Börse einknickte. Doch was die Zukunft bringt ist schwierig vorauszusagen.

AGV-Präsident Klaus Brammertz Bild: fam

Das volle Potenzial nutzen

Ist im Rheintal also alles auf dem Holzweg? Nein. Auf keinen Fall. Der Verein «SchuWi Rheintal» ist ein gutes Beispiel hierfür. Über vierzig regionale Arbeitgeber werden mit weiterführenden Schulen und Gemeinden zusammengebracht, damit gemeinsam als Partner die postobligatorische Bildung sowie die Berufs- und Schulwahl gestärkt werden kann.

Laut Claude Stadler, Vorstandspräsident, läuft vieles im Rheintal gut, doch habe man bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen und Stellen an weiterführenden Schulen noch Luft nach oben. Und ebendieses Potenzial soll mit dem Verein besser ausgenutzt werden.

SchuWi-Vorstandspräsident Claude Stadler Bild: fam

Eine Erfolgsgeschichte seit den 80ern

«Prinzipiell geht es darum, die richtigen Schüler in die richtige weiterführende Schule, resp. zum richtigen Ausbildungsbetrieb zu bringen, um damit eine nachhaltige Arbeitskraft zu erzeugen und eine gute Ausbildung, resp. Bildung zu ermöglichen.»

Noch ein wenig zur Vereinsgeschichte: SchuWi wurde bereits Ende der 80er vom AGV Rheintal initiiert. 2007 kam der Verein «Chance Industrie Rheintal» dazu. 2024 wurden die beiden Vereine zusammengeschlossen und bündeln seitdem ihre Kräfte.

«Früher konzentrierte man sich hauptsächlich auf Industrieberufe. Heute ist das Spektrum auf 46 Berufe in sieben von neun Berufsfeldern angewachsen. Das ist eine ganz neue Bandbreite an Diversität, die jetzt geboten wird.» Jetzt ist man auf der Suche nach neuen Sponsoren, um die finanzielle Last auf möglichst viele Schultern verteilen zu können. «Wir sind das einzige Angebot dieser Art in der Region. Dementsprechend stehen Sponsoren auch gut da.»

Mit dem goldenen Schraubenzieher geehrt

Die Verantwortlichen hinter SchuWi bekamen als Ehrung für ihr Schaffen und ihren Einsatz von Klaus Brammertz den sogenannten goldenen Schraubenzieher überreicht. Damit unterstreicht der AGV das Bestreben, den Kampf gegen den Fachkräftemangel zu unterstützen.

Herbert Fechtig, Obmann des Vorarlberger Grenzgänger-Verbands Bild: fam

Grenzgänger in der Kritik

Anschliessend bekamen auch die rund viertausend Grenzgänger, die täglich im Rheintal zur Arbeit gehen, eine Stimme. Herbert Fechtig, Obmann des Grenzgängerverbands Vorarlberg, hatte das Wort. 

«Mit dem Entscheid, Grenzgänger zu werden, entscheidet man sich auch gewissermassen zur Selbständigkeit.» Warum? Man ist für viele Dinge selber verantwortlich, die ansonsten von einem HR übernommen werden. «Und den Überblick über zwischenstaatliche Systeme zu behalten ist auch nicht immer einfach.»

Dazu kommt auch noch, dass die gesellschaftliche Akzeptanz nicht immer gewährleistet ist. «Denn das Vorarlberg muss seine eigenen Fachkräfte teilen. Das passt nicht allen. Da geht ausserdem die Behauptung um, dass sich die einheimischen Firmen nicht mehr behaupten können, weil alle guten Arbeiter ins Ausland abwandern. Das stimmt so nicht – auch ein Grenzgänger kann gute Aufträge ins eigene Land holen.»

Egal ob Fachkräftemangel, Trump oder Grenzgänger: Langweilig wird der Wirtschaft sicher nicht.

Fabian Alexander Meyer