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Altstätten
18.04.2025
18.04.2025 19:04 Uhr

Mit berührender Musik ins Osterwochenende

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Tiefflieger dröhnen übers Land, die Heimat wird ein Schlachtfeld, Menschen werden getötet. Das war die Thematik am diesjährigen Karfreitagskonzert in der evangelischen Kirche Altstätten.

Heute Freitag, 18. April, wurde zu Ehren von Jesus und Karfreitag in Altstätten im Rahmen des Konzertzyklus das Karfreitagskonzert abgehalten.

Die evangelische Kirche in Altstätten war an diesem Abend gut gefüllt. Nicht nur gläubige Menschen versammelten sich zum gemeinsamen Gedenken, sondern auch jene, die einfach gerne Musik haben. Und diejenige, die an diesem Abend vorgetragen wurde, war grosse Klasse.

Erinnerungen an den Krieg

Verantwortlich zeichneten sich Anna M. Stephany, Mezzosopran, und Julia Pleninger, Klavier. Gemeinsam spielten sie Stücke von Mahler, Schubert, Chopin, Mozart. Was alle Stücke dabei verband, war eine durchgängige Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg, die von der Flucht von der Front und den damit verbundenen traumatischen Erinnerungen handelt. 

Das Konzert hatte dabei einen besonders persönlichen Anstrich, was es bittersüss und definitiv nicht leicht zu verdauen machte. Denn zwischen den einzelnen Stücken wurden immer wieder auch Erinnerungen der Grossmutter eingestreut. Für die meisten Zuschauer waren das Erinnerungen aus einer Zeit, die sie zum Glück nicht selber miterleben mussten, aber das machte das Grauen nicht weniger greifbar. Die gespenstische Stille während den Vorlesungen trug einen wesentlichen Teil dazu bei.

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Das Schweigen brechen

«Der grösste Dank gilt meiner Grossmutter. Ohne sie wäre ich nicht zur Musik gekommen. Und dadurch wäre auch nie dieses Konzert entstanden. Danke!»

Der Dank gebührte auch Leonard Willscher. Er war für die Komposition des Abends verantwortlich und half damit tatkräftig dabei, das «Schweigen» zu brechen.

Das Leben auf dem Kopf

Danach ging es direkt mit dem ersten Stück los. Für sich genommen war jedes der vorgetragenen Stücke aufgrund der damit verbundenen realen Geschichte eine bleibende Erinnerung. 

Doch besonders ins Gedächtnis eingebrannt hat sich bei vielen wohl direkt die erste Vorlesung. Sie handelte von einem damals noch jungen Mädchen im Schulalter, dessen Leben sich innert kürzester Zeit auf den Kopf stellte. Nicht nur die Kindheit wurde ihr geraubt, sondern auch ein normales Leben in einem sicheren Land.

Diese Erinnerungen vorgetragen zu bekommen – an einem sowieso schon traurigen Tag sorgte für viele in sich gekehrte und reflektierte Momente.

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Licht im Dunkeln

Zu sagen, dass es ein schöner und leichtfüssiger Anlass gewesen ist, würde nicht stimmen. Dafür war die Thematik zu düster und leider auch in Anbetracht des Krieges in der Ukraine wieder brennender denn je. 

Dennoch soll dieser kurze Artikel auf keinen Fall mit einem melancholischen Ton enden: Dass die Musik virtuos und berührend vorgetragen wurde, steht ausser Frage und bedarf keiner besonderen Erwähnung mehr.

Dank an die Künstlerinnen

Viel mehr soll den beiden Künstlerinnen gedankt werden. Gedankt dafür, dass sie die Stimme dieser Betroffenen auch nach so vielen Jahrzehnten nicht verstummen lassen und gleichzeitig ein Zeichen dafür setzen, was für ein Gräuel ein Krieg bedeutet – und dass wir in der Schweiz und im Rheintal uns glücklich schätzen können, dass wir in der heutigen Zeit von sowas verschont bleiben.

Programm

«Aber jetzt hatte ich keinen Hunger mehr»
Flucht- und Kriegserinnerungen meiner Grossmutter.

Programm

Frédéric Chopin (1810 – 1849) Nocturne, Op. 55, No. 1 in F Minor

*Kriegsbeginn und Schule
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sehnsucht nach dem Frühling
Text: Christian Adolf Overbeck von Lübeck

*Zwischen Stolz, Angst und Lebensgefahr
Gustav Mahler (1860 – 1911) Urlicht aus Des Knaben Wunderhorn
Text: Anonym

*Zwischen Stolz, Angst und Lebensgefahr
Leonard Willscher  Клетка (Käfig), Uraufführung
Text: Leonard Willscher

*Evakuierung
Johannes Brahms (1833 – 1897) Oh wüsst ich doch den Weg zurück
Text: Klaus Groth

*Essen
Kurt Weill (1900 – 1950) Der Bäcker backt ums Morgenrot
Text: Georg Kaiser

Pause

*Rückkehr nach Kriegsende
Franz Schubert (1797 – 1828) Ellens Gesang I, Raste Krieger
Text: Adam Storck

*Inventur
Franz Schubert Ach aus diesen Täler Gründen
Text: Friedrich Schiller

*Unfall und Tod
Robert Schumann (1810 – 1856) Arabesque in C Major, Op. 18

* gelesene Erinnerung meiner Grossmutter

Fabian Alexander Meyer