Autorin Sanja Bodenmann meint:
«Ein Abend wie dieser tut einfach gut. Er bleibt nicht nur in den Ohren, sondern vor allem im Herzen. Während Algorithmen längst unseren Musikgeschmack steuern, KI ganze Songs erschafft, künstliche Bands produziert und Klassiker endlos mit elektronischen Beats überlagert werden, bleibt oft etwas auf der Strecke: das Echte. Das Unverfälschte. Die Seele der Musik.
Da ist es wie eine kleine Befreiung, im altehrwürdigen Kino Madlen echten Bluesrock zu hören – roh, leidenschaftlich, unperfekt perfekt. Musik, die unter die Haut geht und Geist und Seele berührt wie eine Tätowierung. Es ist diese Mischung aus live gespielten Instrumenten und purer, ungefilterter Stimme, die uns an die Wurzeln der Musik zurückführt. Ein Imperfectum aus Klang und Emotion, das sich anfühlt wie ein wärmendes Lagerfeuer inmitten einer digitalen Eiszeit.
Nach dem Konzert kam ich mit Robbert Duijf und seiner Band noch ins Gespräch – und plötzlich offenbarte sich eine unerwartete Verbindung: Er ist gerade mal fünf Jahre älter als ich, aber unsere Väter? Exakt gleich alt. Und dann erzählte er, dass auch er mit den Dire Straits aufgewachsen ist.
Wenn er als Kind mit seinem Vater die neun Stunden im Auto von Holland nach Frankreich fuhr, lief durchgehend das Album «Brothers in Arms» – immer wieder dieselbe Kassette, vor- und zurückgespult, bis jedes Lied in Fleisch und Blut überging. Bei mir war es ganz genauso: Sommerfahrten nach Kroatien, immer mit meinem Papa, immer begleitet von genau dieser einen Kassette.
Wir haben beide dieselben Luftgitarren-Moves von unseren Vätern gelernt – und sie später stolz auf dem Beifahrersitz zelebriert. Jeder Ton und jede Bewegung ein Ritual.
Unglaublich, wie eine Korrespondentin aus Altstätten und ein Blues-Musiker aus Holland dieselben Kindheitserinnerungen teilen – obwohl sie sich noch nie zuvor begegnet sind. Und genau das zeigt, warum wir Musik so sehr lieben: Sie verbindet. Sie ist echt. Sie schafft Erinnerungen, die bleiben.
Danke, Kinotheater Madlen, für diese kostbare Insel der Echtheit – mitten in einer Welt, die gerade sehr oberflächlich und schnelllebig ist.»