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Heerbrugg
30.03.2025
02.04.2025 11:50 Uhr

Blues-Grössen im Rheintal – ein Abend, der unter die Haut geht

Bild: Sanja Bodenmann
Am 29. März 2025 bebte das Kino Madlen in Heerbrugg: Zwei aussergewöhnliche Blues-Rock-Acts, die Robbert Duijf Band und die preisgekrönten The BluesBones, entfachten ein musikalisches Feuerwerk, welches das Rheintal zum Leuchten brachte – weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus. Besucher aus Zürich, dem Vorarlberg und sogar weiter her reisten an, um hautnah dabei zu sein.

Wenn Robbert Duijf die Bühne betritt, öffnet er sein persönliches Buch des Lebens. Mit rauer Stimme, ehrlicher Präsenz und tiefgründigen Texten schafft er eine Nähe zum Publikum, die berührt. Er sagt: «Ich spiele Blues, weil er die Seele verbindet. Manchmal lachst du, manchmal weinst du – aber du spürst ihn immer!»

Gemeinsam mit seinem 16-jährigen Sohn Rubin Duijf am Kontrabass – ein junger Virtuose mit riesigem Herz – und Rubin Zalm am Schlagzeug bringt die Band Delta Blues, Gospel und pure Emotion auf die Bühne.

Ob bei nachdenklichen Songtexten wie «I wanna go back to the land of milk and honey» oder augenzwinkernden Geschichten aus dem Leben, etwa über einen Freund, dessen Freundin im Schlaf immer wieder andere Männernamen sagte – nur nicht seinen –, Robbert begeistert mit Humor, Tiefe und Authentizität.

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Mit Auszeichnungen wie dem Gewinn der European Blues Challenge 2024 und dem besten niederländischen Blues-Album 2023 ist die Band ein absolutes Highlight der internationalen Blues-Szene.

Die belgische Formation The BluesBones sprengt Genregrenzen.

Mit ihrer kraftvollen Mischung aus rohem Blues, intensivem Rock und souligem Groove gehören sie zu den aufregendsten Blues-Rock-Bands Europas.

Sänger Nico De Cock bringt es auf den Punkt: «Wir geben dem Blues eine moderne Seele, ohne seine Wurzeln zu vergessen!»

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Einer ihrer Songs erinnert mit seinen Elementen stark an den Titel «Out of Time» aus dem Soundtrack des Musikfilms A Star is Born mit Bradley Cooper und Lady Gaga. Immer wieder zieht der treibende, gleichmässige Rhythmus das Tempo an – angefeuert vom klackernden Einsatz der Drumsticks und kraftvoll untermalt von der E-Gitarre. Diese treiben den Song stetig voran, bauen Spannung auf und heizen das Publikum an.

Gleichzeitig wird es in einer Art musikalischem Spiel hingehalten – bis der Moment kommt, an dem sich die Energie entlädt.

Auch Nico gibt an diesem Abend Einblick in sein eigenes Leben – etwa mit Songs wie «Find Me a Woman». Mit spürbarer Dankbarkeit erzählt er, dass er seine «Prinzessin» vor 16 Jahren gefunden hat. Und er fügt mit einem Lächeln und sichtlich stolz hinzu, dass er ihr seither «aus seinen eigenen Händen ein Schloss geschaffen» hat.

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Jeder Riff, jede Zeile, jede Note ist durchdrungen von Leidenschaft und Energie. Mit ihrem aktuellen Album «Unchained», mehreren Nummer-1-Platzierungen in den UK-Blues-Charts und dem Titel «Best Band» bei den Belgian Blues Awards 2024 haben sie sich international einen festen Platz erobert.

Am Konzertabend im Kino Madlen durfte jeder so sein, wie er wollte:

Ein Pärchen tanzte klassischen Fliesenrock, andere bewegten sich barfuss im Takt, manche spielten Luftgitarre oder liessen sich einfach mitreissen – die Stimmung war locker, ungezwungen, unverfälscht.

Wer zwischendurch eine Pause brauchte, machte es sich in einem der bequemen Samtsessel gemütlich und genoss die Musik in Ruhe – zurückgelehnt, mit einem Drink in der Hand. Auch das ist Teil des besonderen Ambientes im Kino Madlen.

Dass das Kino Madlen heute solche Abende ermöglicht, ist Pascal Zäch zu verdanken.

Der Inhaber, selbst tief verwurzelt in der Region und leidenschaftlicher Musikliebhaber, hat mit viel Engagement, Mut und Gespür für Qualität eine kulturelle Bühne geschaffen, die mittlerweile Blues-Fans aus Zürich, dem Vorarlberg und weit darüber hinaus anzieht.

In Zusammenarbeit mit dem Hotel Forum und dem Hotel Metropol in Widnau, die Künstler und Gäste beherbergen, wurde ein Abend realisiert, der zeigt: Authentische Musik und echte Begegnung brauchen keinen grossen Rahmen – nur Leidenschaft, Qualität und Menschen, die beides ermöglichen.

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Autorin Sanja Bodenmann meint:

«Ein Abend wie dieser tut einfach gut. Er bleibt nicht nur in den Ohren, sondern vor allem im Herzen. Während Algorithmen längst unseren Musikgeschmack steuern, KI ganze Songs erschafft, künstliche Bands produziert und Klassiker endlos mit elektronischen Beats überlagert werden, bleibt oft etwas auf der Strecke: das Echte. Das Unverfälschte. Die Seele der Musik.

Da ist es wie eine kleine Befreiung, im altehrwürdigen Kino Madlen echten Bluesrock zu hören – roh, leidenschaftlich, unperfekt perfekt. Musik, die unter die Haut geht und Geist und Seele berührt wie eine Tätowierung. Es ist diese Mischung aus live gespielten Instrumenten und purer, ungefilterter Stimme, die uns an die Wurzeln der Musik zurückführt. Ein Imperfectum aus Klang und Emotion, das sich anfühlt wie ein wärmendes Lagerfeuer inmitten einer digitalen Eiszeit.

Nach dem Konzert kam ich mit Robbert Duijf und seiner Band noch ins Gespräch – und plötzlich offenbarte sich eine unerwartete Verbindung: Er ist gerade mal fünf Jahre älter als ich, aber unsere Väter? Exakt gleich alt. Und dann erzählte er, dass auch er mit den Dire Straits aufgewachsen ist.

Wenn er als Kind mit seinem Vater die neun Stunden im Auto von Holland nach Frankreich fuhr, lief durchgehend das Album «Brothers in Arms» – immer wieder dieselbe Kassette, vor- und zurückgespult, bis jedes Lied in Fleisch und Blut überging. Bei mir war es ganz genauso: Sommerfahrten nach Kroatien, immer mit meinem Papa, immer begleitet von genau dieser einen Kassette.

Wir haben beide dieselben Luftgitarren-Moves von unseren Vätern gelernt – und sie später stolz auf dem Beifahrersitz zelebriert. Jeder Ton und jede Bewegung ein Ritual.

Unglaublich, wie eine Korrespondentin aus Altstätten und ein Blues-Musiker aus Holland dieselben Kindheitserinnerungen teilen – obwohl sie sich noch nie zuvor begegnet sind. Und genau das zeigt, warum wir Musik so sehr lieben: Sie verbindet. Sie ist echt. Sie schafft Erinnerungen, die bleiben.

Danke, Kinotheater Madlen, für diese kostbare Insel der Echtheit – mitten in einer Welt, die gerade sehr oberflächlich und schnelllebig ist.»

Sanja Bodenmann
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