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Heerbrugg
20.03.2025
02.04.2025 11:48 Uhr

«Das Warm-Up zu einem alten, wütenden Mann»

Symbolbild
Symbolbild Bild: fam
Nach einer herausragenden Performance von Gabi Fleisch letzte Woche kam gestern Mittwoch, 19.03.2025, bereits das nächste Comedy-Highlight ins Madlen. Diesmal war es der bekannte Comedian Claudio Zuccolini.

Claudio Zuccolini präsentierte an diesem Abend sein neues altes Bühnenprogramm «Der Aufreger» und brachte damit eine Woche nach dem Auftritt von Gabi Fleisch erneut handfeste Comedy nach Heerbrugg.

Als Angehöriger der «komischen» Generation X befindet sich Zucco derzeit zwischen Stühlen und Bänken. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Schliesslich befindet er sich in einem Alter, wo man weder jung und dynamisch, noch alt und weise ist. Man ist wortwörtlich einfach existent, gehört aber keiner richtigen Gruppe zu.

Der Aufreger schlechthin

Diese Identitätskrise förderte sodann die Selbsterkenntnis zutage, dass er einfach im falschen Alter ist. Vieles kann er immer noch nicht. Vieles wird er nie können und noch viel mehr will er schon gar nicht erst lernen. Doch es gibt eine Sache, die kann er richtig gut. Sich aufregen. Alles macht ihn sauer. Sei es ein Kochbuch, eine dreckige Tischdecke, Tätowierungen oder auch einfach nur ein Geschirrspüler.

Das sind Situationen, mit denen sich jeder auseinandersetzen muss und die auch jeder nachempfinden kann. Ebenso viel Verständnis dürfte man auch dafür haben, wie sehr die Mitmenschen das eigene Innere zum Kochen bringen können. Da können Kurt und Erika ein Lied von singen; schliesslich sind auch sie schon dem Aufreger begegnet. Und mehr noch. Der Aufreger selbst ist des Aufregers grösster Feind. Zucco stellt sich wie immer viele Fragen und erklärt, warum er gerne lästert. Beste Voraussetzungen also.

Das Publikum kann sich dabei zurücklehnen und über seine alltäglichen Beobachtungen wie immer herzhaft lachen. Denn beim Aufregen kennt Claudio Zuccolini kein Dazwischen.

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Den Alltag vergessen

Das Spektakel, welche den Besuchern an diesem Abend im Madlen geboten wurde, liess keine Wünsche offen. Denn der geerdete Humor von Zuccolini sowie die aus dem alltäglichen Leben gegriffenen Situationen liessen die Besucher alles rund um sich herum vergessen und für eine Zeit lang in Humor und Lachern versinken.

Schliesslich zielte der Humor von Zucco darauf ab, alltägliche Situationen und kleine und grosse Details aus dem Leben eines Durchschnittsbürgers mit Durchschnittsproblemen so aufzutischen, dass sich im Laufe des Abends jeder Rheintaler in der einen oder anderen Weise mit einer Situation identifizieren konnte und sich an seinen eigenen Alltag erinnert sah.

Das unliebsame dritte Kind

Ein Beispiel: VW-Busse. Wer sich einen VW-Bus kauft, geht automatisch auch die Verpflichtung ein, sämtliche Kinder aus dem Sportverein, in welchem auch das eigene Kind ist, herumzufahren. Und einfach vor der Turnhalle abladen ist nicht drin. Nein, es muss vor der Halle gewartet und Smalltalk mit dem Hausmeister geführt werden. Stundenlang.

Ein anderes Beispiel: Familien mit drei Kindern. Drei Kinder seien nie eine gute Idee. Warum? Weil man nur zwei Hände hat. Irgendein Kind muss also immer alleine laufen. Ausserdem ist das Kriegen und Zeugen eines Kindes wie ein Dessert. Man hatte bereits eine Vorspeise, einen Hauptgang – und jetzt soll man einen Dessert auswählen. Widerwillig entscheidet man sich fürs Tiramisu, nur um es dann direkt zu bereuen, da man auch mit dem Rest schon genug hatte.

Besucher in den Bann gezogen

Die Lacher der Zuschauer waren entsprechend zahlreich; schliesslich waren es Situationen aus dem echten Leben. Besonders ist herauszuheben, wie gut der Komiker trotz seines Solo-Auftritts die altehrwürdige Bühne im Madlen, welche zugleich auch mit einer Kinoleinwand ausgestattet werden konnte, zu füllen vermochte. Denn anders als bei Gabi Fleisch in der vergangenen Woche hatte Zucco keine Musiker bei sich, die sowohl mit Instrumenten als auch mit Schauspiel eine Geschichte zu erzählen vermochten.

Der Mangel an Personal, wenn man diesen denn so nennen will, merkte man bei Zuccolini überhaupt nicht. Er konnte das Publikum mit seiner gewohnt direkten und in diesem Fall auch eher aggressiven Art zu jeder Sekunde abholen und schaffte es immer, einen Nerv zu treffen und damit Freude und Lacher auszlösen. Wer an diesem Mittwochabend den Weg ins Madlen nicht gefunden hat, hat wirklich Comedy-Unterhaltung der Extra-Klasse verpasst.

Aufregen ja, aber in Massen

Mit all diesen Erfahrungen und dem humoristischen Anstrich an verzwickte und schwierige Situationen konnten die Besucher nicht nur lachen, sondern auch lernen. Lernen, wie man auch schwierigen oder nervigen Situationen umgeht und sich nicht zu sehr auf die Palme bringen lässt. Wie Zucco es bestens vermittelt: Sich aufzuregen ist wichtig und richtig. Doch wirklich was ändern tut sich damit nichts.

Im Abschluss ein Zitat: «Skandinavien ist das Mallorca für die Menschen, die statt einem Fernseher eine Violine und eine Geige zuhause haben.»

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Die Rheintaler Kulturszene lebt und gedeiht

Mit Claudio Zuccolini ist dem Team vom Madlen einmal mehr ein wahrliches Meisterstück gelungen. Die Comedy-Unterhaltung auf der Kinobühne brachte eine willkommene Abwechslung in das ansonsten sehr kinolastige Jahr und sorgte für viele Lacher in einer Zeit, in welcher es je länger, je weniger zu lachen gibt.

Der kulturelle Beitrag, der vom Madlen Tag für Tag geleistet wird, lässt sich kaum in Worte fassen. Mit jeder Aufführung eines Kinofilms, eines Konzerts oder eines Comedy-Specials trägt das Kinotheater Madlen und das Team rund um Pascal Zäch einen wichtigen Teil zur Rheintaler Kulturszene bei und hilft, diese auch über die Landesgrenze hinaus in das nahe Vorarlberg bekannt und beliebt zu machen.

Und da man sich immer noch recht früh im Jahr befindet, sind Aufführungen wie Gabi Fleisch und Zuccolini nur die Spitze des Eisbergs. Im Madlen denkt man weiter. So konnten bereits «Blues im Madlen» und unter anderem auch ein Auftritt von Remo Forrer angekündigt werden. Still wird es also nicht in der Rheintaler Kulturszene. Und Heerbrugg ist ein gewichtiger Grund dafür.

Sämtliche Termine im Madlen sowie Ticketpreise, etc. können auf der Website des Kinotheater Madlen eingesehen werden.

Sie finden diese hier.

Fabian Alexander Meyer