Wenn man den Garten hinter dem Wohnhaus der Famillie Geisser aus Oberriet, unweit der bekannten Kristallhöhle, betritt, glaubt man, sich im Paradies wiederzufinden. Eine gepflegte Gartenlandschaft mit einer Christbaumplantage, dahinter sind weidende schottische Hochlandrinder zu sehen. Die beiden Hauskatzen rekeln sich blinzelnd in den warmen Sonnenstrahlen. Die Hühner scharren und picken vor sich hin und dürfen friedlich ihre Eier für den Eigengebrauch der Familie legen. Und solange leben, bis sie selbst sterben. Der letzte Hahn erreichte das beinahe biblische Alter von dreizehn Jahren. Und mitten im Garten erhebt sich ein mächtiger, bereits dreihundert Jahre alter Birnbaum. Vermutlich einer der ältesten im Kanton.
Paradies mit Kürbis und Christbaum


Begeisterte Nebenerwerbsbauern
Die Geissers sind begeisterte Nebenerwerbsbauern. Auf 17,5 ha wird Ackerbau betrieben. Mais, Weizen und Raps. «In dem Bereich wollen wir uns noch vergrössern, vor zehn Jahren haben wir mit 9 ha angefangen.» Aber man wird bei den weniger personalintensiven Früchten bleiben, also keine Spargel oder Erdbeeren pflanzen. «Bei uns arbeiten nur unsere Familienmitglieder, also meine Frau Myriam und ich und unsere beiden Söhne Janik und Jastin. Wir sind alle berufstätig, so bin ich Teamleiter Montage beim Industriedruckerhersteller SwissQprint in Kriessern. Der 20-jährige Janik arbeitet als Konstrukteur beim Schreitbaggerhersteller Menzi-Muck. Und der 16-jährige Jastin ist unser «Holzwurm», er ist Lernender als Zimmermann», erzählt Familienoberhaupt Marcel Geisser voller Stolz.

Einen Hinweis auf die Technikaffinität von Janik Geisser gibt der Maschinenpark. Janiks Leidenschaft sind nämlich Traktoren, Traktoren und Traktoren. Auschliesslich von der ehemals Schweizer Marke Hürlimann. Sein ganzer Stolz ist ein mächtiger Traktor Typ H6160. «Einer der letzten und mit Sicherheit der grösste Traktor, der noch in der Schweiz von Hürlimann gebaut wurde. Das war 1984.» Mit diesem Gerät wird aber nicht mehr gearbeitet, damit fährt Janik auf Oldtimertreffen. Für die tägliche Arbeit steht ein erst drei Jahre alter Hürlimann, komplett aus italienischer Produktion, mit allem Komfort von Klima bis Automatik zur Verfügung.

Saisongeschäfte Kürbis- und Christbaumverkauf
Zwei starke Standbeine der Familie Geisser sind die beiden Saisongeschäfte Kürbis- und Christbaumverkauf. Ende August sind die drei liebevoll gestalteten Kürbisverkaufswagen bestückt worden. Einer bleibt beim eigenen Hof, die beiden anderen werden im nahen Oberriet beim Haus der Schwiegereltern direkt an der Staatsstrasse aufgestellt. Bis Ende Oktober stehen dort mehr als hundert Sorten zur Auswahl, von ganz gross bis ganz klein, von gelb über violett bis rot, von Speise- bis zu Schnitz- und Zierkürbissen. «Man glaubt ja gar nicht, was man aus Kürbissen alles kochen kann», berichtet Myriam Geisser aus ihrer Erfahrung, «Nicht nur Suppen, sondern gedämpftes oder gegrilltes Gemüse oder als Gratin zusammen mit Kartoffeln. Mein Highlight sind eher kleine Kürbisse, deren Fruchtfleisch ausgehöhlt, gewürzt, mit Speckwürfeli, Frischkäse und Käse verfeinert und die dann in der Kürbishülle in das Backrohr kommen. Einfach herrlich.»

Die Familie aus dem Weiler Kobelwies bei Oberriet verfügt über ungefähr 1200 Kürbisstöcke, sodass jährlich etwa drei- bis viertausend Stück geerntet und verkauft werden können. Ob es Probleme mit der Ehrlichkeit der Kunden gibt, die ja den Entgelt für die wunderbar schmeckenden Früchte selbst in die meist unbewachte Kasse legen müssen? «Nein, die Ehrlichkeit ist wirklich sehr gut», lacht Marcel Geisser, «Langfinger gibt es leider immer. Aber es ist nur wichtig, dass Ende Saison die Kasse stimmt.»

Familienverträgliche Preise
Die Geissers legen Wert darauf, dass ihre Kürbispreise familienverträglich sind. «Deshalb berechnen wir nicht nach Gewicht, sondern nach Bauchgefühl. Weshalb sich dann auch grössere Familien sich die Kürbisse leisten können. Ausserdem müssen wir uns mit den Preisen am nahen Österreich orientieren, denn wir verkaufen auch über die Grenze.» Wie auch bei den Christbäumen, die direkt aus dem Familiengarten verkauft werden.
«Auch bei den Bäumchen für Weihnachten gibt es keine Phantasiepreise, obwohl sie wie auch die Kürbisse ohne jede Chemikalie oder Spritzmittel gezogen werden. Wir verlangen dort dieselben Preise, wie sie der Kunde auch für vorgeschnittene Bäume zahlt», berichtet Myriam Geisser. Schon im Oktober kommen ein Teil der Kunden vorbei und markieren «ihren» Christbaum. Das Hauptgeschäft gibt es dann einem Samstagverkauf jeweils am letzten Wochenende vor dem Heiligen Abend. Da wird die ganze Werkstatt und Traktorengarage freigeräumt und mit den Kunden, Nachbarn, Freunden und Bekannten die bevorstehende Stille Zeit gefeiert. Und sozusagen nebenher jährlich etwa 150 der Blau-, Weiss-, Rot-, Nordmann- und Coloradotannen verkauft. Von denen derzeit insgesamt 1200 Stück in der Christbaumkultur im Geisserschen Garten am Wachsen sind. Jedes Jahr werden derzeit um die 300 Bäume gesetzt, die frühestens nach sechs Jahren zum Schneiden und für den Verkauf reif sind.

Chefin der Herde ist Kuh Wilma
Vor nicht allzu langer Zeit wurde im Familienrat beschlossen, auch noch schottische Hochlandrinder anzuschaffen. Gesagt, getan. Seither bevölkern nach dem neuesten hinzugekommenen Nachwuchs acht Exemplare dieser drolligen, zotteligen Tiere die Weide und den extra erbauten Stall. Die Chefin der Herde ist eindeutig die Kuh Wilma, Stier Hector fügt sich wie alle anderen ihrem Führungsanspruch. Wo Wilma hingeht, folgen auch alle anderen. «Wir haben schon lange drum herumgeredet, bis die Entscheidung gefallen ist», erzählt Myriam Geisser, «irgendwann haben wir dann die drei ersten Tiere gekauft. Wir züchten jetzt selbst und gerade Ende April, Mitte Mai sind zwei Kälber dazugekommen. So werden es immer ein bisschen mehr. Die Tiere werden von mir täglich gestriegelt, da wächst schon eine Beziehung. Wenn die Schotten auf der Weide uns hören oder sehen können, kommen alle angelaufen. Es ist immer ein schönes Erlebnis, zu sehen, wie die Tiere springen können.»

Die Hochlandrinder danken die aussergewöhnliche Zuwendung mit grosser Zutraulichkeit. Von Dezember bis März bleiben sie überwiegend auf Stroh im Stall, da sonst die Weide Schaden nimmt. Sonst sind sie bei jedem Wetter draussen. «Besonders den Schneefall lieben sie, wenn wir sie dann rauslassen, kommen sie erst am Morgen mit weissen Rücken zurück in den Stall.» Und neben all den eigenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten sind die Geisser-Familienmitglieder auch noch in Lohnarbeit auf fremden Äckern tätig. «Volles Programm», lacht Janik Geisser, «Säen, bestellen, düngen, Ballenpressen usw., macht einfach alles Spass.»