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St. Margrethen
06.11.2024
07.11.2024 12:31 Uhr

Das Bruggerhorn in trockene (Bade-)Tücher bringen

Gemeindepräsident Reto Friedauer musste sich an diesem Abend den Mund fusselig reden
Gemeindepräsident Reto Friedauer musste sich an diesem Abend den Mund fusselig reden Bild: fam
Am gestrigen Dienstag, 5. November 2024, fanden sich zahlreiche Bürger von St.Margrethen im Rheinausaal ein, um über die Zukunft des Bruggerhorns informiert zu werden.

Am 24. November stimmen die St.Margrether Stimmbürger über die Zukunft des bekannten und beliebten Strandbades «Bruggerhorn» ab. Sexy oder nicht sexy – das ist hier die Frage. Wortwörtlich. Doch dazu später mehr.

Infrastruktur in die Jahre gekommen

Reto Friedauer, Gemeindepräsident, klärt auf, warum der Neubau genehmigt werden sollte: «Die Nutzungsansprüche haben sich gewandelt. Beispielsweise in der Küche des Restaurants.» Und auch sonst gäbe es viele Mängel, die behoben werden müssen.

«Risse im Beton, Korrosionsschäden, schlechte Infrastruktur. All das trübt den Schein unseres ansonsten sehr tollen Strandbads und Campingplatzes.» Im Jahre 2017 fielen die Besucherumfragen weitestgehend genügend aus, «aber heute würden die Ergebnisse massiv schlechter ausfallen, davon bin ich überzeugt.»

Friedauer zeigt auf ein Bild von Kabinen in marodem Zustand und sagt: «Das sind die Kabinen, die am besten erhalten sind.» Man kann sich vorstellen, wie es um die weniger gut erhaltenen Umkleiden bestellt ist. Was also ist die Lösung? Ein Neubau aus Holz. 

Die Infrastruktur des Bruggerhorn muss überarbeitet werden Bild: Ivo Ganz

Die Ukraine und deren Auswirkungen auf St.Margrethen

Dem Neubauprojekt geht dabei eine lange Geschichte voraus. Vor fünf Jahren führte die Gemeinde einen anonymen Projektwettbewerb durch. 143 Projekte wurden eingereicht, am Schluss gewann das Projekt «Arché» der Baumgartner Bär Architekten aus Zürich. Doch die Pläne passten dem Stimmvolk nicht; zu teuer seien sie. Was folgte, waren verschiedenste Kosten- und Projektoptimierungen – und später eine Ablehnung an der Urne.

Ein Sparprogramm war die Folge – und auch die Bauteuerung, verursacht durch den Krieg in der Ukraine, machte das Projekt und die Durchführung nicht einfacher.

So könnte der Neubau aussehen Bild: fam

Am Projekt festhalten

Doch die Gemeinde hält am Projekt fest. «Wir haben einen Hoftypus aus Fichtenholz geplant.» Die Dimensionen: 56.40 x 36.40 x 4 Meter. Das Gesamtvolumen beträgt 6'284 Kubikmeter. «Der Hoftypus ist luftig, locker und fügt sich bestens in das Gesamtbild ein.»

Jetzt, im November 2024, soll das Stimmvolk erneut über den Verbleib des Neubaus am Strandbad entscheiden. Das folgt auf eine Redimensionierung des Projektes aus dem Jahre 2023. Das Gebäudevolumen wurde um einen ganzen Fünftel reduziert und das Restaurant wird nicht das ganze Jahr über betrieben – wie es ursprünglich eigentlich geplant war.

Und was kostet das?

Derzeit rechnet man mit Investitionskosten von ca. sieben Millionen Franken. Die erhöhte Kostengenauigkeit beläuft sich auf +/- 15 Prozent. Unter Berücksichtigung der bestehenden Vorfinanzierung von 1.5 Millionen Franken führt dies zu jährlichen Abschreibungen und Zinskosten in Höhe von 263'000 Franken, respektive ungefähr drei Steuerprozenten.

Der Gemeinderat argumentiert damit, dass durch diese Investitionen der Betrieb der «wichtigsten Freizeitanlage» auf ein zukunftstaugliches Fundament gestellt werde. Nur mit einer grundlegenden Erneuerung könne die Attraktivität des Bade- und Freizeitangebotes nachhaltig gesichert werden. Die Eröffnung des Neubaus solle im zweiten Quartal 2027 geschehen.

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«Die Leute sind begeistert»

In der anschliessenden Fragerunde wird Friedauer mit Fragen bombardiert. So sehr, dass er an einem Punkt selber den Stecker ziehen muss und die Leute auf das wartende Freibier aufmerksam macht. Hier die wichtigsten Punkte.

«Die Leute sind begeistert von unserem Bruggerhorn. Aber das sind sie nur so lange, bis die Infrastruktur endgültig nicht mehr reicht. Daher empfehlen wir vom Gemeinderat ein beherztes Ja.»

Ein Zuhörer wirft ein, dass andauernd irgendwelche Kredite für das Bruggerhorn genehmigt werden müssen. Wann sei denn endlich Schluss, gebe es keinen «Fahrplan»? Friedauer: «Doch. Natürlich gibt es immer wieder kleinere Kosten, aber die grössten Ausgaben sind mit dem Bau erledigt.»

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Dann folgte der Hammer des Abends.

Der Gemeindepräsident gibt öffentlich zu, «dass es keinen Plan B gibt.» Es gibt also keine Lösung, sollte das Projekt erneut an der Urne scheitern. «Ich hoffe inständig darauf, dass der Neubau angenommen wird! Ansonsten müssen wir vom Gemeinderat ordentlich über die Bücher. Und eins kann ich ihnen sagen: Plan B wird bei Weitem nicht so sexy sein wie Plan A.»

Damit wurde alles gesagt. Jetzt liegt es bei den St.Margrethern, ob sie einen strahlenden Neubau oder einen maroden Altbau ihre Badi nennen wollen. Am 24. November wissen wir Bescheid.

Fabian Alexander Meyer