Tor nach Querpass von Andrade

Eine nicht weit hergeholte Vermutung, denn schliesslich lagen die Blau-Weissen seit der 23. Minute mit 0:2 zurück. Der FC Balzers hatte bereits in der zweiten Spielminute durch Marino Cavegn nach einem Querpass vom früher in Widnau spielenden Helmar Andrade das 0:1 hinnehmen müssen. Und zwanzig Zeigerumdrehungen später holte der unglücklich agierende Arbnor Dalipi Gegenspieler Andrade im Strafraum von den Beinen. Der dafür zu Recht verhängte Penalty wurde von Matti Forrer routiniert zum 0:2 für Balzers verwandelt.

Es musste etwas geschehen, um die zeitweise pomadig wirkenden Widnauer Spieler aufzuwecken. Und es geschah etwas. Trainer Andreas Lüchinger liess an der Seitenlinie die Ersatzspieler aufwärmen. „Eine ungewöhnliche Situation erfordert ungewöhnliche Massnahmen“, erklärte der wieder gutgelaunte Coach nach dem Match. Und es wirkte, die Spieler auf dem Feld rissen sich am Riemen und spielten konzentrierter. Ceyhun Tüccar drang mit dem Ball am Fuss in den gegnerischen Strafraum ein und spielte ihn in Bedrängnis direkt in den Lauf von Alessio de Simeis, der das Spielgerät im Stil eines erfahrenen Goalgetters an Balzers-Goalie Lo Russo vorbei einschob.

Hinten viel konsequenter

Und unverzüglich nach diesem Treffer setzte Andreas Lüchinger die nächste ungewöhnliche Massnahme. Er ersetzte Ivan Ivic und Arbnor Dalipi bereits in der 34. Minute durch Luca Giorlando und Emir Murati. Auf einen Schlag spielten die Blau-Weissen hinten viel konsequenter und mit mehr Elan auf der Aussenbahn. Was sich fünf Minuten vor der Pause auch in Zählbarem äusserte. Ein Freistossball von Lässer wurde von Noah Thönig per Kopf zu Kevin Egbon verlängert, der mühelos zum 2:2 Ausgleich verwandeln konnte.

Die zweite, einem Spitzenspiel jetzt absolut würdige Halbzeit gehörte zunächst alleine den jetzt dominant auftretenden Gastgebern. Knapp vor Ablauf einer Stunde Spielzeit verlängert Orhan Ademi geschickt einen Passball von Ceyhun Tüccar in den Lauf von „Duracell-Männchen“ Noah Thönig. Dieser liess noch mit einer Körpertäuschung einen Liechtensteiner aussteigen und zog über vierzig Meter unwiderstehlich Richtung Balzers-Tor, wo er am Torhüter vorbei einschoss.

Stoss in den Rücken

Nur vier Minuten später folgte dann die Entscheidung zugunsten der Aegetenboys. Der an diesem Tag grossartig aufspielende und seine Qualitäten zeigende Orhan Ademi konnte im gegnerischen Strafraum nur noch mit einem Stoss in den Rücken gebremst werden und verwandelte den dafür verhängten Penalty selbst lässig-locker zur 4:2 Führung.

Es folgte eine Sturm- und Drangphase der Mannen aus dem Fürstentum, die aber keine zählbaren Ergebnisse zeitigte. Im Gegenteil, deren offensive Spielweise ermöglichte der Lüchinger-Elf auf Konter zu spielen und Überzahlsituationen zu generieren. Wie in der Nachspielzeit, als Emir Murati und Lucas Barboza die Verteidigung so unter Druck setzte, dass diese einen Fehlpass in die Füsse des Widnauer «Jokers» Timon Cabezas spielte, der gnadenlos auf 5:2 stellte.

Unberechtigte Kritik

Noch ein Wort zur eingesetzten Schiedsrichterin Nadine Reichmuth: Chapeau! Die Unparteiische fällte über neunzig Minuten hindurch kaum einmal eine unrichtige Entscheidung, obwohl sie von der Balzers-Bank und von den Gelb-blauen Spielern ständig mit unberechtigter Kritik konfrontiert wurde. In allen kritischen Situation behielt die junge Frau Referee stets den Überblick und scheute sich nicht, neben berechtigten gelben Karten auch eine rote Karte zu erteilen. Auch diese Situation, eine Tätlichkeit des sichtlich erregten Aljaz Kavcic an Orhan Ademi, hat sie kühl und korrekt beurteilt.