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Oberriet
25.10.2024

«Trump als Präsident ist ein absolutes No-Go»

Wirtschaftsexperte und Börsenguru Jens Korte referierte vor über 1100 Zuhörern
Wirtschaftsexperte und Börsenguru Jens Korte referierte vor über 1100 Zuhörern Bild: Ulrike Huber
Jens Korte, bekannter US-Korrepsondent und Wirtschaftsjournalist, war bereits zum sechsten Mal Gast der Alpha RHEINTAL Bank und referierte am Donnerstagabend in der Oberrieter Bildstöckli-Halle vor 1100 Besuchern zur aktuellen Lage von Politik und Wirtschaft in den USA.

Bereits zum sechsten Mal hatte die Alpha Rheintal Bank zu einem Event mit dem Finanz- und Wirtschaftsexperten Jens G. Korte geladen. Und wieder war der Response immens. Denn Reto Monsch durfte als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank über 1´100 Kunden zu dieser Veranstaltung begrüssen. Sie alle wollten hören, was Korte zur derzeitigen weltweiten wirtschaftlichen Situation und insbesondere zu dem zwischen Donald Trump und Kamala Harris tobenden Wahlkampf zu sagen hatte.

Über 1100 Kundinnen und Kunden der Alpha RHEINTAL Bank bevölkerten die Bildstöcklihalle in Oberriet Bild: Ulrike Huber
Bild: Ulrike Huber

Live vor Ort verfolgt

Seit 1999 berichtet Jens Korte aus New York. Das war inmitten des Internetbooms. Dann platzte die Technologieblase und die USA rutschten in eine Rezession. Amerika, die wankende Wirtschaftsmacht, die Terroranschläge 2001, der Boom an den Finanzmärkten, die Skandale in den 2000ern, der grosse Crash 2008, der folgende Aufschwung, der Energieboom und –absturz, die Wahl und die Abwahl von Donald Trump: diese Ereignisse verfolgte Jens Korte, der in Brooklyn, einem Stadtteil von New York lebt, live vor Ort.

Roland Bartholet (li.), Leiter Private Banking / Mitglied der Geschäftsleitung bei der Alpha RHEINTAL Bank mit dem Referenten Jens Korte Bild: Ulrike Huber

In der Oberrieter Bildstöcklihalle analysierte der aus dem Fernsehen bekannte Börsenguru die Wirtschaftslage in den USA und insbesondere das Wahlkampfgeschehen und zog daraus vielfältige Erkenntnisse. «Dieser Wahlkampf ist das Verrückteste, was ich in den USA bisher erlebt habe. Und ich bin froh, wenn er in zwei Wochen vorbei ist.» Die Geschehnisse in «God´s own country» seien insbesondere auch für die Schweiz immens wichtig, denn inzwischen ist die USA das grösste Exportland der Schweiz. Jens Korte hält mit seiner Meinung über die Kandidaten nicht hinterm Berg: «Trump als Präsident ist für mich aus moralischen Gründen ein absolutes No-Go. Er hat schon bei den Wahlen von vor vier Jahren gezeigt, dass er absolut verfassungsfeindlich eingestellt ist.»

Reto Monsch begrüsste als Vorsitzender der Geschäftsleitung die Gäste der Alpha RHEINTAL Bank Bild: Ulrike Huber

Ansichten sind gespalten

Wen will die Wall Street bzw. die amerikanische Wirtschaft an der Spitze des Landes sehen? «Die Ansichten sind gespalten. Während die einen, wie etwa Elon Musk, auf Trump, und damit auf Deregulierung und niedrigere Unternehmenssteuern setzen, sehen die anderen in Trump die Gefahr, dass er mit seiner starren Migrationspolitik und dem Schliessen der Grenzen den Arbeitsmarkt abwürgt.»

Bild: Ulrike Huber
Reto Monsch Bild: Ulrike Huber

Denn, wie Korte ausführt, würde beinahe jeder, der illegal über die Grenze kommt, als erstes einen Asylantrag stellen. Dann kann er offiziell arbeiten und zahlt auch Steuern, während parallel das viele Jahre dauernde Asylverfahren laufe. «Landwirtschaft, Gastronomie und Zustellfirmen sind vollkommen von diesen Arbeitskräften abhängig.» Und noch etwas habe Trump angekündigt: Jedes importierte Produkt soll mit einem teils erheblichen Zoll belegt werden. Insbesondere Autos aus China oder Mexiko sollen mit 200 Prozent Strafzoll belegt werden. Kein Wunder, dass Elon Musk von Tesla der neue «best buddy» von Trump ist. Für den ohne Vorlage frei sprechenden und fesselnd vortragenden Jens Korte ist aber klar, dass diese Strafzölle die Inflation wieder antreiben würden und deshalb kontraproduktiv seien.

 

Jens Korte referierte über das aktuelle Geschehen in den USA Bild: Ulrike Huber
Stefan Frei (Mitte), früherer Vorsitzender der Geschäftsleitung der Alpha RHEINTAL Bank, unter den aufmerksamen Zuhörern Bild: Ulrike Huber

Das Leben ist einfach sehr teuer geworden

Und was will Kamala Harris im Falle eines Wahlsiegs für die Wirtschaft tun?Die niedrigen Unternehmenssteuern etwas anheben, eine Entlastung für Familien und Kinder durchsetzen, drei Millionen Wohnungen bauen lassen und eine Preisdeckelung für Medikamente einführen. Der Wirtschaft in den USA gehe es derzeit eigentlich gar nicht so schlecht, resümiert Jens Korte. Dennoch könnte die heutige Lebenssituation der Menschen im Vergleich zur Wahl von vor vier Wahlen den Ausschlag geben. Und hier sei es vor allem die in den letzten Jahren heftige Inflation, die den Menschen Sorge bereiten. «Das Leben in den USA ist einfach sehr teuer geworden.»

Jens Korte Bild: Ulrike Huber
Bild: Ulrike Huber

Ein weiteres Thema sei die enorme Staatsverschuldung, die in der Regierungszeit der letzten beiden Präsidenten, also innerhalb von acht Jahren um 14 Billionen, also vierzehn mal tausend Milliarden Dollar zugenommen hat. «Die USA benötigen jeden Tag eineinhalb Milliarden Dollar für die Schuldenregulierung.»

Bild: Ulrike Huber
Jens Korte und Roland Bartholet in der abschliessenden Fragerunde Bild: Ulrike Huber

Ruppige Landung der Wirtschaft

Die Wall Street scheints nicht zu kümmern, denn ihre Indices seien in den letzten zehn Jahren um jährlich 13 Prozent im Schnitt gestiegen. Und der Goldpreis ist zuletzt in zwei Jahren um siebzig Prozent gestiegen. «Ich tippe aber auf eine ruppige Landung der Wirtschaft insgesamt in den nächsten Jahren.» Dennoch versichert Korte, dass die USA seiner Ansicht nach ein stabiles Land seien. «Egal ob jetzt Trump oder Harris die Wahl gewinnen!»

Der Apéro Riche bot die Gelegenheit, sich über das Gehörte auszutauschen Bild: Ulrike Huber
Bild: Ulrike Huber

Roland Bartholet, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Private Banking bei der Alpha Rheintal Bank, moderierte anschliessend an den Vortrag eine kurze Fragerunde aus dem Publikum, worin es unter anderem um die «Entdollarisierung» des BRICS-Raums ging, um die Stärke des Schweizer Frankens, oder um die Frage, ob Trump tatsächlich Einfluss auf den Verlauf des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nehmen würde. Jens Korte stand den Besuchern auch noch beim abschliessenden Apéro riche für Fragen zur Verfügung.

rheintal24/gmh/uh